0974 - What happens in Las Vegas...
besser gewusst, hätte sie es Magie genannt. Las Vegas, diese Stadt mitten im Nirgendwo, bot den Menschen Zuflucht vor dem Alltag. Hier herrschten eigene Regeln. Jeder hatte die gleichen Chancen, zu gewinnen, auch wenn am Ende alle immer als Verlierer dastanden und zurück in die reale Welt mussten. Doch für wenige Augenblicke bot die Stadt der Sünde die Illusion von Freiheit und Abenteuer. Man musste sich nur darauf einlassen.
Ein kurzer Rundumblick zeigte, dass in der Bar nicht viel los war. Es war noch zu früh für den großen Ansturm. Die meisten Leute saßen jetzt noch in den verschiedenen Casinos und würden erst später hier landen, um ihren Frust über all das am Spieltisch verlorene Geld im Alkohol zu ertränken. Lediglich ein paar vereinzelte Gäste saßen stumm vor ihren Drinks und hingen ihren Gedanken nach. Der Ort war ideal, um für eine Weile von der Welt vergessen zu werden.
Nicole ging auf die Theke zu und setzte sich auf einen der Barhocker. »Gin Tonic!«, rief sie dem Barkeeper zu. »Und nicht am Gin sparen.«
Kurz darauf kam der Mann mit einem beschlagenen Glas voller durchsichtiger Flüssigkeit zu ihr. Eine Limettenscheibe schwamm zwischen den Eiswürfeln und wurde am Rand von kleinen Bläschen belagert, die sie wie Rettungsbojen an der Oberfläche hielten. »Harter Tag?«, fragte er.
»Das wollen Sie nicht wissen«, erwiderte Nicole und nahm sofort einen großen Schluck von ihrem Drink. Der Barkeeper verstand den Wink und widmete sich wieder seinen Gläsern und Flaschen. Der bittere Geschmack des Getränks und die säuerliche Note der Limette passten perfekt zu ihrer Stimmung. Sie stocherte mit dem Strohhalm ein wenig in der Limettenscheibe herum und grübelte, was sie als Nächstes tun sollte. Sie konnte nicht einfach herumsitzen und warten, bis Zamorra zurückkam. Aber ohne weitere Hinweise konnte sie nicht viel unternehmen.
»Also mein Tag war echt hart«, lallte plötzlich jemand neben ihr. Sie sah nach links und entdeckte zwei Barkocker weiter einen jungen Mann, der vor einem Glas Jack Daniel’s saß. Es war definitiv nicht sein erster. Er wirkte ziemlich fertig.
Vermutlich hat er gerade all sein Geld verspielt und feiert nun den Beginn seiner gescheiterten Existenz, dachte Nicole leicht angewidert und wandte sich ab. Sie konnte solche Typen nicht ausstehen. Die wussten einfach nie, wann Schluss war.
»Wissen Sie, es is schon komisch«, fuhr der Typ fort. »Das hier hätte echt romantisch werden können, und jetzt is alles den Bach runter gegangen.«
Nicole ignorierte ihn beharrlich. Doch er rutschte von seinem Barhocker, torkelte auf sie zu und kletterte unbeholfen auf den Hocker direkt neben ihr. »Sie sind echt hübsch, wissen Sie das?«
Der Alkoholgestank, der ihr entgegenschlug, trieb Nicole fast die Tränen in die Augen. »Hören Sie, Mister, ich habe wirklich keine Lust, mich mit Ihnen zu unterhalten, also verschwinden Sie!«
Der Kerl grinste nur blöd und streckte eine Hand nach ihrem Gesicht aus.
Sie griff geistesgegenwärtig danach, packte sein Handgelenk und verdrehte es. Ihr Gegenüber quiekte erschrocken, schien den Schmerz aufgrund seines Alkoholpegels jedoch kaum wahrzunehmen. »Wenn Sie Ihre Hand behalten wollen, sollten Sie das lieber nicht noch mal tun«, zischte Nicole wütend.
»Alles in Ordnung?«, rief der Barkeeper zu ihnen herüber.
»Ja, Sir. Alles bestens. Ich glaube allerdings, dieser Gast hat genug getrunken.«
Der Barkeeper nickte, blieb aber in der Nähe und beobachtete das Geschehen.
»Sie sind fast so hübsch wie sie«, murmelte der Betrunkene an ihrer Seite weiter. »Wir haben gerade erst geheiratet, wissen Sie?«
»Wie schön für Sie«, knurrte Nicole.
»Elvis hat gesagt, ich darf die Braut küssen.« Er kicherte dämlich. »Aber sie wollte lieber spielen. Nur kurz, hat sie gesagt. Und jetzt ist meine Janet weg, und ich bekomme sie niemals wieder zurück. Dabei hat Elvis doch gesagt, es wär für immer und ewig.«
Schluchzend warf sich der Mann an Nicoles Schulter. Sie wollte zurückweichen, doch irgendetwas ließ sie innehalten. Da war etwas an diesem Kerl, etwas, das ihr das Gefühl gab, sie sollte ihm zuhören. Sie schob ihn sanft von sich weg und sah ihm direkt ins Gesicht. Seine Augen waren blutunterlaufen und, und aus seiner Nase tropfte Rotz. Nicole griff schnell näch einer Serviette und reichte sie ihm, wobei sie allerdings darauf achtete, der schleimigen Substanz in seinem Gesicht nicht zu nah zu kommen. Nach zwei
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