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0971 - Die zerrissene Stadt

0971 - Die zerrissene Stadt

Titel: 0971 - Die zerrissene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred H. Rückert
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einer Krallenhand nach Uschi, doch die war zu schlau, um auf die Finte hereinzufallen. Sie rührte sich nicht und wartete die nächsten Schritte des geflügelten Wesens ab.
    »Du wirst es bereuen, dass du hierher gekommen bist!«, stieß der Affe mit Fistelstimme aus. Uschi machte nicht den Fehler, ihn aufgrund der quiekenden Stimme zu unterschätzen. Sie wunderte sich, dass sie den Affen überhaupt verstand, doch verbot sie es sich, darüber nachzudenken. Sie konzentrierte sich lieber auf den ehemaligen Höllenbewohner und auf die Umgebung.
    »Kannst du nicht reden, dummes Menschenweib oder willst du nicht?«, keifte der Affe. Lästerungen und Bosheiten waren bei seiner Spezies an der Tagesordnung. »Ich weiß doch genau, dass du mich verstehst, du blödes Ding.«
    »Ich unterhalte mich nicht mit dumpfen Befehlsempfängern!«, konterte Uschi die Beleidigungen. »Putz weiter deine Latrine und lass mich in Ruhe.«
    »Du Dreckstück! Was glaubst du, wer du bist?« Die Augen des geflügelten Primaten glommen rot auf vor Zorn.
    »Kein Befehlsempfänger wie du«, antwortete Uschi. Sie vermisste Monica, wäre ihre Zwillingsschwester hier, könnte sie die Gedanken des Affen lesen und daraus erfahren, wo sich Tendyke aufhielt. Die zwei, die eins sind, wurden sie einst vom Zauberer Merlin genannt. Ihre Gabe der Telepathie funktionierte nur gemeinsam. Wurden sie zu weit voneinander getrennt, versagte diese Kraft.
    Und doch fing sie einen Gedanken auf, etwas, das sie wie die gesprochenen Worte »ich bin hinter ihr« interpretierte. War es, dass gerade ein Telepath zum anderen sprach, in diesem Fall die Gedankenübertragung zweier Affen, sei es, dass sich Uschis übersinnliche Fähigkeiten an diesem Ort verstärkt zeigten. Der blonden Deutschen war es egal. Sie wusste nun, dass sich mindestens noch ein zweiter Angreifer hinter ihr befinden musste. Nun galt es, die beiden Affendämonen damit zu überraschen, dass sie sich nicht überrascht zeigte.
    Uschi schloss kurz die Augen. Sie umklammerte den Griff der Machete mit beiden Händen und hob sie vor das Gesicht.
    »Besser ein Befehlsempfänger sein als gleich tot«, fauchte der Affe. Uschi hörte nicht hin, sie war sicher, dass die Bemerkung nur als Ablenkung diente.
    Ein kaum hörbares Rauschen hinter ihr zeigte an, dass ein Angreifer durch die Luft flog, obwohl man bei den Flugkünsten der Affen eher von schwebenden als von fliegenden Wesen reden konnte.
    Uschi hörte auf ihr Bauchgefühl. Sie hatte das sichere Gefühl, dass sich der Fremde drei Meter hinter ihr befand. Sie drehte sich um und hieb mit dem überlangen Buschmesser nach unten. Am Widerstand bemerkte sie sofort, dass sie getroffen hatte. Der Affe brüllte, wie am Spieß und fiel zu Boden.
    Schwarzes Blut sprudelte über seine Schultern. Der Hieb hatte ihm einen Flügel vom Rücken getrennt, eine tiefe Wunde zog sich über seine linke Oberseite, der Arm hing wie leblos herab. Uschi blickte kurz auf ihre Machete und nickte grimmig.
    Die Qualität eines solchen Buschmessers hing von mehreren Faktoren ab. Entscheidend waren der Stahl, der bei der Produktion verwendet wurde sowie die ausbalancierte Konstruktion, die dafür sorgte, dass aus einer Machete die Verlängerung des Unterarms wurde.
    Robert Tendykes Buschmesser waren Spezialanfertigungen, sowohl in der verwendeten Legierung als auch in der Versilberung. Zusätzlich waren sie mit Zaubersprüchen versehen, die gegen Höllenmächte helfen sollten.
    Der zweite Affe blickte hilflos auf seinen verwundeten Kollegen, doch dessen Selbstheilungskräfte, die weitaus schlechter waren als die des Vampirs von vorhin, wollten überhaupt nicht wirken. Er riss das Maul vor Schmerz weit auf und wollte Peters ins Knie beißen, wie ein getroffenes Raubtier, das durch die Verwundung mit einem Mal gefährlicher wurde.
    Uschi wich blitzschnell zurück. Sie erhob ihr Buschmesser noch einmal und trennte dem Affen den Kopf vom Rumpf.
    Der andere Affe, der Uschi beschimpft und bedroht hatte, stand wie zur Salzsäule erstarrt da. Sein Maul öffnete und schloss sich unaufhörlich.
    »Menschin… du…« Mehr brachte er nicht hervor.
    »Was ist los, Befehlsempfänger? Kannst du jetzt nicht mehr reden?«
    »Du hast einen Vampir ermordet, eine Amazone und meinen Freund«, keuchte der Affe. »Drei Tote! Du bist ein Monster!«
    Dass er und seinesgleichen mit dem Kampf angefangen hatten, wollte er nicht, einsehen. Außerdem war die Amazone in ihr eigenes Schwert gestürzt, von einem Mord konnte

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