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0976 - Die Leichen der schönen Charlotte

0976 - Die Leichen der schönen Charlotte

Titel: 0976 - Die Leichen der schönen Charlotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatte. Die neue Herrscherin über die Lebenden, die Hexen, die Toten - aus einem Meer von Blut hochsteigend, damit sie die Welt auf ihre Art und Weise erneuern konnte.
    Doreen hatte es schwer, sich von dem Anblick loszureißen. Sie dachte daran, wie schwach sie eigentlich war, denn die in der Plakette gebündelten Kräfte waren ihr einfach über.
    Bisher hatte sie ja nie an Hexen glauben wollen und sie irgendwo als böse Märchentanten abgetan, seit einigen Sekunden aber dachte sie anders darüber und wußte nicht mehr, was sie machen sollte.
    Sie hätte die Plakette am liebsten in die Ecke geworfen. Auf der anderen Seite hatte sie das Ding nur gesucht, um es John Sinclair zu zeigen, aber sie schaffte es nicht, sich zu drehen und zur Tür zu gehen, denn in ihr hatte sich eine Sperre aufgebaut, die sie davon abhielt.
    Jemand ist bei mir, dachte sie.
    Jemand ist ganz in der Nähe, das weiß ich. Aber dieser Jemand ist anders. Er hat nicht mal einen Körper. Es ist ein furchtbarer Geist, der mich umgibt. Ein Stück anderer Welt, mit der ich nicht zurechtkomme. Da hat sich etwas geöffnet.
    Noch immer starrte sie Charlottes Geschenk an. Blau in der Grundfarbe, sogar tiefblau, auch das Gesicht, aber das hob sich zum Hintergrund hin in einer helleren Farbe ab.
    Unheimlich, nicht erklärbar. Deshalb war sie auch froh, es loswerden zu können. Sinclair würde es mit Freuden nehmen. Er war wohl wegen dieser Plakette gekommen. Was hatte sich Charlotte überhaupt dabei gedacht, sie ihr zu geben?
    Brennt meine Hand?
    Auf einmal schoß ihr der Gedanke durch den Kopf, denn es kam ihr vor, als hätte sich die Unterseite stark erwärmt. Noch einen letzten Blick wollte sie der Plakette gönnen, um sie dann abzugeben, aber die zweite Hälfte ihres Vorhabens konnte sie zunächst nicht erfüllen, denn tatsächlich bewegten sich die Augen.
    Keine Täuschung.
    Doreen sah es überdeutlich, denn die Pupillen hatten tatsächlich gezuckt.
    Sie hielt den Atem an. Plötzlich kam sie sich vor wie eingefroren. Noch immer umgab sie ihre normale Welt, das war alles so wunderbar klar, aber trotzdem war es anders.
    Etwas bewegte sich in ihrer Nähe. Als hätten plötzlich Schatten von diesem Raum Besitz ergriffen.
    Sie huschten über die Frau hinweg und auch über die zahlreichen Spiegelflächen, wobei sie den Spiegel an der Decke ebenfalls nicht ausließen.
    Für einen kurzen Augenblick schaffte es Doreen, wieder klar zu denken. Ihr kam zu Bewußtsein, daß sie es unmöglich war, die diese Schatten produzierte. Sie stand bewegungslos, aber sie hatte auch nicht gesehen oder gehört, daß jemand ihr Zimmer betreten hätte.
    Woanders, sie waren von woanders hergekommen, aber sie flatterten nicht mehr.
    Trotzdem hatte sich etwas verändert.
    Doreen schaffte es, sich wieder zu bewegen. Zuerst der Blick nach rechts, dann der nach links und zum dritten das kurze Hinschauen an die Decke.
    Da wußte sie Bescheid.
    Es gab keine leeren Spiegelflächen mehr.
    Auf jeder zeichnete sich das Gesicht der Hexe Lilith ab!
    In dieser Sekunde brach bei Doreen der Damm. Sie konnte nicht mehr und schrie los…
    ***
    Ich zerrte die Tür des Zimmers auf, in dem die Frau normalerweise ihre Gäste bediente, und sah noch, während ich die Klinke festhielt, wie dieser Raum aussah. Es war ein krasser Unterschied zu dem »Arbeitszimmer« der Charlotte, denn dieses hier lebte von den Spiegeln an den Wänden und von dem unter der Decke.
    Spiegel, in denen ich normalerweise Doreen hätte sehen müssen. Sie stand ja neben dem runden Bett! Der Schrei war verklungen. Sie hielt ihre Hand nach vorn gestreckt und schaute auf den runden Gegenstand, der auf der Fläche lag. Es war die Plakette, die ihr Charlotte gegeben hatte, das wußte ich, das Motiv konnte ich nicht erkennen.
    Das aber sah ich in den Spiegeln. Ich ging einfach davon aus, daß es mit dem auf der Plakette identisch war und hielt den Atem an, denn auch ich war davon überrascht worden.
    Es gab nur ein Gesicht, das alles beherrschte.
    Lilith!
    Ihre schöne und kalte Fratze war auf jeder Spiegelfläche zu sehen und glotzte auch auf uns herab.
    Die Augen blickten böse und voller Haß. Die Lippen waren straff gezogen, und sie machte den Eindruck, als wollte sie im nächsten Augenblick ein- und angreifen.
    Ich mußte mit dem Kreuz dagegenhalten, aber die Zeit wurde zu knapp. Das Geräusch war nicht laut, aber furchtbar. Ich hörte es mit einer schon brutalen Intensität, denn es sägte sich in mein Gehör hinein. Ein hoch und

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