Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
097 - In den Klauen des Daemons

097 - In den Klauen des Daemons

Titel: 097 - In den Klauen des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. A. Travers
Vom Netzwerk:
jene seltsamen Symptome zeigte.
    Normalerweise war Arno Kelving ein Mann, den so schnell nichts umwerfen konnte. Sein Körper war durch trainiert und an Strapazen gewöhnt.
    Er war der Typ des Abenteurers aus dem Bilderbuch. Das braungebrannte, wettergegerbte Gesicht mit den harten Augen wurde von fast blauschwarzem Haar umrahmt, das ihm meist strähnig in die Stirn hing. Sein Gang war geschmeidig, und er hatte ein ungezügeltes Temperament.
    Mit dem Handrücken wischte er sich über das Gesicht, das im Moment seine gesunde Farbe verloren hatte.
    Es fiel ihm schwer, seine Gedanken zu ordnen. Da war wieder dieser unerklärliche Druck in seinem Kopf. Als wäre das Gehirn größer geworden und würde ständig weiter anschwellen.
    Ein phantastischer und absurder Gedanke kam ihm: Sein Gehirn war nicht mehr allein.
    Der Druck verstärkte sich.
    Rasende Kopfschmerzen marterten ihn. Es war, als würde sich ein unbekanntes, grausames Etwas in seinen Schädel bohren.
    Arno Kelving spürte auf einmal, daß eine fremde Macht von ihm Besitz ergreifen wollte. Sie versuchte, seinen Verstand und seinen Willen auszuschalten.
    Arno Kelving stolperte. Er stieß mit der Schulter gegen einen Baum, aber er spürte keinen Schmerz. Das Chaos in seinem Gehirn verhinderte jede andere Empfindung. Dann schlossen sich seine Augen. Seine Lippen formten unverständliche Laute. Es klang, als sprächen sie eine fremde Sprache.
    Arno Kelving wußte nichts davon. Er war nicht mehr er selbst.
    Die anderen schauten zurück. Dick Slayton ließ das lange, scharfe Buschmesser sinken und wandte sich um.
    „Machst du jetzt etwa schon wieder schlapp?“ rief er ärgerlich.
    Er schnitt mit der Klinge einen Durchlaß in die undurchdringlich erscheinende Wand des Dschungels. Über dem entstandenen Loch schimmerte Licht, das gleißende Licht der tropischen Sonne.
    Die Männer hatten sie seit Tagen nicht gesehen. Das Blätterdach über ihnen war zu dicht gewesen. Sie befanden sich im Dschungel des Amazonasbeckens, im größten Tropenwald der Erde.
    Dick Slayton teilte die Zweige mit den Armen und trat auf eine kleine Lichtung. Es war unerfindlich, wie sie entstanden war. Jedenfalls war sie groß genug, um den blauen Himmel und die grelle Sonne freizugeben und der Expedition als Rastplatz zu dienen. Dick Slayton winkte zurück. Arno Kelving löste sich von dem Baum, gegen den er sich gelehnt hatte, und taumelte auf die Lichtung zu. Er hatte offensichtlich Mühe, sich auf den Beinen zu halten.
    Dick Slayton sah seinen Partner an.
    „Ich möchte wissen, was mit dir los ist“, sagte er kopfschüttelnd. „So kenne ich dich gar nicht.“
    Er gab den Indianern ein Zeichen, das bedeutete, daß sie sich ausruhen sollten.
    Die schlanken, dunkelhäutigen Gestalten ließen sich nicht zweimal auffordern. Sie legten die Ausrüstungsgegenstände nieder und setzten sich darauf.
    Während des Marsches hatten sie geschwiegen, nun unterhielten sie sich lebhaft.
    Ihr Gespräch ging Arno Kelving auf die Nerven. Er wußte gar nicht, wie er auf die Lichtung gekommen war. Sein Kopf schmerzte unbeschreiblich.
    „Warum können die nicht ihren Mund halten“, murmelte er gequält.
    Slayton legte eine Hand auf seine Schulter.
    „Hör zu, Arno“, sagte er leise. „Ich weiß nicht, was mit dir los ist. Du hältst es ja nicht für notwendig, jemanden in dein Geheimnis einzuweihen. Jedenfalls bist du zu einem Störfaktor für die Expedition geworden. Fang nicht auch noch an, unsere Träger zu verärgern. Vergiß nicht, was passiert, wenn uns die Indianer im Stich lassen.“
    Arno Kelving stand gebeugt wie ein uralter Mann.
    Langsam sah er auf. Slayton konnte seinem Blick nicht standhalten. Er wandte sich unsicher ab.
    „Du mußt verstehen“, murmelte er entschuldigend. „Wenn du krank bist, dann sage es doch. Wir werden eine Trage zusammen zimmern und…“
    Er unterbrach sich und sah seinen Partner wieder an. Dieser ließ sich zu Boden sinken. Sein gestählter Körper schien völlig kraftlos zu sein.
    Dick Slayton schüttelte den Kopf. Er war Ire und mit seinen einsneunzig einen Kopf größer als der drahtig muskulöse Arno Kelving.
    Slayton kannte seinen Partner schon seit Jahren. Er konnte nicht verstehen, daß der schwarzhaarige Österreicher sich so gehen ließ.
    In diesem Moment hörte man einen seltsamen Laut, der die Geräusche des Dschungels übertönte.
    Die Männer erschraken. Dick Slayton wurde blaß, seine Sommersprossen traten dabei deutlich hervor.
    „Was war das?“

Weitere Kostenlose Bücher