0967 - Geister aus der Zukunft
entweder in dem kleinen Hotel treffen oder in der Nähe. Ist er nicht im Hotel, wird er uns eine Nachricht hinterlassen.«
Ich hatte den innerlichen Ruck bekommen. »Kollegin?« fragte ich sicherheitshalber nach.
Suko nickte. »Sie bearbeiten den Fall gemeinsam. Harry Stahl und Dagmar Hansen.«
Wir hörten den Schrei. Nicht sehr laut, immerhin aber zuckten wir zusammen. Thamar hatte ihn ausgestoßen. Sie saß kerzengerade auf ihrem Platz und zitterte.
»Was hast du?« fragte ich.
Shao hatte sich ebenfalls umgedreht und schaute uns an.
»Die Frau hieß Hansen - Dagmar Hansen, nicht wahr?«
»Das stimmt.«
»Sie ist eine von uns!«
Bei uns fiel auch das Geldstück, wir hörten es klicken, und ich schlug mir gegen die Stirn. »Natürlich, du hast den Namen erwähnt. Ich habe jetzt geschlafen.«
»Dann wird Ramona auch kommen!« erklärte Thamar. »Da bin ich mir sicher.«
»Was kann das bedeuten?« Ich hatte mich auf die Sessellehne gesetzt und schaute sie direkt an.
»Das ist einfach. Es wird zu einem weiteren Treffen kommen. Der Drang ist da. Die anderen wollen, daß wir wieder in ihr Raumschiff steigen. Es soll weitergehen, weiter, immer weiter…«
»Aber diesmal sind wir dabei«, sagte Suko.
»Nur müßt ihr euch beeilen«, erklärte Shao trocken. »In der nächsten Maschine sind noch drei Plätze frei. Am besten laßt ihr euch mit dem Hubschrauber zum Flughafen bringen, sonst packt ihr das nicht mehr.«
Ich stand schon am Telefon. »Das wird Sir James schon regeln…«
***
Ramona Sendi tat nichts. Sie stand auf der Wiese wie das Mädchen, das auf die vom Himmel fallenden Sterntaler wartet, aber bei ihr geschah nichts. Der Reflex wiederholte sich nicht. Sie sah auch nicht den geheimnisvollen Verfolger und Beobachter. Die Frau kam sich plötzlich sehr allein vor, und sie spürte die Kälte, die über ihren Rücken hinwegkroch wie mit spitzen Eisfingern.
Der Drang, mit dem sie noch immer nicht hundertprozentig zurechtkam, hatte sie auf diese Wiese geführt, wo sie verloren und wie ein Zielobjekt stand, und sie traute sich nicht, einen Schritt nach vorn zu gehen. Die Zeit lief für sie langsamer ab. Da tropften die Sekunden nur dahin, alles hatte sich für sie verändert. Im Rücken spürte sie ein Zucken, als befände sich dort ein Mund, der sich öffnet und schließt. Jeden Moment erwartete sie die Kugel, die in ihren Körper schlug.
Sie kam nicht.
Sie hörte auch keinen Abschußknall.
Es blieb ruhig, bis auf die Laute der Natur, die sie doppelt so laut hörte wie sonst, denn ihre Sinne für Veränderungen waren plötzlich geschärft worden.
Hinter ihrer Stirn blieb das Pochen. Sie wußte, daß sich ihr Auge dort abmalte.
Noch hatte sie sich nicht umgedreht. Der versteckte Beobachter schaute noch auf ihren Rücken, aber bis zum Einbruch der Dunkelheit konnte sie nicht so stehenbleiben.
Er war da, und er würde auch bleiben. Davon ging sie einfach aus. Er würde sich nicht zurückziehen, solange sie auf dieser Lichtung stand und wartete.
Das wollte sie ändern.
Sehr langsam drehte sich die Frau. Noch immer schlug ihr Herz kräftiger als gewöhnlich. Zugleich hatte sich auch der andere Druck verstärkt, dieser ungewöhnliche Sog, der über sie gekommen war und sie zu diesem Ziel geführt hatte.
Es war wie damals, nur nicht ganz so stark. Aber es war noch nicht dunkel, und wenn die Nacht sich über das Land gelegt hatte, würden die Fremden aus den unendlichen Weiten des Alls kommen, landen und sie einfach holen.
Wehren konnte sie sich nicht. Da ging es Ramona wie den anderen beiden.
Tief atmete sie die kühle Luft ein und spürte, daß es ihr allmählich besserging.
Der erste Blick hinüber zum Weg. Ihren Wagen sah sie. Einen zweiten entdeckte sie nicht. Und natürlich auch keinen Menschen, denn der Verfolger hielt sich versteckt.
Es ging nichts mehr. Es war alles normal. Eine Täuschung? Ein Irrtum?
Auf keinen Fall, denn es mußte jemanden geben, der ihr den Hasen in die Dusche gelegt hatte.
Ramona ging wieder zurück. Mit langsamen, sehr genau gesetzten Schritten. Sie versuchte, sich zusammenzureißen und durch keine Bewegung erkennen zu geben, daß sie den anderen zumindest bemerkt hatte. Auch der traf keine Anstalten sich zu zeigen. Er blieb in seiner Deckung hocken, falls er überhaupt dort saß und sich nicht schön längst zurückgezogen hatte.
Bevor sie den Rand erreicht hatte, blieb sie für wenige Augenblicke stehen.
In ihrer Umgebung tat und bewegte sich nichts. Die Ruhe
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