0975 - Burning Man
Zielscheibe der Polizei, die man nicht mehr einfach mit ein wenig Bestechungsgeld unter Kontrolle halten konnte.
Und nun tummelten sich die Bullen auch noch in seinem Casino, weil sich einige Gäste in Roboter verwandelt zu haben schienen. Er hätte sich einfach selbst darum gekümmert, und die Leute entsorgen lassen, bevor die Polizei überhaupt eintreffen konnte - Hier ist nichts dergleichen vorgefallen, Officer, das versichere ich Ihnen -, doch irgendetwas stimmte nicht mit diesen Spielern. Er hatte natürlich den Unwissenden gespielt und sich so gut es ging aus den Ermittlungen herausgehalten, aber er hatte eine dunkle Ahnung, dass die ganze Sache seine Schuld war. Nicht zum ersten Mal verfluchte er sich für seine Unvorsichtigkeit. So etwas wäre ihm früher nicht passiert, aber die Versuchung war so groß gewesen, dass er einfach nicht richtig nachgedacht hatte. Alles hatte so einfach geklungen.
Er starrte in die Schatten. Er war nicht sicher, ob es an der Dunkelheit, an den Tabletten oder am Alkohol lag, aber seine Sicht war ein wenig unscharf. Er schloss die Augen und schüttelte den Kopf.
»Warum denn so niedergeschlagen?«, erklang plötzlich eine schnarrende Stimme.
De Luca zuckte zusammen und riss die Augen auf. Sein Blick schweifte hektisch durch den Raum, doch er sah niemanden.
»Hast du nicht bekommen, was du wolltest?«, fragte die Stimme und kicherte heiser.
»Wo bist du?«, verlangte De Luca zu wissen. Er bemühte sich, unerschrocken zu klingen, aber seine Worte spiegelten seine Angst ungehemmt wider.
»Ich bin hier«, erklang es von allen Seiten. »Dank dir. Du wolltest mich doch hier haben, nicht wahr?«
»Zeig dich!«, rief De Luca, bereute es gleich darauf jedoch. Er hatte gehofft, er würde weniger Angst haben, wenn er den Besitzer der Stimme sehen und direkt konfrontieren konnte. Er hatte sich geirrt. In der dunkelsten Ecke des Büros erschienen zwei große brennende Augen. Sie loderten wie das Feuer der Hölle und strahlten doch so viel Kälte aus, dass sich De Lucas Kehle zusammenzog. Was habe ich nur für einen schrecklichen Fehler gemacht!
»Für Reue ist es jetzt zu spät«, sagte das Wesen, als hätte es seine Gedanken gelesen. Womöglich hatte es das sogar. »Der Pakt wurde geschlossen. Die Abmachung wurde besiegelt.«
»Du hast die Menschen im Casino verhext! Du bist für diese Katastrophe verantwortlich.«
»Bin ich das?«, gab das Wesen zurück. »Ich habe nur getan, was du verlangt hast. Du hast mich gerufen. Du wolltest, dass ich dir Macht verschaffe, weil dein Casino nicht mehr so gut läuft wie früher. Nun werden deine Gäste für immer bleiben und ewig spielen, bis ihre Körper verrotten und neue Menschen ihren Platz einnehmen. Und die Kasse klingelt wieder.« Das Wesen lachte und schien sich köstlich darüber zu amüsieren.
»Was willst du dann noch von mir?«, wimmerte De Luca.
»Ich will mehr Seelen. Und du wirst sie mir besorgen. Von diesen paar mickrigen Menschen kann ich nicht lange zehren. Sobald ihre Körper ausgelaugt sind, wirst du sie wegschaffen, neue besorgen und sie mir an den Automaten überlassen. Ihr Geld kannst du haben, ich will nur ihr Leben.«
»Wie soll ich das machen? Die Polizei hat mein Casino abgesperrt. Selbst wenn ich es irgendwann wieder öffnen kann, werden sich die Leute nach alles, was passiert ist, wohl kaum wieder an die Automaten setzen.«
»Das ist nicht mein Problem«, knurrte das Wesen. »Aber da ich heute einen guten Tag habe, werde ich dir ein Angebot machen. Vergiss das Casino. Wenn es dir so schwerfällt, neue Spieler zu finden, kannst du mir die Seelen demnächst einfach direkt bringen. Zwei bis drei Menschen pro Tag sollten fürs Erste reichen. Im Gegenzug sorge ich dafür, dass du weiter wohlhabend bist und ein Leben im Luxus führen kannst.«
De Luca riss schockiert die Augen auf, brachte aber kein Wort raus. Hatte ihm dieses Monster gerade etwa ein Angebot für Schutzgeldzahlungen gemacht? Er sollte seine eigene Sicherheit mit Menschenleben bezahlen? Die Vorstellung erfüllte ihn mit unfassbarem Grauen. Nicht dass er Skrupel gehabt hätte, den einen oder anderen Störenfried oder Schuldner zu entsorgen. Das war in seiner Branche nun einmal notwendig. Aber ganze Massen von Menschen, die er wie Lämmer zur Schlachtbank führen sollte, damit dieses Ungeheuer ihnen das Leben aussaugen konnte? Das war einfach zu viel. Während ihm diese Gedanken durch den Kopf gingen, glitt seine Hand langsam zur Schreibtischschublade
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