0976 - Kämpfer für Garbesch
eigenes Leben zu retten.
Mühsam zog er sich aufs Ufer, das sich gleich einer gigantischen Schaukel hin und her bewegte. Hoch über ihm bildeten sich knallend Risse im Gestein, und ein Regen kleiner Felstrümmer prasselte herab. Zweifellos war das Beben eine Spätfolge der Gravitationsschwankung.
Yesevi Ath lag flach auf dem schwan= kenden Boden und war vollauf damit beschäftigt, nicht wieder in den Fluß zu fallen. Er hörte nichts mehr von Usilfe Eth und seinen anderen vier Begleitern.
Als die Beben aufhörten, wunderte er sich darüber, daß er noch lebte. Rasch erhob er sich und lief auf dem Ufer flußaufwärts, um die Mündung des Stollens wiederzufinden, durch den sie gekommen waren. Wenigstens er mußte sich retten, damit das Wissen um den Wasserlauf seinem Volk erhalten blieb.
Er fand die Mündung des Stollens schon nach kurzer Zeit. Aber der Stollen war zusammengebrochen.
Yesevi Ath setzte sich und überlegte, wie er einen anderen Weg an die Oberfläche finden könnte - falls es einen anderen Weg gab. Er durfte nicht in Panik geraten, sondern mußte sich ein System ausdenken, nach dem er suchte.
Doch als er kurz darauf beißenden Schwefelgeruch wahrnahm, erkannte er, daß ihm keine Zeit für eine systematische Suche blieb. Anscheinend war ein subplanetarischer Magmastrom durch die Beben in eine Lagerstätte von Schwefel eingebrochen und hatte ihn zum Schwelen gebracht. Die dabei entstehenden Gase drangen durch Risse und SpaIten im Fels allmählich nach oben.
Hustend sprang Yesevi Ath auf und tastete sich an der Felswand entlang. Als immer mehr übelriechendes Gas nachströmte und ihn zu ersticken drohte, schwang er sich vom Ufer in den Fluß.
Er strauchelte und stürzte auf glattes Gestein. Vergebens tastete er nach dem Wasser des Flusses, den er immer noch rauschen hörte. Das Flußbett war leer. Aber ein breiter Spalt in seiner Mitte verriet, daß das Wasser durch ihn, der seine Entstehung den Beben verdankte, abgeflossen war und einige Meter tiefer in einem neugebildeten Hohlraum weiterfloß.
Yesevi Ath hustete würgend, aber er raffte sich wieder auf und kroch erneut auf die Uferstraße hinauf. Dort tastete er sich weiter an der Felswand entlang, ohne zu merken, daß er in die falsche Richtung ging. Die Schwefeldämpfe drohten ihn zu ersticken.
Irgendwann stolperte er über ein Hindernis, stürzte und fand nicht mehr die Kraft, wieder aufzustehen ...
*
Er glaubte sich im Reich der Schatten, dem Jenseits der Laboris, als er erwachte. Langsam öffnete er die Augen und wunderte sich darüber, daß er nichts sah.
Dafür spürte er einen heftigen Luftzug.
Er richtete sich auf und hörte ein Geräusch in seiner Nähe.
„Yesevi?" sagte die Stimme Usilfe Eths.
„Usilfe! „ rief Yesevi Ath und war sich plötzlich wieder sicher, daß er sich im Reich der Schatten befand, denn Usilfe Eth war den Unsichtbaren Weg schon vor ihm gegangen. „Warum ist es dunkel im Reich der Schatten?
Ohne Licht kann es doch keine Schatten geben."
„Wir leben", antwortete Usilfe Eth. „Ich fand dich direkt neben einem Spalt im Fels und habe dich mitgenommen, da ich allein den Rückweg nicht finden würde. Kurz vor dem Ersticken konnte ich mich mit dir in diese Höhle schleppen, durch die aus Klüften in den Wänden ein so starker Wind bläst, daß sich keine Schwefeldämpfe halten können."
Yesevi Ath atmete tief ein und genoß die reine Luft.
„Irgendwann wird der Schwefel verbrannt sein, dann können wir zum Fluß zurückkehren", sagte er.
„Vielleicht", erwiderte Usilfe Eth. „Aber zuerst sollten wir an die Oberfläche zurückkehren."
Yesevi Ath stand auf und stieß eine Serie schriller Schreie aus, während er sich um sich selbst drehte. Die zurückkehrenden Echos verrieten ihm, daß sie sich am Grund einer etwa fünfzig Meter durchmessenden und zirka achtzig Meter hohen Höhle befanden, deren Wände senkrecht aufstiegen. In den Wänden befanden sich zahllose kleine und zwei große, sich gegenüberliegende Klüfte. Ein Stollen führte nach unten, zwei führten nach oben.
Der Vorbeißer wandte sich einem der nach oben führenden Stollen zu. Doch er ging nicht hinein, denn schon einige Meter vor seiner Mündung stieg ihm durchdringender Schwefelgeruch in die Nase.
„Wir werden versuchen müssen, in eine Kluft einzusteigen, und können nur hoffen, daß wir von dort aus an die Oberfläche kommen", erklärte er.
„Der Weg, den wir gekommen sind ...", warf Usilfe Eth ein.
„Den würden wir
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