0967 - Geister aus der Zukunft
verschwand.
Ramona kam sich vor wie in einem Grab, dessen Inneres allerdings erhellt wurde, als der Gewehrträger einen Schalter betätigte. Unter der Decke gab eine Lampe mehr Licht, als die Beleuchtung der Instrumente zuvor abgestrahlt hatte.
»Wir können dich fesseln!« erklärte der Dunkelhaarige. »Es kommt ganz allein auf dich an.«
»Ich werde mich ruhig verhalten.«
»Gut, Süße, das ist auch besser für dich.«
Der zweite Typ hatte bereits seinen Platz eingenommen und nach dem Hörer eines Satellitentelefons gegriffen. Er tippte eine Nummer ein, schaute Ramona an und wartete, bis sich am anderen Ende der Leitung jemand meldete. Der Anrufer gab ein Codewort ein und wurde erst dann weiterverbunden. Einige Sekünden dauerte es. Dann fing der Mann an zu reden. Er sprach sehr schnell. Zudem war die Sprache durch seinen breiten Südstaaten-Dialekt sehr gefärbt, so daß die Gefangene nicht alles mitbekam. Was sie verstand, reichte ihr allerdings, denn der Mann mit dem Gewehr sprach von einem ersten großen Erfolg. Er hörte sich die Anweisungen der Zentrale an, bestätigte diese und legte schließlich auf. Mit einem zufriedenen Lächeln auf dem Gesicht drehte er sich um.
Direkt schaute er Ramona ins Gesicht. »Ich hoffe, du stellst dich nicht so an wie diese Estelle.«
Sie schwieg, aber der zweite Typ - er saß hinter ihr - kicherte leise.
»Ich weiß nicht, was Sie wollen.«
»Das ist einfach. Erkläre es ihr, Paul. Mach es ihr richtig klar.«
Paul war der Mann mit dem Gewehr. Er schaute Ramona noch einmal kalt an, bevor er sich bewegte. Um die Videokassette aus einem Fach zu holen, brauchte er nur den Arm auszustrecken. Er schob sie in den Recorder, schaltete einen kleinen Fernseher ein und sagte, während sich auf dem Schirm noch nichts zeigte: »Wenn du das gesehen hast, weißt du genau, was wir von dir wollen.«
»Das verstehe ich nicht…«
»Schau es dir an!«
Sie nickte.
Auf dem Bildschirm zeigte sich noch nichts. Nur grauer Schnee, durch den hin und wieder waagerechte Streifen schössen. Das blieb nicht mehr lange so, denn ein erstes Bild erschien. Zwar dunkel, so daß Ramona Mühe hatte, etwas zu erkennen.
Das Bild zeigte keinen Ort, sondern eine Landschaft, die von den Schatten der Nacht überdeckt wurde. Der Himmel und der Untergrund schienen bei dieser Dunkelheit ineinanderzufließen, aber bei genauerem Hinsehen zeigten sich schon einige Umrisse. Erstarrte Wellen, die in der Luft zu hängen schienen.
Daran konnte die Betrachterin nicht glauben. Sie rechnete damit, daß es eine Landschaft war, die sich nicht weit von hier entfernt befand. Sie veränderte sich nicht, weil sich das gesamte Bild ausschließlich auf eine Szene konzentrierte. Der Himmel blieb dunkel. Sterne waren nicht zu sehen, bis in der Ferne plötzlich ein Punkt auftauchte. Ein Licht, das sich rasch und zuckend näherte und plötzlich strahlend hell wurde, daß Ramona sich gezwungen sah, die Augen zu schließen.
Das Licht blendete sie. Es krallte sich förmlich in ihr fest, und in ihrem Kopf huschten die Erinnerungen hoch. Sie kannte das Licht. Sie hatte es nicht nur gesehen, sondern hautnah erlebt, und sie wußte auch, zu wem es gehörte.
Hinter Ramona bewegte sich der zweite Mann und legte ihr seine Hand auf die Schulter. »Öffne die Augen und schau genau hin, Lady. Später werden wir dir dazu einige Fragen stellen.«
»Ja, ist gut.«
Tatsächlich konnte sie jetzt besser sehen. Die Blendung war beinahe verschwunden. Das Licht zeigte sich nicht mehr in dieser grellen Farbgebung.
Es hatte sich mehr verteilt und erinnerte dabei an einen sehr hellen Nebel, in den Scheinwerfer hineinleuchteten.
Aus diesem Nebel wuchs ein Umriß hervor. Ein Kreis oder eine Scheibe mit einem großen »Hut«, der wie eine Kuppel in die Höhe ragte.
Das war es!
Das war das UFO!
Ramona spürte das Zittern. Sie merkte plötzlich, wie sich Kälte-und Hitzeschauer auf ihrem Körper ablösten. Sie spürte auch den Druck hinter den Augen und zugleich das wilde Klopfen des eigenen Herzschlags. Die Erkenntnis hatte sich tief wie ein Stachel in ihr Herz gebohrt.
Sie merkte den leichten Schwindel, aber sie starrte trotzdem fasziniert auf den Schirm und spürte den Druck hinter ihrer Stirn, wie er sich immer mehr ausbreitete. Sie würde nicht verhindert können, daß sich das dritte Auge immer stärker nach vorn schob. Die Männer würden es sehen, und Paul hatte es bereits entdeckt.
Durch den Widerschein des Fernsehers war ihr Gesicht
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