Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0974 - What happens in Las Vegas...

0974 - What happens in Las Vegas...

Titel: 0974 - What happens in Las Vegas... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anika Klüver und Simon Borner
Vom Netzwerk:
Menschenseele. Inmitten dieser Ödnis liegt der Körper eines Mannes. Er trägt ein rotes Hemd und darüber einen weißen Anzug, der vom Staub fast grau und mit Blut besudelt ist. Das Blut ist so trocken wie die Erde und die Felsen und alles andere in dieser Wüste.
    Ein Stück entfernt steht eine seltsame Gestalt. Es ist eine gewaltige Figur aus schwarzem verbranntem Holz. Sie sieht aus wie das Gerippe eines Riesen, und es scheint einem Wunder gleichzukommen, dass sie aufrecht steht und nicht schon längst in sich zusammengefallen ist. Es sieht so aus, als würde der kleinste Windstoß genügen, um sie umzuwerfen, und doch ragt sie wie ein Wächter über der Wüste auf. Ein Leviathan.
    In weiter Ferne erscheint eine neue Gestalt am Horizont. Im flimmernden Licht wirkt sie wie eine Fata Morgana, aber sie kommt langsam und beständig näher. Sie scheint Ewigkeiten unterwegs zu sein, doch Zeit hat hier keine Bedeutung. Schließlich erreicht die Gestalt die seltsame Stätte. Es ist ein uralter Indianer, dessen Gesicht so faltig ist, dass man sich nicht vorstellen kann, dass er jemals jung war. Er geht auf den am Boden liegenden Körper zu, setzt sich daneben auf die bloße Erde und betrachtet ihn eine Weile. Dann beginnt er, auf seltsam hypnotische Weise zu summen, und wiegt sich dabei hin und her. Schließlich greift er in seinen Medizinbeutel, holt ein paar getrocknete Kräuter heraus, zerreibt sie in seiner Hand und spuckt zu guter Letzt noch darauf. Die so entstandene Masse verteilt er auf der Stirn und der Brust des Toten und legt jeweils eine Hand darauf. Mit geschlossenen Augen murmelt er in einer Sprache vor sich hin, die nur wenige kennen. Erneut wiegt er sich hin und her…
    ***
    Zamorra erwachte. Ein Schock durchfuhr ihn, und er hatte das Gefühl, zu ersticken, weshalb er gierig nach Luft rang, sich prompt verschluckte, hustete und sich schließlich röchelnd auf allen vieren übergab. Allerdings würgte er nur Galle hoch, die von ein paar Blutfäden durchzogen war. Als sein Körper sich wieder beruhigt hatte, ließ er sich auf den Rücken fallen und atmete mehrere Male lang und tief ein. Er versuchte, sich zu erinnern, was passiert war, aber er wusste weder, wo er sich befand, noch warum er an diesem Ort war. Er öffnete langsam die Augen und blinzelte in die Sonne. Über sich erblickte er eine riesige Gestalt, und plötzlich fiel ihm alles wieder ein. Der Kampf! Er hatte gegen einen Flammenriesen gekämpft und… verloren? Besorgt sah er zu dem schwarzen Skelett seines Gegners auf.
    »Der Burning Man kann dir nichts antun«, ertönte eine Stimme, die wie das raue Flüstern des Winds im Wüstensand klang.
    Zamorra sah sich um und stutzte. Neben ihm saß ein alter Indianer und schnitzte mit einem kleinen Messer an etwas herum, das wie ein Knochen aussah. Der Mann kam Zamorra bekannt vor, doch er konnte ihn nicht richtig einordnen.
    »Was? Wer sind Sie? Was ist passiert?«, wollte Zamorra wissen.
    »Du bist zurückgekehrt«, sagte der Alte. »Ich habe dich aus der Geisterwelt geholt.«
    »Der Geisterwelt?«, hakte Zamorra nach. »Soll das bedeuten, dass ich…«
    »Dein Körper war tot, und dein Geist war bereits weitergewandert. Doch dein Herz war noch hier. Es wollte noch nicht gehen.«
    Zamorras Mund klappte auf. »Sie können Tote wiedererwecken? Durch Magie?«
    »Das Wissen ist alt. Viele haben es vergessen. Nur wenige wissen noch, wie man die Geister ruft.«
    »Moment mal«, sagte Zamorra, der sich nun wieder erinnerte. »Ich hab Sie schon mal gesehen. Sie standen vor dem Casino, als wir ankamen. Sie haben dieses Ureinwohnerzeug an Touristen verscherbelt.«
    »In dieser Welt hier sind wir alle Geister. Auch ich bin nur ein Geist. Ich tue, was mir aufgetragen wurde. So war es schon immer.«
    »Sie sollten mich also wiederbeleben? Tja, das war wirklich nett von Ihnen. Ohne Ihre Hilfe wäre ich wohl Futter für die Geier und die Kojoten gewesen«, scherzte Zamorra. Der alte Mann verzog keine Miene.
    »Also dann; ich muss los. Ich hab noch was zu erlédigen.« Der Professor schickte sich an, aufzustehen, als plötzlich die Hand des Indianers vorschnellte und ihn am Arm packte.
    Der Griff des alten Mannes war stahlhart und unnachgiebig. »Du kannst nicht einfach gehen. Das hier ist nicht die wahre Welt. Es ist eine Traumwelt, die nur in deinem Geist existiert.«
    »Ja, so was in der Art hatte ich schon vermutet«, murmelte Zamorra.
    »In der wahren Welt ist dein Körper tot«, fuhr der andere Mann fort, als

Weitere Kostenlose Bücher