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0978 - In den Ruinen von London

0978 - In den Ruinen von London

Titel: 0978 - In den Ruinen von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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auf ein Tablett legte, das sein Assistent ihm hinhielt. Ein ähnlicher Gegenstand lag bereits darauf.
    Statt innezuhalten, wechselte Dr. Sänger nun auch noch zu Leichnam Nummer drei. Männlich. Ebenfalls mit Attributen eines Menschen und einer Pflanze durchmischt.
    Zwei Minuten später landete ein dritter Gegenstand auf dem Tablett.
    Erstmals, seit Zamorra eingetroffen war, wandte sich Dr. Sänger der Scheibe zu, hinter der sein Publikum stand.
    Er nickte erst dem Field Marshal, dann Zamorra zu, das verschwitzte Gesicht bis zu den Augen hinter einem Mundschutz verborgen, zeigte auf das Tablett in der Hand seines Assistenten und verkündete: »Meine Herren, es ist angerichtet.«
     
    7.
    London, 2010
    Die Früchte des Strauches waren groß wie eine geballte Kinderfaust, aber sie sahen nicht aus wie einfache Früchte, sondern - wie kleine, täuschend echt modulierte Köpfe.
    Carrie war geschockt, als sie erkannte, wessen Aussehen die Köpfe imitierten.
    Dad!
    Tom schien zu spüren, wie sehr sie der Anblick entsetzte, denn er legte den Arm um sie und schob sie von der Stelle weg, an der Carrie ihren Vater begraben hatte.
    »Das ist ja unheimlich - und wahnsinnig! Ich glaub, das trifft es eher: vollkommen wahnsinnig! Wie die ganze Stadt!«
    Carrie streifte seinen Arm ab und lief zum Grab zurück. Sie kniete neben dem Strauch nieder und pflückte eine der »Kopf-Früchte«.
    Toms gut gemeinter Rat »Tu das nicht!«, erreichte sie zu spät - aber vermutlich hätte sie ohnehin nicht auf ihn gehört.
    Das Gesicht der Frucht verzog sich schmerzvoll, als sie vom Zweig gerissen wurde.
    Carrie fühlte sich unwillkürlich an das schwarze Blütenblatt erinnert, das immer bei ihr war, seit sie es aufgelesen hatte.
    »Wirf es weg!« Tom klang fast panisch und so eindringlich, dass Carrie diesmal wie in einem Reflex gehorchte.
    Doch es war schon zu spät. Der Mund der Frucht klaffte auseinander, und Zähne wie die eines Piranhas wurden sichtbar. Blitzschnell biss die vermeintliche Frucht in die Hand, die sie hielt. Der grelle Schmerz schien vom Ballen bis ins Gehirn zu schießen. Carrie spreizte die Hand und versuchte, das heimtückische Ding abzuschütteln. Aber es hatte sich wie die Backen eines Fangeisens ins Fleisch gebohrt.
    »Warte!«, rief Tom. »Ich helf dir!«
    Er kam gerannt und packte die Schädelfrucht wie einen Schlangenkopf, versuchte, durch Druck auf beide Seiten, den Kiefer so weit zu öffnen, dass er Carries Handballen freigab.
    »Das Ding fühlt sich nicht an wie aus…«
    »Fleisch!«, keuchte Carrie mit tränenverschwommenem Blick. Fast schlimmer als der Schmerz war, dass die Frucht ihrem Dad so ähnlich sah.
    »Scheiße, ich krieg’s nicht ab!«
    Plötzlich zuckte Tom zurück.
    Carrie begriff, warum. Die Schädelfrucht begann sich zu verfärben, wurde grau und begann süßlichen Duft auszuströmen. Dann verfaulte sie -innerhalb weniger Sekunden, bis sie sich regelrecht verflüssigte und von Carries Hand tropfte.
    Carrie machte mit angewidertem Gesicht eine schleudernde Handbewegung, um auch den Rest abzuschütteln. Was danach noch hängen blieb, wischte sie sich im Gras ab.
    Zurück blieben deutlich sichtbare Zahnabdrücke - offene Wunden, aus denen erstaunlicherweise kein Tropfen Blut hervorquoll.
    Eine Minute später waren auch diese Spuren verschwunden, narbenlos verheilt.
    »Whow«, sagte Tom. »Gutes Heilfleisch.« Er grinste unsicher. Sein Blick ging zu dem Strauch, an dem noch Dutzende ähnlicher »Früchte« baumelten. »Vielleicht sollten wir ihn anzünden.«
    Carrie schüttelte den Kopf, griff nach seiner Hand und führte ihn außer Sichtweite des Grabes.
    »Wohin bringst du mich?«, fragte Tom verwundert, als Carrie ihn nicht zum Haus,, sondern in den verwilderten hinteren Bereich des Gartens leitete.
    »Du bist doch mein Freund?«
    Es klang wie eine Frage.
    Tom zögerte, nickte dann. »Klar. Wir müssen doch Zusammenhalten. Vielleicht sind wir die beiden einzigen Normalen, die noch in der Stadt leben!«
    »Dann stelle ich dich jetzt meinen anderen Freunden vor.«
    ***
    Nachdem sich Tom den Weg hinter Carrie durch das Gestrüpp gebahnt hatte, klopfte er sich mit mechanischen Bewegungen hängen gebliebene Pflanzenteile von der Kleidung - um dann erst fassungslos zu den mehr als mannshohen Schwarzblühern hinaufzusehen.
    »Geh weg da!«, rief er Carrie zu, die sich direkt unter die schwer herabhängenden Blütenkelche stellte, die wie bizarre Hüte aussahen. »Wenn das wieder so’n Zeug ist wie

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