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0970 - In Asmodis’ Schuld

0970 - In Asmodis’ Schuld

Titel: 0970 - In Asmodis’ Schuld
Autoren: Christian Schwarz
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zu besorgen. »Wo waren wir, Monsieur Taran? Ach ja, bei den Bokor. Wie alles, so hat auch der Voodoo seine dunkle Seite. Wissen Sie, es gibt hier, vor allem auf dem Land, Geheimbruderschaften, sogenannte Zobob, die Voodoo benutzen, um Reichtum und Macht zu erhalten. Und sie führen gelegentlich Zombification durch. Manchmal macht’s ein Bokor aber auch auf eigene Rechnung. Nun, die Zombification ist ein durch und durch abscheuliches Ritual, wie ich Ihnen versichern darf. Manchmal werden sogar Menschen geopfert. Dabei ist das Auferstehen von sogenannten Zombies nichts als Betrug. Der Magier nimmt zum Beispiel Tetrodotoxin, ein starkes Nervengift, das vor allem in Kugelfischen vorkommt, und bläst es, mit Juckpulver vermischt, dem Opfer auf die Haut. So kratzt sich der Unglückliche und das Tetrodotoxin kommt dadurch in seine Blutbahn. So wird er in einen scheintoten Zustand versetzt und begraben. Nach einigen Tagen gräbt ihn der Magier wieder aus und verabreicht dem Scheintoten ein Gegengift, meistens Atropin oder Hyoscyamin. Das Opfer erwacht wieder, aber diese starken Gifte rauben ihm sowohl seine Sinne als auch sein Bewusstsein. Der zombie cadavre ist geboren. Haha. Und er wird als billige Arbeitskraft in die Landwirtschaft verkauft. Selbstverständlich nur an die, die Zombies in ihrer Nähe aushalten können.«
    »Interessant.« Taran, der wusste, dass das nur ein Teil der Wahrheit war, blieb höflich.
    »Nicht wahr?« Der Polizeichef beugte sich nach vorne und sah nun aus wie ein zum Sprung bereiter Tiger. »Aber wem sage ich das, Monsieur Taran. Sie wissen wahrscheinlich noch besser als ich, wie so was abläuft.«
    Der Kaffee kam. Taran nahm ihn mit Milch - weil das Menschen so machten. »Ich kann Ihnen nicht ganz folgen, Alexandre. Warum sollte ich das besser wissen als Sie?«
    Der Polizeichef stieß ein kurzes, trockenes Lachen aus. »Verscheißern Sie mich nicht, Monsieur Taran. Verstanden? Sonst kann ich äußerst ungemütlich werden. Wissen Sie, heute Morgen wurde auf dem Friedhof die Leiche einer jungen Frau gefunden. Eine Weiße. Es handelt sich eindeutig um die Frau, mit der sie vor zwei Wochen nach Jacmel gekommen sind. Die Stadt hat zwar stolze 35.000 Einwohner, ist aber ein größeres Kaff, in das nicht so oft Fremde kommen, Blancs zumal. Hier kennt jeder jeden und Fremde fallen auf. Ich hab hier so meine Informanten und die sagen mir nun, dass die Frau bereits seit einigen Tagen nicht mehr gesehen wurde, im Gegensatz zu Ihnen. Und plötzlich finden wir sie auf dem Friedhof wieder. Ihr Körper weist übrigens schwerste Misshandlungen auf.«
    »Mon dieu«, erwiderte Taran und zog ein entsetztes Gesicht. »Das ist fürchterlich. Wissen Sie, ich habe Madeleine, so hieß die Frau, in Port-au-Prince kennengelernt. Amerikanerin. Sie wollte unbedingt mit mir Urlaub am Meer machen. Aber wie das manchmal so ist, man verkracht sich wegen einer Kleinigkeit. Wir hatten Streit und sie ging weg. Seither habe ich sie nicht mehr gesehen. Sie muss danach einer dieser, wie nannten Sie sie nochmals, ach ja, Zobobs, in die Hände gefallen sein. Ein schreckliches Schicksal. Aber was kann ich dafür? Sie glauben doch nicht etwa, dass ich sie geschlagen habe? Für die Misshandlungen gibt es ja wohl eine natürliche Erklärung. Manchmal verprügeln die Gehilfen des Zauberers einen neuen Zombie, um ihn von seiner neuen Rolle als Arbeitssklave zu überzeugen.«
    »Sieh einer an, Sie kennen sich ja sehr gut aus, Monsieur Taran. Wie kommen Sie aber darauf, dass die Frau Opfer einer Zombification geworden ist? Davon habe ich nichts gesagt. Ich sagte nur, sie sei auf dem Friedhof schwer misshandelt und tot aufgefunden worden. Die Tote wurde allerdings nicht geschlagen. Sie weist vielmehr starke Würgemale am Hals auf, was darauf hindeutet, dass sie ermordet wurde. Sie ist also kein typisches Opfer einer Zombification. Das zeigt alleine schon die Tatsache, dass sie tot liegen blieb und nicht wie ein Zombie weggegangen ist.«
    Er stieß ein unfrohes Lachen aus. Taran beobachtete ihn mit gleichgültiger Miene.
    »Ja, Monsieur Taran, so sieht das aus. Es dürfte Ihnen klar sein, dass Sie unter diesen Umständen unser erster Tatverdächtiger sind. Zumal Sie sich mit der Geschichte von dem Streit sogar noch selbst belastet haben.«
    »Ich sagte doch deutlich, dass Madeleine mich verlassen hat. Sie hat mir eine Szene gemacht und ist gegangen. Dafür lassen sich im Hotel sicher Zeugen finden. Wie ihre Leiche auf den Friedhof gekommen
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