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0976 - Die Leichen der schönen Charlotte

0976 - Die Leichen der schönen Charlotte

Titel: 0976 - Die Leichen der schönen Charlotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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verführerisch. Die Frau strich mit beiden Händen ihr langes Haar zurück und zeigte ein lockendes Lächeln, bevor sie sich drehte und auf dem Rand des Brunnens ihren Platz fand.
    Dabei drehte sie sich dem Wind zu, der mit dem dünnen Kleiderstoff spielte und ihn eng an den Körper schmiegte.
    So wie Charlotte war kein Callgirl angezogen, das wußte er auch, denn wer von diesen Frauen trug schon ein hochgeschlossenes Kleid? Aber gerade dieses Outfit machte sie so sexy und verführerisch, da zu sehen war, daß sie sonst nichts unter dem Kleid trug.
    Dick ging langsam auf die Frau zu. Die dunkleren Brustwarzen drückten sich gegen das dünne Gewebe. Es sah so aus, als zeichneten sich kleine Kirschen darunter ab.
    Auch die langen Beine waren zu sehen, bis weit hinauf. An den Füßen trug sie dünne, helle Schuhe, und sie wippte mit dem rechten Bein.
    Eine Verführung, wie sie in ein Märchen gepaßt hätte. Irgendwo erlebte der Kunde ja ein modernes Märchen, wenn er Charlotte in der Einsamkeit besuchte.
    Dick Stevens blieb stehen. Er war ein breitschultriger Mann. Knapp unter dreißig. Sein Haar war dunkelbraun und kurz geschnitten, wobei es im Nacken so lang wuchs, daß er es dort zu einem Zopf hatte zusammenbinden können.
    Er trug eine Lederjacke, Jeans und klobige Schuhe, allerdings aus weichem Leder.
    »Charlotte?« fragte er.
    Sie lachte und lehnte sich zurück. Mit beiden Händen stützte sie sich auf dem Brunnenrand ab. »Ja, Macho, wir waren verabredet.«
    Die letzten Worte überhörte Dick.
    »Wieso Macho?«
    »Weil du so aussiehst.«
    »Das kann manchmal täuschen.«
    »Ich habe einen Blick dafür.«
    »Okay, dein Problem.« Er schaute sie an. »Du hast nicht gelogen, was die Beschreibung angeht.«
    »Meinst du?«
    »Sicher.«
    Sie lächelte wieder. Dieses Lächeln machte ihr Gesicht weich. Und Dick konnte sich einfach nicht vorstellen, daß diese junge Frau in einem derartigen Gewerbe tätig war.
    »Sollen wir nicht hineingehen?« fragte er.
    Charlotte schüttelte den Kopf. »Nein, noch nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Später.«
    »Und jetzt?«
    Sie klopfte neben sich auf den Rand des Brunnens. »Setz dich zu mir. Oder hast du keine Zeit?«
    Er überlegte sich die Antwort. »Doch, ich habe Zeit. In dieser Nacht bin ich wohl der einzige.«
    Sie nickte so heftig, daß ihre Haare flogen. »Ja, das kann man wohl sagen. Ich gebe mir in der Nacht immer besonders viel Mühe und mache die Termine nur, wenn ich entsprechend aufgelegt bin.«
    »Es ist auch ein weiter Weg.«
    »Sicher.«
    »Kommen viele?«
    »Ich bin nicht immer hier«, sagte sie ausweichend.
    »Wo denn?«
    »Meistens in der Nacht. Daß ich dich hier empfange, kommt einem Privileg gleich.«
    »Danke.«
    Wieder klopfte sie auf das Gestein. »Bitte, ich möchte, daß du dich neben mich setzt. Ich will das nicht so geschäftsmäßig durchführen. Es ist eine wunderbare Nacht. Wir werden so tun wie zwei Bekannte oder Verliebte. Schließlich sind wir keine Roboter, sondern Menschen, die bald etwas miteinander zu tun haben werden. Etwas sehr Intimes sogar.«
    Dick runzelte die Stirn. »Das klang schon philosophisch.«
    »Man lernt es. Jede Hure ist auch eine Philosophin. Irgendwo muß sie auch heilen und sich viel anhören, aber darüber wollen wir nicht reden. Komm zu mir.«
    Er ging den letzten Schritt vor, der ihn bis an den Brunnenrand heranbrachte.
    Bevor er sich auf ihn setzte, schaute er in die Tiefe hinein, und für einen Moment wollte sein Herz aussetzen. Es war ein Schacht, ein Tunnel, ein Loch, und aus ihm wehte ein Geruch hervor, der nach altem Wasser stank und noch mehr. Die Dunkelheit ließ es nicht zu, daß er tiefer in den Brunnen hineinblicken konnte, aber Spaß machte es ihm nicht.
    »Was hast du?«
    »Nichts«, sagte Dick. »Nur so…«
    »Du magst den Brunnen nicht - oder?«
    »Das kann man nicht sagen. Ich meine nur, daß er…«, Stevens winkte ab. »Lassen wir das.«
    »Du hast doch einen Namen, nicht?«
    »Ja.«
    »Nenn ihn mir!«
    »Dick.«
    Sie schaute ihn an, sie lächelte, und Dick sah ihr Gesicht jetzt aus der Nähe. Ja, es hatte tatsächlich etwas Engelhaftes zu bieten. Die Haut war hell, hinzu kam das lange Blondhaar, die kleine Nase, die klaren Augen und der wunderbar geformte Mund. Ein richtiger Kußmund.
    Es widerstrebte Dick einfach, daran zu glauben, daß diese Person ihr Geld als Hure verdiente. Selbst er, der die Szene kannte, hatte ein derartiges Callgirl noch nie erlebt. Die meisten sahen anders aus, sie traten anders

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