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0972 - Finsteres Erbe

0972 - Finsteres Erbe

Titel: 0972 - Finsteres Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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Überlebensinstinkt führte es in den nächsten Schatten. Dort war es sicher. Es verschmolz mit der Finsternis, wurde eins mit ihr. Doch es war nicht gewillt, aufzugeben. Die Menschen sollten mit ihrer Schandtat nicht davonkommen.
    Die finstere Präsenz besaß keine Augen oder Ohren. Dennoch nahm sie wahr, was geschah: Die Tür öffnete sich. Sie machte den Weg frei zu den anderen. Zu denen, die sich vor ihnen verbargen.
    Für einen Augenblick entstand zwischen der Tür und der anschließenden Wand ein Schatten. Das Wesen spürte ihn. Und er war nahe genug!
    Mit der Fähigkeit, die ihm und seinesgleichen zu eigen war, glitt es durch die Schattenwege. In der einen Sekunde verharrte es noch bei den Kisten - und in der nächsten kroch es aus dem Schatten einige Meter über ihm.
    Es erahnte die Gefahr, in die es sich begab, denn in der Erscheinungsform des Wurms war es hilflos und verletzlich.
    Aber der Schattenwanderer ging das Risiko ein. Seine Artgenossen würden es ihm danken, wenn er ihnen das Futter brachte. Hinüber, in ihr Gefängnis, das es aber nicht mehr lange bleiben sollte.
    Wenn sie erst einmal frei waren, würde es mehr zu fressen geben. Viel mehr. Die gesamte Menschheit.
    Unbemerkt huschte der Wurm in das Steuerhaus, wo er augenblicklich mit dem Schatten unter einer Bedienkonsole verschmolz. Dort wollte er sich noch einige Zeit erholen, denn die Schattenwanderung hatte ihn viel Kraft gekostet.
    Als sich die Tür wieder schloss und sich die Menschen in Sicherheit wähnten, triumphierte er innerlich. Bald würde er ihnen zeigen, wie sehr sie sich irrten.
    ***
    Die Tür fiel hinter ihnen zu und Erleichterung machte sich breit. April Hedgeson und der Rest ihrer Crew waren wohlauf. Auch, wenn sie mehr als geschlaucht wirkte. Ein beißender Geruch lag in der Luft.
    »Wie kommt ihr denn hierher? Habt ihr etwas zu trinken dabei?«, fragte Nicoles Freundin.
    »Wir können ja auch wieder gehen«, meinte Zamorra. »Schließlich scheint ihr keinen großen Wert auf unsere Anwesenheit zu legen, sonst hättet ihr uns schon früher reingelassen.«
    »Seien Sie doch nicht so empfindlich, Admiral«, sagte Ran Munro. »Wir haben Ihr Klopfen zwar gehört, dachten aber zuerst, es sind die Dämonischen, die Einlass begehrten.«
    Der Professor seufzte. »Wir haben uns so lange nicht mehr gesehen. Ich hatte eigentlich gehofft, der Unsinn mit dem Admiral hätte sich erledigt.«
    Diesen Rang hatte Zamorra scherzhaft bei der Crew des Kreuzers U.S.S. ANTARES inne, weil er sich bei einer Auseinandersetzung der ANTARES mit einem Schiff von Geisterpiraten als Admiral ausgegeben hatte. Auch wenn er damit bei den Piraten nur Eindruck hatte schinden wollen, blieb der Titel als Spitzname bei Fleet Admiral Siccine und seiner Crew an dem Parapsychologen kleben. Leider hatte er sich auch bis an Bord der SEASTAR herumgesprochen.
    Der Skipper steckte seine Shagpfeife in den Mundwinkel. »Na gut. Da Sie so unvermutet als Kavallerie hier auftauchen, vergessen wir die kleine Neckerei.«
    »Womit wir wieder bei der Ausgangsfrage wären«, ließ sich April vernehmen. »Wie kommt ihr hierher?«
    »Wir sind hier, weil du uns gerufen hast«, sagte Nicole.
    »Was habe ich?«
    Die Französin erzählte von Aprils geheimnisvollem Auftauchen in Château Montagne.
    Ihre Freundin zeigte sich höchst überrascht. »Habe ich es mir also doch nicht nur eingebildet.« Dann berichtete sie, was sich an Bord der SEASTAR III ereignet hatte. Von der Testfahrt, dem verschwundenen Radarsignal, dem Meeresschlund, den Tentakeln, von ihrem Todeskampf und der Rettung in letzter Sekunde durch Ran Munro. Und von den unendlich lang erscheinenden Stunden, die sie seitdem im Steuerhaus festsaßen. Ohne Essen, ohne Trinken und ohne eine Möglichkeit zur Toilette zu gehen. Die Trauer um ihre Freunde war ihr deutlich anzumerken.
    »Immer wieder haben sie versucht, hier einzudringen. Entweder durch die Tür…« Sie deutete auf den Kartenschrank, der mitten in der Leitzentrale stand. »… oder durch den Wartungsschacht. Sie haben dagegen gehämmert, haben uns über das Bord-Kom gedroht, uns ausgelacht, haben uns versprochen, dass sie uns am Leben lassen. Das Schlimmste aber war, als Abdallah alleine vor dem Schott auftauchte und uns anflehte, ihn hereinzulassen.«
    April stockte für einen Augenblick und musste hart schlucken.
    »Das Rauchmonster habe ihn wieder verlassen, hat er gesagt. Er habe so dagegen angekämpft, dass er es aus seinem Körper drängen konnte. Schließlich

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