0967 - Spur zur Angst
maßlose Übertreibung war. Das Problem war nur: Wenn er spürte, dass er verlieren würde, änderte er die Regeln gerade so, wie er sie brauchte. Das gerade war eine Mischung aus Schach, Mensch ärgere dich nicht und Dame gewesen! Der Fette war mit seinem Läufer im Zickzack über Teds Figuren gesprungen und hatten dessen König umgestoßen. Fertig - er hatte gewonnen. Und nichts und niemand würde ihn von dieser Überzeugung abbringen können.
Vielleicht ein paar freundliche Ohrfeigen?
Ted beherrschte sich, denn im Grunde hatte er von diesem Burschen hier ja nur eine Antwort erbeten. Der allerdings bestand darauf, erst einmal ein paar Spiele gegen seinen Besucher zu absolvieren. Vielleicht war Ewigk zu gutmütig? Jedenfalls hatte er sich darauf eingelassen - und es schon lange bitter bereut.
»Also? Was spielen wir jetzt?«
Ted Ewigks Stimme klang wie das Knurren eines gereizten Wolfes.
»Wir spielen Frage und Antwort - ist ganz einfach. Ich stelle dir eine Frage, du gibst mir die richtige Antwort. Dann hast du gewonnen. Leicht, oder?«
Eine jetzt leicht weinerliche Stimme antwortete ihm.
»Nein, gefällt mir gar nicht. Bring mir noch ein Spiel von der Erde bei, ja? Ein ganz tolles, das ich dann auch gewinnen werde. Los! Mach schon.«
Ted spürte, dass sein Reservoir an Nervenstärke nun wirklich nahezu erschöpft war.
Er hasste die Situation, in der er sich hier befand - hier, in der Kuppel der Herrscher. Man hatte ihn von Maiisaros Welt hierher entführt. Als ihm das wirklich klar wurde, befand er sich bereits in der Gewalt einer reichlich durchgeknallten Giftmischerin, einer Art Kräuterhexe, die ihre Experimente an ihm durchführte.
Zunächst schien es, als sollte das Martyrium, durch das sie ihn schickte, ein für ihn positives Ergebnis aufzeigen. Seit der Vampir Starless Ted seinen Machtkristall gestohlen hatte, und der blonde Hüne nur durch ein Wunder seinem Tod entronnen war, fehlte ihm jede Erinnerung an die eigene Vergangenheit. Er war wie ein Kind - wie eine weiße Leinwand, die auf den ersten Pinselstrich wartete.
Die grüne Gifthexe Mysati schaffte es, dass auf dieser Leinwand plötzlich wieder Bilder, Klänge, Gerüche und Emotionen aus Teds Vergangenheit schimmerten. In mehreren Phasen legte sie alles frei, was so tief verschüttet war.
Doch dann, kurz bevor ihr Werk vollendet war, offenbarte Mysati ihre wahren Absichten. Die letzte Phase ihrer Experimente würde Ewigk fest an sie binden, ihr Gewalt über ihn bescheren. Mysati hatte nur ein Ziel - die Kuppel der Herrscher verlassen und sich mit Ewigks Hilfe irgendwo anders eine Machtposition aufzubauen.
Erst in allerletzter Sekunde wurde sie gestoppt, als Maiisaro und Sajol ihr Spiel durchschauten.
Der Sohn des Dalius Laertes und Maiisaro, das ehemalige Licht der Wurzeln , hatten Ted aus seiner misslichen Lage befreien können. Ewigk erholte sich schnell von den Torturen Mysatis, und als Professor Zamorra in der Kuppel erschien, um ihn zu holen, da war er froh und glücklich, dies alles gut überstanden zu haben. Mithilfe des Wurzelwesens Geschor ging es zurück nach Maiisaros Welt - und hinein in ein neues Kapitel von Ewigks Dilemma.
Nur Sekunden nach seiner Ankunft auf Maiisaros Welt geschah es: Ted brach zusammen, all die alten-neuen Erinnerungen, sein gesamtes Leben, es schmolz in ihm zusammen wie Eis in der Sonne! Maiisaro handelte blitzschnell und schaffte ihn zurück in die Kuppel. Sofort war sein alter Zustand wieder hergestellt.
Was das zu bedeuten hatte, wusste niemand genau zu sagen, doch es fesselte den blonden Hünen an diesen Ort. Zumindest für so lange, bis sich sein Bewusstsein und die wiedererlangten Informationen endgültig miteinander verwoben hatten.
Das konnte jeden Tag geschehen.
Vielleicht ja auch erst in einem Jahr. Oder in zwei?
Oder… niemals?
Ted Ewigk fasste sich in Geduld. Das war die vielleicht schwierigste Aufgabe, die er je zu bewältigen hatte. Er wusste nur zu gut, dass er auf der Erde dringend gebraucht wurde. Der Zeitpunkt, an dem Tan Morano in seinem nicht enden wollenden Größenwahn die gesamte Galaxie in eine unkontrollierbare Gefahr stürzen würde, war nicht mehr fern. Sicher gab es bereits Gruppierungen in der DYNASTIE, die den ERHABENEN entmachten wollten, doch welche Chancen hatten sie gegen die Symbiose aus Vampir und Machtkristall? Zamorra war überzeugt, dass es nur eine Person gab, die sich gegen Morano würde behaupten können - und diese Person war Ted Ewigk. Ted selbst hatte
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