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097 - Leichenvögel

097 - Leichenvögel

Titel: 097 - Leichenvögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Vögeln. Und
dann kommt das ganze Dorf dran. So beginnt Rha-Ta-N’rnys Herrschaft auf der
Erde.
    Ensebeth
Mallory verharrte noch drei Minuten am Fenster und blickte zum alten Friedhof
hinüber.
    Dort
führte sich nichts.
    Der
große, dunkle Vogel war noch nicht zurückgekehrt, wozu sie ihn verbannt hatte:
vom Fleisch der Toten zu leben.
     
    ●
     
    Die
Alte passierte den Flur.
    Als
sie an dem trüben Spiegel vorbeikam, blieb sie stehen und warf einen flüchtigen
Blick hinein.
    Sie
erschrak.
    Lange
Zeit hatte sie sich nicht verändert, sie hätte nicht sagen können, daß sie in
den letzten zehn Jahren merklich älter geworden wäre.
    Aber
seit gestern hatte sich da etwas verändert.
    Ihr
Kopf wirkte kleiner, das Gesicht war eingeschrumpft, die Augen lagen tief in
den Höhlen.
    Sie
wirkte krank, gebrechlich und uralt.
    Genau
das Gegenteil aber wollte sie erreichen.
    Sie
führte vorsichtig den Zeigefinger ihrer rechten Hand über ihre Wange. Rauh und
spröde fühlte sie sich an.
    Jugendlich
und glatt war sie in den Stunden, wenn sie mit den anderen den Tanzplatz des
Teufels aufsuchte. So, wie sie dort aussahen, wollte sie wieder sein, nicht nur
für fünf oder zehn oder dreißig Jahre. Unvergängliche Jugend, ein alter
Wunschtraum der Menschheit. Ein Wunschtraum, der nicht unerfüllt bleiben
durfte.
    Mußte
sie erst alle Stadien des Alterns durchmachen, um begreifen zu können, was es
bedeutete, ewige Jugend zu besitzen?
    Oder
verbrauchten sich ihre Energien, und sie bemerkte erst jetzt den Tribut, den
sie an die finsteren Mächte zu zahlen hatte?
    Das
wäre ein Widerspruch.
    Vielleicht
war alles ein bißchen viel für sie. Zu viele Aufregungen, mehr als in den
letzten Monaten und Jahren zusammengenommen.
    Das
mit Gander hätte anders organisiert werden müssen. Doch es war nun zu spät,
noch etwas rückgängig zu machen. Sie mußte die Flucht nach vorn antreten.
    Der
Wagen David Ganders war bis zur Stunde noch nicht gefunden worden. Da hatte
Karlot ganze Arbeit geleistet. Doch allein damit war es nicht getan. Irgendwie
war es nicht überzeugend gewesen, daß sie darauf bestanden hatte, Gander sei
von hier aus weitergefahren.
    Die
Polizei hatte sich als schlauer erwiesen.
    Aber
war sie das wirklich?
    Sie
dachte an Twister und Masters und fragte sich, ob sie soviel schlauer gewesen
waren, es zu riskieren, ihre Nasen in Angelegenheiten zu stecken, aus denen sie
sie lieber herausgelassen hätten.
    Sie
kehrte in die Küche zurück und nahm den eisernen Topf von der Fensterbank.
    Das
Kräutergemisch mußte jetzt noch ein paar Stunden ziehen.
    Sie
ging in die Nische zwischen Herdstelle und Sofa. Der Dielenboden war hier ganz
besonders dunkel und offenbar stärker abgetreten als rundum.
    Ensebeth
Mallory stellte sich auf eine ganz bestimmte Stelle.
    Da
verschwand sie.
     
    ●
     
    Sie
wußten beide nicht, wie lange sie in der düsteren Felsenhöhle eingesperrt
waren. Sie waren weder gefesselt noch geknebelt, und doch konnten sie an ihrer
Situation nichts ändern.
    Larry
war in den Armen Mornas aufgewacht.
    »Das
habe ich mir eigentlich immer gewünscht«, hatte er gesagt, »aber irgendein
Haken ist doch dann immer dabei.«
    Die
Mechaniker waren keine Mechaniker gewesen, soviel wußte er. Er war auf die
gleiche rätselhafte Weise verschleppt worden wie Morna. Und hier hatten sie
sich wiedergesehen.
    Kaum
war Larry so weit gewesen, daß er mit seinem Brummschädel etwas anfangen
konnte, versuchte er einen Ausweg zu finden. Aber das erwies sich als ebenso
schwierig wie das Auffinden eines Eingangs.
    »Es
gibt keinen. Jedenfalls nicht für uns, Morna.« Er hatte eine Ahnung und wußte,
daß auch Morna inzwischen ahnte, wie dies zu verstehen war.
    »Wir
haben ein transdimensionales Tor passiert«, sagte sie. »Das Tor zur Hölle.«
    »Dann
wäre es diesmal ein anderes, und wir sind um die Erfahrung reicher, daß
Rha-Ta-N’my viele Schlupflöcher hat und wir nur einen Bruchteil davon kennen.«
    »Was
nützt uns unsere neugewonnene Erfahrung, wenn wir keine Gelegenheit mehr haben,
sie irgend jemandem mitzuteilen?«
    »Richtig,
Schwedenmaus. Dann müssen wir also dafür sorgen, einen Weg zu finden, um dies
zu ermöglichen. Darauf bereiten wir uns jetzt vor.« Er spuckte in die Hände,
gab sich einen Ruck und stieß Morna freundschaftlich in die Seite. »Unkraut
vergeht nicht, Blondie.«
    Die
Schwedin wollte etwas sagen, doch in diesem Moment stöhnte der Mann, der mit
ihnen das geheimnisvolle Gefängnis teilte. Dieser Mann war

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