097 - In den Klauen des Daemons
geschehen war und gab seinerseits Bericht.
Dann sah er, was Minks gefunden hatte.
Zwischen den Ausrüstungsgegenständen hatte ein luftdicht verschlossenes Plastikbeutelchen gelegen. Es enthielt ein Notizbuch.
Zu dritt beugten sie sich über die schnell und kaum leserlich hingeworfenen Aufzeichnungen. Es war ein Tagebuch – ein Tagebuch des Grauens.
Der unbekannte Schreiber berichtete von seiner Expedition. Sie war vom brasilianischen Staat losgeschickt worden.
In der Nähe der Ruinen hatte das unheimliche Grollen die indianischen Träger verjagt. Die übrigen Männer waren dann allein in die versunkene Stadt vorgedrungen. Schreckliche Gestalten hatten sich ihnen in den Weg gestellt, waren aber besiegt worden.
Ein Expeditionsmitglied hatte eine seltsame Veränderung erfahren. Der Mann griff seine eigenen Gefährten an, tötete einen Kameraden und verwundete mehrere. Die Strahlenanzüge waren beschädigt, die Männer flüchteten in alle Richtungen. Ihre Ausrüstung, die sie mit zu den Ruinen geschleppt hatten, ließen sie liegen.
Als sie zurückkamen, hatte sich der Unglückliche seines Anzugs entledigt und war ohne Strahlenschutz davongelaufen.
An dieser Stelle endeten die Aufzeichnungen. Da war nur noch der Hinweis, daß aus unerklärlichen Gründen der Funkkontakt abgerissen war.
Für die Leser der handschriftlichen Zeilen blieben eine Menge Fragen unbeantwortet. Sie wußten kaum mehr, als sie selbst erfahren hatten. Die vier Männer verließen die Stätte des Grauens, weil es zu dunkeln begann. Einer blieb zurück: Michael Dorn. Er war dem Geheimnis der versunkenen Stadt zum Opfer gefallen.
Am folgenden Morgen bildeten sie zwei Zweiergruppen: Robert Creely mit Martin Eastman und Dick Slayton mit Boris Minks.
Während sich Creely mit seinem Begleiter zu der Stelle begab, an der sie am Tag zuvor die Ausrüstungsgegenstände entdeckt hatten, beschrieben Slayton und Minks einen großen Bogen um die Stadt, um sich den Ruinen von einer anderen Seite zu nähern.
„Ob die seltsame Gestalt zu der aufgeriebenen Expedition gehört hat?“ überlegte Boris Minks. „Jedenfalls war sie gekleidet wie wir.“
Dick Slayton ging nicht darauf ein. Er hing seinen Gedanken nach. Sie waren an einen schmalen Sumpfarm gelangt. Sie folgten seinem Lauf, in entgegengesetzter Richtung zur Ruinenstadt.
Dick Slayton und Boris Minks wechselten sich ab. Unermüdlich hieb das Buschmesser in das dichte Gesträuch. Über den Köpfen der Männer flogen Vögel auf.
Boris Minks ging wieder vorn. Er hielt an. Hier war der Sumpf schmal genug zum Überspringen.
Er hieb eine Lücke in das Dickicht und blickte hinüber. Es konnte klappen.
Dick Slayton nahm das Buschmesser in Gewahrsam.
Der Sumpf hatte hier eine Breite von etwa einem Meter. Genau ließ es sich nicht sagen. Dafür war der Pflanzenwuchs zu stark. Boris Minks streckte die Hände vor, um sich auf der anderen Seite gleich festhalten zu können. Das brackige Wasser war radioaktiv verseucht. Der Sumpfarm reichte offenbar bis dicht an die Ruine.
„Vielleicht wäre es besser, wenn du den Anzug erst ausziehst“, schlug Dick Slayton vor.
Der Russe überlegte. Slayton hatte recht. Der Strahlenschutzanzug war hier eigentlich nicht notwendig, sondern nur eine Belastung. Außerdem behinderte er einen beim Springen.
Auch Dick Slayton entledigte sich seines Anzugs und legte ihn bereit. Wenn Minks drüben angekommen war, wollte der Ire beide Monturen hinüber werfen.
Endlich sprang der Russe, seine Füße fanden keinen Halt und versanken.
Dick Slayton hielt den Atem an. Er konnte dem Gefährten nicht helfen.
Da erwischte Boris Minks einen Ast, an dem er sich festhalten konnte.
„Zwei Meter sind es ungefähr“, rief er herüber. „Hier ist fester Boden.“
Dick atmete erleichtert auf. Er bückte sich nach den Anzügen, um sie hinüber zu werfen.
In diesem Augenblick geschah es. In den Sumpf kam plötzlich Bewegung. Es war, als sei er ein lebendes Wasser.
Etwas teilte den Schlamm und tauchte empor. Es war ein weißer, vom Sumpf besudelter Tentakel, der durch die Luft peitschte.
Die beiden Männer waren unfähig, sich zu bewegen. Mit entsetzten Augen starrten sie auf das Schauspiel.
Noch etwas schob sich aus dem breiigen, stinkenden Schlamm. Es sah aus wie eine Kugel. Dann wurde ein Kranz roter Augen sichtbar und ein grauenerregendes Maul.
Urweltliches Röhren erklang, es ging den beiden Männern durch Mark und Bein.
Ein Tentakel klatschte auf das
Weitere Kostenlose Bücher