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0976 - Die Leichen der schönen Charlotte

0976 - Die Leichen der schönen Charlotte

Titel: 0976 - Die Leichen der schönen Charlotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Brunnenfläche gleiten.
    Die Frau brauchte nicht lange, um die »frische« Leiche zu entdecken. Sie war von mehreren Pfahlspitzen erwischt worden und bot einen entsprechenden Anblick.
    Natürlich war Dick tot. Er konnte nicht mehr leben, nachdem, was ihm widerfahren war.
    Dennoch ärgerte sich Charlotte. Sie bearbeitete mit den Schneidezähnen ihre Unterlippe. Es war ein Fehler gewesen, ihn so rasch in den Brunnen zu stürzen. Sie hatte einen Verdacht gehabt, sie hätte ihm nachgehen müssen, aber das war nicht der Fall gewesen. Statt dessen hatte sie zu rasch reagiert.
    Da war wieder der Haß über sie hinweggeschwemmt, verbunden mit schrecklichen Erinnerungen, die zwar jahrelang zurücklagen, aber immer wieder hochstiegen.
    Charlotte blieb noch. Der Boden war schmutzig. Ihr Kleid sah dementsprechend aus. Es machte ihr nichts. Hier bekam sie keinen Schönheitspreis, sie wollte nur gewinnen, und dieser Gewinn sollte in Liliths Sinne ausfallen.
    Sie kroch nicht in den Brunnen hinein. Die Leichen lagen dort gut. Sie vermoderten, niemand würde sie finden, bisher jedenfalls war Charlotte sicher gewesen.
    Nun hatte sie ihre Zweifel. Eine gewisse Ahnung hatte sich in ihr aufgebaut. Noch kein Wissen, aber eine Ahnung, verbunden mit einem bedrückenden Gefühl.
    Sie stand auf und begab sich auf den Rückweg. Diesmal war sie in Gedanken versunken und strahlte auch nicht das Licht unbedingt nach vorn. Sie hielt die Lampe gesenkt, der Kegel wanderte über den Boden, auch ein äußeres Zeichen dafür, in welch einem Zustand sich die Frau befand.
    Natürlich hatte man nach den anderen Männern gesucht. Das stand außer Frage. Aber man hatte sie nicht gefunden. Sie waren einfach zu perfekt versteckt gewesen, und das sollte auch unbedingt so bleiben, davon ging sie aus.
    Sie brauchte Hilfe.
    Nicht körperliche, das auf keinen Fall. Aber eine geistige Unterstützung konnte nicht schaden. Sie hatte sich der Königin Lilith voll und ganz hingegeben. Sie war es, die eine neue Welt aufbauen wollte. Charlotte sollte dazugehören, und sie war stolz darauf, daß gerade sie ausgesucht worden war.
    Lilith hatte ihr auch versprochen, sie nicht im Stich zu lassen. Wenn es hart auf hart kam, würde sie ihr zur Seite stehen, und dies konnte bald der Fall sein.
    Charlotte erreichte die Leiter und kletterte sie hoch. Sie schaltete das Licht ein, das sie zuvor gelöscht hatte, schaute sich in ihrem Refugium um und stellte zufrieden fest, daß sie während der Abwesenheit keinen Besuch bekommen hatte.
    Es sah schon etwas befremdend aus, wie Charlotte dort stand, das Beil noch immer festhaltend, als sollte sie im nächsten Augenblick von einem Feind angegriffen werden.
    Feinde waren nicht da.
    Nur Puppen!
    Und sie waren harmlos. Mit ihren netten, kindlichen Gesichtern schauten sie Charlotte an, als wollten sie die Frau begrüßen. Sie liebten diese heile Welt, es gab für sie keine andere. Gefahren oder etwas Böses waren ihnen fremd.
    Charlotte atmete heftiger. Ihre Brüste unter dem dünnen Stoff zitterten. Sie bekam den starren Blick.
    Zwar zeigte das Gesicht noch immer den Ausdruck eines Engels, diesmal aber erinnerte er mehr an einen toten Engel, so starr war er geworden.
    »Verdammt!« keuchte sie. »Verdammt noch mal. Da ist doch was passiert! Ich spüre es. Ich spüre es.« Sie redete schneller, aber nicht lauter, denn jedes Wort war von einem Zischen begleitet.
    Die Wut stieg.
    Plötzlich fuhr etwas durch ihren Kopf oder auch an ihren Augen entlang, mit dem sie nicht zurechtkam. Sie knirschte mit den Zähnen, der Haß brach sich freie Bahn.
    Der rechte Arm mit dem Beil schwang auf und nieder. Charlotte sah so aus, als wäre sie dabei, ein Ziel zu suchen, an dem sie ihren Mut kühlen konnte.
    Dann schlug sie zu.
    Es geschah aus einer rasenden Wut heraus. Sie drosch das Beil gegen die Puppe, die ihr am nächsten stand. Sie lehnte in einer Sofaecke, und die Schneide hämmerte in den Schädel aus Kunststoff hinein. Sie teilte ihn. Die beiden Hälften fielen zur Seite. Zugleich aber splitterte der gesamte Körper, so daß sich seine Reste auf der Couch verteilten.
    Charlotte hatte den Arm bereits zu einem zweiten Schlag erhoben, als sie wieder zu Besinnung kam.
    Vorbei war der Anfall, die Bedrückung, auch die Angst war nicht mehr zu spüren.
    Sie stand vor der Couch und schaute auf die Trümmer der Puppe. Der Beilgriff rutschte an ihrer schweißnassen Haut entlang, dann fiel das Instrument zu Boden.
    »Scheiße!« keuchte sie und schlug die

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