097 - In den Klauen des Daemons
Gestalt reagierte nicht. Sie stand regungslos da. Wo die Augen hätten sein sollen, befanden sich dunkle Schatten. Aber das konnte eine Täuschung sein.
Creely blickte genauer hin. Die Gestalt war mit einem Tropenanzug bekleidet. Der Anzug war schmutzig und abgerissen, der Tropenhelm tief in die Stirn gezogen. Darunter leuchtete es bleich wie die Knochen, die sie erst eine Minute zuvor gefunden hatten.
Langsam ging Robert Creely auf die Gestalt zu.
Immer näher kam er. Der Fremde reagierte nicht.
Es mußte ein Weißer sein.
Wieso lebte er noch? Wie war es ihm gelungen, sich zu ernähren und allen Gefahren zu trotzen?
Creely schauderte. Es war völlig absurd, aber es rieselte ihm eiskalt über den Rücken. Sein Gesicht wurde bleich. Er war ganz sicher, einen Toten vor sich zu sehen.
Ein Toter, der aufrecht im Dschungel stand und der vorher nicht da gewesen war?
Es gab nur noch einen Ausweg für Slayton. Michael Dorn hatte seinen Anzug aus dem Schacht geworfen. In diesem Anzug steckte eine noch geladene Waffe.
Slayton rollte zur Seite und griff danach. Es ging viel zu langsam. Das Monstrum war schon über ihm.
Da hatte er die Waffe. Mächtige Pranken schlugen nach dem Iren.
Der Mann schoß, ohne zu zielen. Die ersten Kugeln prallten vom Panzer des Ungeheuers ab. Aber sie schienen dem Koloß Schmerzen zu bereiten. Er wich ein Stück zurück.
Das war Dicks Chance. Er zielte auf den verbliebenen Kopf, und die Kugel drang in die Stirn des Monstrums. Die Schuppen waren dort nicht sehr dick.
Der Riese brüllte, aber er lebte noch. Er fiel quer über den Schacht. Die Erde bebte und Gesteinsbrocken lösten sich.
Das Ungeheuer verlor mehr und mehr an Kraft. Es sackte zusammen und rutschte tiefer, einen Teil des Mauerwerks mit sich nehmend.
Die Würmer warteten schon gierig. Ein Heer von weißen, schleimigen, langen Leibern fiel über das Monstrum her. Ein furchtbares Stöhnen erklang.
Slayton erhob sich mühsam und taumelte vom Schacht weg. Es würgte ihn. Er mußte sich übergeben. Ihm war hundeelend. Er erreichte das Tor und wankte hindurch.
Er mußte zurück zu den anderen. Sie würden sich Sorgen machen.
Da fiel ihm der Anzug des Deutschen ein.
Er torkelte zurück. Es schien fast, als wäre er betrunken.
Er hob den Schutzanzug auf und machte sich abermals auf den Weg.
Minuten später versuchte er, Funkverbindung zu bekommen. Er schaltete das Gerät ein und rief laut den Namen Robert Creelys.
Francis Cowan bewegte sich flink und lautlos wie eine Katze. Als er Arno Kelving erreicht hatte, schlug er ihm die Handkante ins Genick. Der Besessene sackte zusammen.
Alle atmeten auf. Wenigstens von Kelving war nichts mehr zu befürchten.
Francis Cowan, der längst nicht mehr die gewohnte Ruhe ausstrahlte, richtete den leblosen Körper Kelvings auf. Sein Freund Maxwell Böhm half ihm, die Fesseln wieder anzulegen. Diesmal gingen sie etwas sorgfältiger vor. Nach getaner Arbeit waren sie sicher, daß sich Kelving ohne fremde Hilfe nicht mehr befreien konnte.
Aber es gab noch andere Gefahren.
Robert Creely erschrak, als er so unvermittelt seinen Namen hörte. Er wollte gerade antworten, als Bewegung in die seltsame, furchterregende Gestalt vor ihm kam. Sie trat zurück und verschwand, als hätte der Erdboden sie verschluckt.
„Wer ruft?“ fragte der Expeditionsleiter ins Mikrofon seiner Schutzmaske.
„Ich bin es, Slayton“, keuchte jemand. „Der Deutsche…“ Die Stimme brach ab. Dann kam es stockend: „Michael Dorn ist tot.“ Ein Schluchzen. „Verdammt, er ist tot. Und ich stand daneben. Die Würmer haben ihn… Es war furchtbar, Robert! Ein Wunder, daß ich noch lebe.“
Robert Creely war erschüttert, aber er mußte sich um Slayton kümmern. „In welche Richtung seid ihr gegangen?“ fragte er. „Ich meine, nachdem ihr das schreckliche Tier erledigt hattet.“
„Nach rechts“, kam es zurück.
„Kein Wunder, daß wir uns nicht getroffen haben. Kannst du zu uns herüberkommen? Wir haben interessante Entdeckungen gemacht – interessante und furchtbare.“
„Ich komme“, versprach Dick Slayton. „Ich kann Michael nicht zur letzten Ruhe betten. Er ist…“
Er sprach nicht weiter.
Robert Creely fragte sich, welches Drama sich wohl abgespielt hatte.
„Ich habe etwas gefunden!“ rief Boris Minks.
Robert Creely wandte sich ihm zu. Da erreichte ihn ein weiterer Funkspruch. Diesmal kam er aus dem Lager, in dem die Gefährten warteten.
Robert erfuhr, was
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