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097 - Leichenvögel

097 - Leichenvögel

Titel: 097 - Leichenvögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Seite aus zum Geräteschuppen
laufen, wo Gießkannen und Harken hingen. Das Blockhaus stand immer offen, damit
man sich dort auch bei einem Regenschauer unterstellen konnte.
    Dort
war sie sicher vor dem Vogel. Aber war sie auch sicher vor all den Gespenstern,
vor den Leichen, die aus dem grauen, brodelnden Nebel auf sie zukamen? Vor den
gierigen Händen, die nach ihr griffen?
    »Ihr
werdet mich nicht bekommen, mich nicht.« Sie lachte schrill.
    Das
Haar hing ihr in die Stirn. In ihren Augen flackerte ein wildes Licht.
    Sie
stolperte.
    Vor
ihr auf dem Boden lag etwas.
    Eine
Puppe?
    Es
war Janette. Sie kauerte hinter dem Grabstein und blickte zitternd und stumm zu
ihr hinauf.
    Anabelle
Roland erkannte ihre Tochter nicht mehr, doch instinktiv griff sie nach ihr,
zerrte sie empor und riß sie mit sich. Quer über die Gräber, über die schmalen
Wege.
    Eine
Schwinge des riesigen, aasfressenden Vogels streifte sie.
    Da
war sie schon an der Tür. Sie trat einfach dagegen. Aber das ging nicht. Sie
mußte die Klinke drücken.
    Mechanisch
schob sie die schweigsame, willenlose Janette in das Innere der Hütte.
    Sie
selbst kam nicht mehr dazu, unter das schützende Dach zu fliehen.
    Der
Vogel sprang auf ihre Schultern und riß sie zu Boden.
    Ein
einziger, wilder Schnabelhieb.
    Der
Alptraum der Mrs. Anabelle Roland war zu Ende.
    Der
Leichenvogel blieb auf dem Opfer hocken.
    Mit
glühenden Augen starrte er zur Hütte. Die schwere Tür war ins Schloß gefallen.
Die kleine quadratische Scheibe gleich nebenan war verschmiert von Staub und
Feuchtigkeit.
    Janette
Roland preßte sich in die dunkelste Ecke und sah den furchtbaren Vogel, der
jetzt seinen gekrümmten Schnabel gegen die Fensterscheibe schlug.
    Es
splitterte und die Scherben flogen nach innen.
    Er
hakte das Fenster völlig auf…
     
    ●
     
    Ensebeth
Mallory saß in der warmen Küche neben dem Ofen und wartete, bis die dunkle
Brühe in dem eisernen Topf siedete. Dann stellte sie den Topf zum Abkühlen auf
die Fensterbank, nachdem sie das Fenster weit geöffnet hatte.
    Nachmittag.
Draußen war es kalt und trübe. Man mochte meinen, der Abend bräche bereits
herein. Es war heute den ganzen Tag nicht richtig hell geworden. Aber daran
störte die Alte sich nicht. Sie liebte die Dunkelheit, sie war ihr Element.
    Aufmerksam,
fest die runzligen Lippen zusammengepreßt, beobachtete sie, wie die Flüssigkeit
in dem Topf langsam zu wallen aufhörte. Dann öffnete sie ein Glasröhrchen, das
sie von einem Holzregal nahm, und ließ genau sieben Tropfen in die heiße Brühe
fallen.
    Ensebeth
Mallory murmelte Worte und Namen. Sie bediente sich rätselhafter und
gefährlicher Beschwörungsformeln aus dem »Geheim-Buch der Wiederkehr der
Dämonengöttin Rha-Ta-N’my.«
    Ich
will, daß du kommst, ich werde dir eine treue Dienerin sein, hämmerten ihre
Gedanken. Die Ader auf ihrer Stirn schwoll an und glich einer kleinen Schlange.
    Sie
deckte den Topf ab und stellte das Glasröhrchen wieder zu anderen Behältern,
die geheimnisvolle Essenzen enthielten.
    Ich
habe vielleicht zu lange gezögert, ging es ihr durch den Kopf, während sie zum
gegenüberliegenden Fenster ging und durch den Vorhang starrte, als erwarte sie
jemanden. Sie hielt vergebens Ausschau.
    Aber
ich wußte zuwenig. Ich mußte erst wieder Gelegenheit haben, meine Künste
auszuprobieren. Der Besuch Ganders hat mir dazu die beste Gelegenheit gegeben,
rechtfertigte sie sich in Gedanken. Es ist gelungen. Aber es hat auch Staub
aufgewirbelt. Ich habe einen Fehler begangen, den muß ich wiedergutmachen.
Alle, die Gander suchen, und alle, die etwas bemerkt haben, müssen
verschwinden: die Frau, ihr Begleiter, Twister und Masters.
    Drei
davon hatte sie schon. Fehlte nur noch Twister. Und den wollte Karlot bringen.
Es war gut, daß Lorkan, der zweite Hilfsgeist, der ihr nach dem gelungenen
Zauber an Gander zur Seite stand, Masters aufgelauert und in die Irre geführt
hatte, noch ehe der seine neugewonnenen Kenntnisse weitergeben konnte.
    Es
war nicht alles ganz glatt gelaufen. Nun kam es zu einer Eskalation, die sie
eigentlich nicht gewollt hatte.
    Es
sah beinahe so aus, als ob die Dinge ihrer Kontrolle entglitten. Der Umgang mit
dämonischen Mächten wollte gelernt sein. Zu schnell konnte man einen Fehler
begehen, überhaupt dann, wenn man auf viele Dinge gleichzeitig achten mußte.
    Eines
nach dem anderen, sagte sie sich. Nichts überhasten! Erst die Frau, dann deren
Begleiter, danach Masters und dann Twister. Ich mache sie alle zu

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