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097 - Leichenvögel

097 - Leichenvögel

Titel: 097 - Leichenvögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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das Gefühl,
als wolle sein merkwürdiger Gast ihm die Nadel durch den Handteller bohren.
    Der
andere drückte den Kolben herunter und damit die Flüssigkeit in die dicke Ader.
    Holman
schnappte wie ein Fisch nach Luft, seine Lippen liefen blau an.
    Er
sagte: »Das…«
    Mehr
nicht. Sein Kopf fiel schlaff auf seine Brust. Sein Körper sank kraftlos in
sich zusammen wie ein Ballon, aus dem man die Luft herausließ.
    Holman
rutschte auf den Boden. Seim Herz schlug nicht mehr.
    »Na
also«, sagte der unheimliche Mörder und betrachtete ihn mit einem bösen
Grinsen. »Es funktionierte doch. Die Generalprobe wäre bestanden. Jetzt zu
Twister…«
    Der
unheimliche Eindringling mit der Spritze legte schnell die gefütterte Windjacke
ab. Es war die Jacke, die Joe Berskin gehört hatte.
    Schnell
bückte sich der Mörder und zerrte eilig den weißen Kittel von Holmans Körper,
schlüpfte hinein und verließ dann als Dr. Holman das Arbeitszimmer des Arztes.
    Ohne
Hast bewegte er sich durch den weißgekachelten Gang der chirurgischen Station.
    Den
Blick fest geradeaus gerichtet, lief er an den Krankenzimmern vorbei. Eine
Schwester begegnete ihm.
    »Tag,
Doktor Holman«, sagte sie.
    Sie
hielt ein Tablettenröhrchen und eine Liste in der Hand. Es sah ganz so aus, als
ob sie ihn etwas fragen wollte.
    »Tag,
Schwester.« Der falsche Holman ging weiter.
    Sie
zuckte zusammen, stand da wie ein begossener Pudel.
    »Doktor
Holman…«, flüsterte sie.
    »Keine
Zeit, Schwester. Der Patient in neunzehn – ich bin sofort zurück.« Schon war er
um die Ecke. Auf seiner Stirn perlte der Schweiß. Er hatte keine Angst, er
wußte nicht, was das war. Er war kein Mensch.
     
    ●
     
    Der
falsche Holman öffnete die Tür zu Zimmer neunzehn schon mit dem Anklopfen.
    Das
Zimmer war leer bis auf den Patienten, der in einen leichten Schlaf gefallen
war.
    Um
die Lippen des falschen Holman zuckte es.
    Es
ging alles leichter, als Ensebeth Mallory denken mochte.
    Der
teuflische Arzt klappte die Decke zurück und streifte den Ärmel der Pyjamajacke
Twisters in die Höhe, um die Nadel in die Vene einzuführen. Noch war der
Glaszylinder etwa zu einem Drittel gefüllt.
    Der
Zeuge mußte verschwinden. So wollte es Ensebeth Mallory.
    Und
er gehorchte, denn er war – Karlot.
    Da
ging die Tür auf.
    Karlot
hob den Blick.
    Auf
der Schwelle stand eine Schwester, dunkelhaarig, vollbusig.
    Schwester
Milbe, die für die Station zuständig war, erstarrte.
    Aber
nicht sie war es, die schrie.
    Das
war Karlot, der Bote einer teuflischen Macht.
    Sein
Blick blieb an dem Medaillon kleben, das sie an einem dünnen goldenen Kettchen
um den Hals hängen hatte.
    Er
fing an zu zittern. Die Spritze entfiel seinen Händen, sein Gesicht verzerrte
sich, und der Schrei, der über seine Lippen kam, war unmenschlich und hallte
durch das Krankenzimmer und den langen, kahlen Gang des Hospitals.
    Schwester
Millie, wußte nicht, wie ihr geschah.
    »Doktor
Holman?!« flüsterte sie entsetzt.
    Aber
Holman war nicht Holman.
    Wie
von einer Tarantel gestochen sprang er nach vorn, und im Lauf auf die Tür zu
veränderte sich sein Aussehen so stark, daß Schwester Millie das kalte Grauen
kam.
    Das
eine Auge hing tiefer als das andere, die Lippen sahen aus, als wäre ein
Sägeblatt durchgezogen worden. Breite, häßliche Narben entstellten das Gesicht,
das aus einzelnen Teilen zusammengestückelt schien.
    Der
Zerfall setzte ganz plötzlich ein.
    Die
Haut wurde rissig, aus den Furchen wurden tiefe Spalten. Karlot stöhnte, als
würde er bei lebendigem Leib geröstet.
    Schwester
Millie erhielt einen Stoß in die Rippen, daß sie zurückflog und stürzte.
    Karlot
hetzte an ihr vorbei, jagte durch den Gang.
    »Haltet
den Mann!« fand Schwester Millie die Kraft, durch den Gang zu rufen.
    Sie
selbst war unfähig, auch nur eine einzige Bewegung zu machen.
    Sie
hockte auf dem Boden, kreidebleich. Alles tat ihr weh.
    Mit
zitternder Hand umklammerte sie das Medaillon, das ihr und Twister das Leben
gerettet hatte.
     
    ●
     
    Mrs.
Roland und deren Tochter besuchten den neuen Friedhof von Tonk-lin.
    Mrs.
Roland war fünfunddreißig. Vor vier Wochen war ihr Mann ganz plötzlich nach
einem Herzanfall gestorben.
    Seit
dem Tag der Beerdigung kamen die Witwe und die zwölfjährige Tochter täglich an
das frische Grab.
    Mrs.
Roland hatte ihren Mann sehr geliebt. Ihnen gehörte der Friseurladen in
Tonklin. Mrs. Roland war Friseuse. Es war ihr gelungen, Beruf und Ehe
harmonisch miteinander zu

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