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0976 - Die Leichen der schönen Charlotte

0976 - Die Leichen der schönen Charlotte

Titel: 0976 - Die Leichen der schönen Charlotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schwieg.
    »Stimmt's?«
    »Wollen wir hier an der Tür reden?« fragte ich.
    Ihr Lachen klang wie das eines Mannes. »Ja, ja, schon gut, ich habe begriffen. Diese Ausreden kenne ich, verdammt noch mal. Ich weiß schon Bescheid.«
    »Dann geh vor.«
    Sie schaffte mich nicht in das Zimmer mit der Spielwiese. Wir betraten eine kleine Küche. Das Apartment war ebenso geschnitten wie Charlottes, nur seitenverkehrt. In der Küche roch es nach Kaffee. Aus der Kanne schenkte sich Doreen eine Tasse ein, bot mir aber keine an. Sie setzte sich an den Tisch mit der angegrauten Resopalplatte, wo auch eine Schachtel mit den Zigaretten lag und ein fast voller Ascher stand.
    Ich hatte ebenfalls meinen Platz eingenommen, saß ihr gegenüber auf einem kleinen Hocker. Da sie auf einem Stuhl saß, wirkte sie größer als ich, was ihr wohl gefiel, denn sie lächelte. Dann zündete sie sich eine Zigarette an und schaffte es noch, während dieses Vorgangs mit mir zu reden. Das war schon eine Kunst.
    »Wenn du ein neuer von der Sitte bist, dann laß dir sagen, daß man mir nichts ans Zeug flicken kann. Ich bin registriert, ich gehe pünktlich zur Untersuchung, ich bin lange genug im Geschäft, und ich komme sogar mit manchen Bullen aus.«
    »Ich bin nicht von der Sitte.«
    Sie paffte zwei Wolken über den Tisch. »Aber auch nicht von der Verkehrspolizei«, wobei der Name Verkehr sich aus ihrem Mund besonders pikant anhörte.
    »Nein, auch nicht. Scotland Yard, Miß Sanders, und mein Name ist John Sinclair.«
    Das erschreckte sie nicht, denn sie winkte müde ab. »Das Miß Sanders kannst du lassen, sag Doreen. Mich kann nichts mehr erschüttern. Ich bin schon über vierzig und mache den Job mehr als zwanzig Jahre. Mit euch Typen bin ich eigentlich immer gut gefahren.«
    »Das freut mich.«
    Sie hob die Schultern. »Mal sehen. Was willst du wissen?«
    »Nichts über dich.«
    »Ist schon positiv. Aber über andere rede ich nicht gern.«
    »Es geht um Charlotte.«
    »Ach.« Sie prustete los. »Meinst du den Engel?«
    »Ja.«
    »Sie ist harmlos.«
    »Davon möchte ich mich ja gerade überzeugen, und dabei könntest du mir helfen.«
    Doreen Sanders schwieg. Sie blickte mich schräg über den Tisch hinweg an. »Ich weiß nichts und werde auch nichts wissen. Sie ist zwar eine Kollegin von mir, aber keine Freundin. Wir sind Konkurrentinnen. Außerdem ist sie jünger als ich. Immerhin zwanzig Jahre, und das macht bei den Kerlen was aus.«
    »Ich suche sie!« sagte ich. »Zwei Etagen tiefer.«
    »Sie ist nicht da.«
    »Dann warte.«
    »Nein, es wird wohl zu lange dauern. Ich habe gehört, daß sie öfter das Haus verläßt.«
    »Das kann sein«, erwiderte die Frau. Sie stand auf, die Zigarette klebte zwischen ihren Lippen, als sie aus dem Schrank eine Flasche Brandy holte. Zwei Gläser nahm sie auch mit. »Willst du einen Schluck?«
    »Einen kleinen.« Ich wollte es mir mit ihr nicht verderben.
    Doreen drückte ihren Glimmstengel aus. Sie sprach beim Einschenken. »Wenn sie öfter das Haus verläßt, kann das für mich nur gut sein. Eine Konkurrentin weniger. Cheers.« Sie hob das Glas an und trank es leer.
    Ich nippte nur daran. »Ist das denn so üblich bei euch, daß hin und wieder eine verschwindet?«
    »Ja, das ist es.« Sie füllte ihr Glas noch einmal. »Viele oder einige von uns führen ein Doppelleben.«
    »Das heißt, sie haben zwei Wohnungen.«
    Doreen nickte. »Genau so ist es.«
    »Auch Charlotte?«
    »Muß wohl so sein.«
    »Aber sicher bist du dir nicht?«
    »Nein«, gab sie zu.
    »Dann erzähl mir einfach, was du weißt.«
    Doreen Sanders wollte noch nicht. Das machte sie mir durch ihr Kopfschütteln klar. »Verdammt noch mal, worauf soll das alles hinauslaufen? Wenn ich dich so reden höre, kann ich den Eindruck gewinnen, als hätte Charlotte etwas Schreckliches getan.«
    Ich hob nur die Schultern.
    »Hat sie das denn?« fragte Doreen.
    »Das wissen wir nicht genau. Es ist schon möglich. Jedenfalls geht es um ein Kapitalverbrechen.«
    »Mord?«
    »Keine Ahnung, möglich.«
    Doreen schüttelte den Kopf und lachte. »Es ist komisch«, sagte sie, »aber ich glaube dir sogar.« Sie beugte sich vor und legte die Arme ausgebreitet auf den Tisch. »Klar, die liebe Charlotte hat das Gesicht eines Engels, aber sie ist kein Engel, schon gar nicht in unserem Job, verstehst du das?«
    »Ist mir klar. Aber du hast so intensiv gesprochen, Doreen. Kannst du mir sagen, was dahintersteckt?«
    »Meinst du hinter Charlottes Maske?«
    »Zum

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