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0978 - In den Ruinen von London

0978 - In den Ruinen von London

Titel: 0978 - In den Ruinen von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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tausend…
    Schlimmer noch als die Gedanken, die ihn erreichten, war das, was das Gesicht der Pflanzenfrau an Qual und Verlorenheit zum Ausdruck brachte.
    Zamorra fühlte sich so mies wie selten in seinem Leben. Er wiegte diese Frau in falscher Sicherheit, das wurde ihm von Sekunde zu Sekunde mehr bewusst. Auch er, auch die Magie von Merlins Stern, würde ihre rapide Zellalterung nicht rückgängig machen können. Der Grad, den der Verfall auch bei ihr schon erreicht hatte, war irreversibel.
    Warum habt ihr es trotzdem auf euch genommen? Ihr seid offenen Auges ins…
    … Verderben gerannt?, strömte es ihm entgegen. Der Tod ist ein… natürliches Element des Lebens. Aber das, was die Welt … bedroht… von jenseits des Walls… ist etwas ganz anderes… und unvergleichlich … schrecklicher. Du musst…es verhindern, Zamorra… Du musst!
    Kannst du präziser werden? Was genau lauert in der Stadt darauf, herauszukommen? Und woher kennst du mich überhaupt?
    … musst…
    Die Augen des Pflanzenwesens erloschen, die Gedanken versiegten.
    Zamorra schaltete den Telepathie verstärkenden Strahl ab und wandte sich an Cougar und Dr. Sänger.
    »Sie ist tot«, sagte er. Und an den Wissenschaftler gewandt: »Ersparen Sie ihr die Obduktion. Sie werden nichts Neues herausfinden. Alles, was sie zu sagen hatte, befindet sich hier drin.« Er tippte sich an die Stirn.
    Auf dem Rückweg zur Container-Basis erreichte ihn ein Anruf aus dem Château: Nicole.
    »Es war wieder da - aber diesmal nicht im Regenbogenblumen-Gewölbe?«, fragte Zamorra.
    »Schlimmer«, sagte seine Gefährtin am anderen Ende der Verbindung. »Es scheint sie gar nicht benutzt zu haben, um ins Château zu gelangen.«
    Zamorra spürte, wie seine Beunruhigung mit jedem Satz von Nicoles Schilderung wuchs. »Immerhin scheint die Kleine, wenn sie irgendwo unbemerkt von außen ins Schloss gekommen ist, kein Dämon zu sein, sonst hätte die M-Abwehr zugeschlagen«, murmelte er.
    »Aber was ist sie dann?«, konterte Nicole. »Was hat sie überhaupt auf dem Schloss zu suchen? Warum wird sie gesehen, lässt sich aber nicht zu einem Gespräch herab? Ich bin mir offen gestanden nicht sicher, dass sie zu den ›Guten‹ gehört. Das ist alles sehr, sehr mysteriös.«
    »Ich werde noch heute zurück sein. Vielleicht finde ich mehr heraus. Ich hätte schon beim ersten Auftauchen einen Scan des gesamten Komplexes durchführen sollen. Vielleicht hatte sie sich nur irgendwo versteckt.«
    »Das widerspräche den Aufnahmen, die wir vom Gewölbe haben.«
    »Ja. Ja, ich weiß. Trotzdem. Lass mich erst mal zurückkommen und haltet bis dahin Augen und Ohren offen. Wie hat Madame Claire den Schreck verdaut?«
    »Du kennst sie doch. Im Grunde ist sie zäh wie Katzenleder.«
    Zamorra lächelte. »Bis heute Abend.«
     
    11.
    London, 2010/11
    »Weißt du, was für einen Tag wir heute haben?«, fragte Tom.
    Carrie schüttelte den Kopf.
    »Schließ die Augen.«
    Es war erst später Nachmittag, aber draußen war es schon dunkel.
    Carrie schloss die Augen und ließ sich von Tom ins Schlafzimmer führen. In Carries Bauch kribbelte es erwartungsvoll, aber sie konnte sich nicht denken, was jetzt kommen würde.
    Tom trat mit ihr tiefer in den Raum, dann sagte er: »Du kannst jetzt die Augen wieder aufmachen.«
    Carrie kam auch dieser Aufforderung nach, und ein wohliger Schauder überlief sie.
    »Weihnachten! Heute ist Weihnachten! Das… das hatte ich ganz vergessen.«
    »Ich aber nicht«, sagte Tom und lachte verlegen. »Wie gefällt dir mein Weihnachtsbaum?«
    Carrie konnte sich gar nicht sattsehen. Das Schlafzimmer war der einzige Raum, von dessen Fenster aus man freie Sicht auf den riesigen Baum hatte, der aus der Londoner City emporwuchs und sie mit seinen gewaltigen Ästen überspannte.
    Durch das Fenster war nur ein Ausschnitt von ihm zu sehen, aber den hatte Tom fantasievoll dekoriert, indem er an den richtigen Stellen der Scheibe bunte Kugeln und Girlanden aufgemalt hatte, sodass die Illusion entstand, all das hinge an den Zweigen des fahl leuchtenden Baumes.
    »Er ist… grandios. So etwas Schönes hat noch niemand für mich gemacht.«
    Tom trat von einem Fuß auf den anderen. »Freut mich, dass es dir gefällt. Ich hab auch noch was zu Naschen gefunden. Vom Bett aus sieht der Baum fast echt aus - ich meine als Weihnachtsbaum. Dass er echt ist, wissen wir ja inzwischen, oder?«
    Carrie zuckte mit den Achseln. »Ich hab ihn noch nie aus der Nähe gesehen.«
    »Das holen wir

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