0970 - In Asmodis’ Schuld
gekappt und ihn praktisch als eigenständiges Wesen belassen hatte.«
»So wie seine Inkarnationen, die ja auch selbstständig agieren konnten.«
»So ähnlich, ja. Mit Taran scheint allerdings ein Element entstanden zu sein, das den Bewusstseinssplitter des Öfteren gestört und manchmal sogar sabotiert hat. Denn Taran hatte Bewusstsein und somit seine eigenen Vorstellungen. Nach Merlins Tod und dem Verlöschen des Bewusstseinssplitters drehte auch Taran durch, er war geistig völlig verwirrt. Ein eindeutiges Indiz übrigens, dass er tatsächlich aus dem Bewusstseinssplitter entstanden ist. Ich habe Taran aus dem Amulett gelockt und nicht wieder hinein gelassen. Das war meine erste Maßnahme, um es wieder in den Griff zu bekommen.«
»Taran also. Und Merlins Tod. Ich habe mir bereits gedacht, dass es damit Zusammenhängen muss. Du bestätigst es mir nur noch. Was ist mit Taran? Du hast ihn doch nicht etwa…«
Asmodis betrachtete die rote Flüssigkeit in seinem Becher und kicherte erneut. Die rote Spitze seines langen Schwanzes stellte sich senkrecht vor seinem Gesicht auf. »Aber nicht doch, mein Bester. Taran lebt und wandert durch die Welt. Keine Ahnung, wo er sich gerade auf hält. Und ob er sich nach dem Verlassen des Amuletts mittlerweile wieder besserer Gesundheit erfreut, vermag ich auch nicht zu sagen. Es geht mir auch ehrlich gesagt am Allerwertesten vorbei.«
Zamorra fragte sich, ob es unter diesen Umständen nicht geradezu fahrlässig war, Taran wieder zurück ins Amulett zu lassen…
***
Duncan Wexfords Albträume
Manchester, 2008:
Duncan Wexford stand vornübergebeugt vor seinem Computer. Turalel, sein Mentor, saß hingegen auf dem Schreibtisch neben ihm und schaute ihm mit um 90 Grad verdrehtem Kopf über die Schulter.
Da Wexford das Wasser bis zum Hals gestanden hatte, hatte er sich auf eine Teufelsbeschwörung bei einer Zigeunerin im schottischen Hochland eingelassen. Turalel war erschienen und hatte ihm lebenslangen Erfolg versprochen, wenn er ihm seine Seele verpfändete. Wexford hatte sich auf den Handel eingelassen und war froh darüber. Mit der Hilfe des Teufels, dessen Anwesenheit ihm in der Zwischenzeit völlig normal vorkam, war er dabei, das genialste Computerspiel zu schaffen, das die Welt je gesehen hatte. Turalel belieferte ihn mit unerschöpflichen Ideen, die er digital verarbeitete. Was Wexford aufgrund zu teurer Software nicht leisten konnte, setzte Turalel magisch um. Manchmal plagte Wexford das Gefühl, Turalel erzähle ihm nicht alles von dem, was er in Lost Soul verankerte, aber es interessierte ihn auch nicht wirklich. Er hatte Vertrauen zu dem Dämon und nur das zählte.
Duncan Wexford merkte gar nicht, dass er ein völlig anderer wurde. Dass er seine Frau und seinen Sohn anbrüllte und gelegentlich sogar die Hand gegen Maggie erhob, kam ihm völlig normal vor, zumal-Turalel ihn darin bestärkte. Lange genug hatte er sich von ihnen beschimpfen, unterdrücken und demütigen lassen. Jetzt wehte eben ein anderer Wind. Jetzt hatte er das wahr gemacht, was er viele Jahre lang angekündigt hatte: Er arbeitete wie ein Tier und würde seiner Familie demnächst sehr viel Luxus bieten können. Dafür sagte er aber auch, wo’s lang ging.
Nach gut einem Dreivierteljahr war Lost Soul so gut wie fertig. »Ein Problem müssen wir noch lösen«, meinte Wexford, der von seinem einstigen Hobby, dem Manchester-United-Fanclub, ebenfalls schon lange nichts mehr wissen wollte. »Wir müssen den Server, auf den wir das Spiel legen, so hundertprozentig sichern, dass niemand das Spiel herunterladen kann. Ich will, dass Lost Soul nur ein einziges Mal auf der Welt existiert und nur darin darf gespielt werden.«
Turalels Augen leuchteten in einem grellen Rot. Er überlegte einen Moment. »Ich hätte da eine Idee. Eine ganz ausgezeichnete Idee sogar.«
»Lass hören.«
»Wie wäre es, wenn…«
Duncan Wexford verzog ungläubig das Gesicht. »Habe ich das richtig verstanden? Du willst mein Oberstübchen als Server benutzen?«
»Ja. Wir verankern das Spiel in deinem Gehirn. Dann kann es niemand klauen und außerdem kann es nur zu deinen Lebzeiten gespielt werden. Das macht es absolut einmalig.«
Duncan Wexford war begeistert von diesem Gedanken. Zwei Tage später projizierte der Dämon in einer groß angelegten magischen Aktion, zu der sie wiederum die Zigeunerin Constantine Fitzgibbon in den Highlands aufsuchten, das Spiel in Wexfords Gehirn.
Lost Soul war nun über das Internet
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