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0978 - In den Ruinen von London

0978 - In den Ruinen von London

Titel: 0978 - In den Ruinen von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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der Boden für kurze Zeit, lag glatt und ruhig da, als wäre nichts geschehen.
    Bis das Ding wieder Richtung Ausgang stapfte. Es schien noch schwerer geworden zu sein, noch mehr Masse an sich gebunden zu haben. Jeder Schritt hallte wie eine unterirdische Explosion über das Gelände.
    Und plötzlich…
    ... öffneten sich rechts und links die Gräber.
    Tote unterschiedlichster Ausprägung, von verwest bis hin zu bloßen Gerippen, stiegen hervor und schlossen sich dem DING an wie einer berühmten Sagengestalt, die erst Ratten, dann Kinder aus einer deutschen Stadt entführt hatte.
    Jetzt wurde es selbst Tom zu viel. »Weg!«, keuchte er und zog Carrie hinter sich her, den Berg hinauf. »Das ist selbst mir zu krass. Das muss ich mir nicht geben!«
    Zitternd folgte Carrie ihm.
    Auch nach der Rückkehr ins Cottage war sie noch lange so verstört, dass sie kaum ansprechbar war.
    Und wieder spendete das, was sich auf Carries Rücken mit ihrer Haut vermählt hatte, Trost: Die Toten bleiben tot. Das, was sie bewegt, wird sie auch wieder fallen lassen. Sie haben keine Erinnerung mehr an die Lieben von einst oder das eigene Leben. Sie sind nicht die, denen der RUF gilt. Die sind ihnen längst vorausgeeilt. Es sind seelenlose Nachzügler, grausig anzuschauen, aber harmlos. Für dich. Weil du bei uns bist und bei uns bleibst. Noch einmal darfst du nicht fortgehen. Was sollten wir ohne dich tun - und du ohne uns?
     
    10.
    Gegenwart
    Zamorra sagte Nicole Bescheid, dass es wohl doch »etwas später« werden würde.
    »Frühestens morgen Abend? Ganz ehrlich? Etwas anderes hatte ich nie erwartet.«
    »Hinterher lässt sich das leicht sagen.«
    »Vorher kommt man ja gar nicht zu Wort bei dir.«
    »Na, dann erhole dich mal schön von mir.«
    »Mach ich.«
    »Keine Dummheiten!«
    »Sagt der, der in einem netten noblen Hotel untergebracht ist und als Nächstes die Bar unsicher macht.«
    Wenn du wüsstest, dachte Zamorra und sah sich in dem winzigen Raum um, den ihm der Field Marshal innerhalb des Container-Komplexes zur Verfügung gestellt hatte. Das »noble Bett« war eine Pritsche und die »Bar« zwei Flaschen Mineralwasser, die ihm Cougars Ordonnanz hingestellt hatte.
    Aber es war seine eigene Entscheidung gewesen, nicht noch durch die Weltgeschichte zu fahren, um irgendwo ein Zimmer zu beziehen. Er wollte vor Ort sein, wenn das nächste Mal jemand versuchte, den magischen Wall um London zu durchbrechen. Im Prinzip konnte das jede Minute passieren. Die Wachen rund um den Nebel waren in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt und wussten, worauf sie zu achten hatten. Zamorra rechnete damit, noch im Laufe der Nacht aus dem Schlaf gerüttelt zu werden.
    Es klopfte.
    »Herein!«
    Sekunden später trat Dr. Sänger ein, von dem Zamorra inzwischen wusste, wie er unter dem Mundschutz aussah. Bieder. Mit Allerweltsgesicht.
    Aber nicht mit Allerweltsverstand. Der Wissenschaftler hatte etwas auf dem Kasten. Und wäre vermutlich noch erfolgreicher, wenn er endlich die Scheuklappen gänzlich abgelegt hätte.
    »Kriegst du Besuch? Zimmer oder Bar?«, fragte Nicole am anderen Ende der immer noch existenten Leitung misstrauisch.
    »Seit wann klopft man in einer Bar und sagt ›herein‹?«
    Dr. Sänger blickte irritiert. Er hatte eine Flasche Rotwein und zwei bauchige Gläser in den Händen, hielt beides fragend hoch und kickte die Tür mit dem Absatz hinter sich zu.
    »Also Zimmer!«
    »Rrrrichtig.« Das rollende »R« hatte Zamorra sich speziell für Begegnungen mit Deutschen aufgehoben.
    »Eine Frau?«
    »Wäre dir ein Mann lieber?«
    Dr. Sänger blickte noch irritierter.
    »Du nimmst mich auf den Arm.«
    »Wie war das mit ›von mir erholen‹?«
    Sie flachsten noch eine Weile miteinander. Zamorra klärte sowohl Nicole als auch wenig später seinen Besuch darüber auf, wer wirklich hereingeschneit war - beziehungsweise mit wem Zamorra gerade telefonierte.
    Danach legte er auf.
    »Was ist das für ein Handy?«, fragte Dr. Sänger interessiert. Offenbar war ihm sofort aufgefallen, dass er diese Marke noch in keiner Shop-Auslage gesehen hatte.
    »Maßanfertigung«, erklärte Zamorra, ohne wirklich etwas zu erklären. »Ich freue mich, dass Sie mich besuchen«, fügte er schnell an und bot ihm einen Platz am anderen Ende der Pritsche an. »Was haben Sie denn Schönes mitgebracht?«
    Dr. Sänger lächelte, während er die Flasche hob und Zamorra das Etikett zeigte. »Maßanfertigung. 2004er Château Belgrave.«
    »Nicht übel«, räumte Zamorra ein.

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