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0978 - In den Ruinen von London

0978 - In den Ruinen von London

Titel: 0978 - In den Ruinen von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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nach.«
    »Meinst du?« Sie schüttelte den Kopf. »Das ist sicher gefährlich.« Sie kroch aufs Bett und nahm sich eines der Schokobonbons, die Tom in eine Kissenmulde gelegt hatte.
    »Wir können nicht ewig hierbleiben. Jedenfalls nicht, ohne uns auch zwischendurch mal wieder mit Essbarem einzudecken. Und dafür müssen wir in die Stadt.«
    Carrie schüttelte erneut den Kopf. »Ohne mich.«
    »Dann geh ich allein.«
    »Tom!«
    »Willst du verhungern?«
    Sie kaute auf Schokolade, deshalb kam ihr die Frage völlig absurd vor. Trotzdem schüttelte sie den Kopf.
    »Na also. Lass uns gleich morgen gehen. Die letzten Tage war es ruhig. Keine Brände, keine Explosionen, keine… Schreie - zumindest keine, die bis zu uns drangen.«
    »Wohin mögen nur all die Leute verschwunden sein?«
    »Tot«, sagte Tom. »Ich fürchte, sie wurden von der Wildnis gefressen.«
    ***
    Am nächsten Morgen war die Entscheidung gefallen: Sie wollten zur Stadt hinunter. Zu zweit.
    Carrie hatte sich durchgesetzt. Nicht nur gegen ihre Ängste, sondern auch gegen das Wispern, das sie daran hindern wollte, das Grundstück zu verlassen.
    Wer soll sich um uns kümmern? Wer gibt uns Wasser, wenn du fort bist?
    Während Tom das Haus nach Gegenständen durchsuchte, die ihnen unterwegs von Nutzen sein konnten, zog Carrie sich noch einmal in den hintersten Teil des Gartens zurück.
    Tom bemerkte sie, als er zufällig aus dem Fenster sah.
    »Was hast du vor?«
    »Ich muss noch was erledigen. Bin gleich zurück.«
    Er brummte etwas Unverständliches.
    Carrie goss die Blumen noch einmal ausgiebig und versprach ihnen, nicht lange fortzubleiben.
    In der Stadt lauert der Tod. Wir wissen es. Wir würden nie dorthin gehen.
    »Weil ihr nicht gehen könnt - nirgendwohin«, erwiderte Carrie bissiger als beabsichtigt. »Und der Tod ist überall. Er kann auch hierher kommen. Wir hatten viel Glück bislang. Viel, viel Glück!«
    Die Blumen bestritten das. Carrie hörte ihre Stimmchen aus dem veränderten Hautbereich zwischen ihren Schulterblättern wispern. Kein Glück. War nicht bloß Glück. Werden nicht kommen. Werden dir nichts tun, solange du in unserer Nähe bist. Können dich schützen. Schützen dich schon die ganze Zeit. Und… ihn…!
    Dieses letzte »ihn« war von einer solchen Abscheu - oder war es mehr, Hass? - begleitet, dass Carrie zusammenzuckte. Sie wusste sofort, wer gemeint war: Tom.
    Offenbar mochten die Blumen Tom nicht. Und hatte nicht von Anfang an auch er sie nicht leiden mögen?
    »Carrie!«
    Sie winkte den Blumen, die um einiges größer waren als sie selbst, noch einmal zu, dann schlüpfte sie durch das Dickicht und rannte zu Tom.
    ***
    »Wir nehmen den BMW«, sagte Tom.
    »Damit kommen wir nicht weit. Die Wildnis hat sich bereits so viel Terrain erobert, dass…«
    Er unterbrach sie. »Wir nehmen ihn wenigstens so weit, bis wir mit ihm nicht mehr weiterkommen.«
    »Ich habe Angst.« Carrie schritt neben ihm auf den Wagen zu, der schon lange nicht mehr bewegt worden war. »Angst, meinen Angehörigen zu begegnen - egal wo. Mein Dad, Grandma, Mum… sie sind alle irgendwo da draußen.«
    Tom schüttelte den Kopf. »Die Stadt ist viel zu groß und längst menschenleer. Überall wuchert dichte Vegetation. Ich hab mal ’nen Film gesehen, in dem’s auch so war. Die Menschen verschwanden über Nacht, und alles, was sie je gebaut hatten, begann zu zerfallen. Langsam natürlich. Der Asphalt platzte auf, und Bäume wuchsen hervor.«
    »Wo sollen alle hingegangen sein?«
    »Weiß ich nicht. Die, die wir sahen, scheinen stadteinwärts marschiert zu sein. Erinnerst du dich? Die vom Friedhof. Hier kam jedenfalls keiner vorbei.«
    »Das waren Tote.«
    »Ich weiß. Wie dein Dad und deine Grandma«, sagte Tom.
    »Aber was ist aus den Lebenden geworden?«, fragte Carrie.
    Darauf wusste auch Tom keine Antwort.
    »Du und ich können nicht die Einzigen sein, die sich verstecken. Die einfach nur versuchen, am Leben zu bleiben.«
    »Kein Problem, wenn’s noch mehr von uns gibt. Im Gegenteil. Denen könnten wir uns anschließen. Oder sie sich uns. Ich hab da mal ’nen Film gesehen. Über so ’ne komische Kommune.«
    Carrie verstand kein Wort. Und sie wollte auch nicht schon wieder eine von Toms Geschichten hören. Egal, worum es ging, er hatte immer »schon mal ’nen Film« dazu gesehen.
    »Ätz!«, stöhnte Carrie.
    »Was?«
    »Ach, nichts.«
    »Na, dann los.«
    Tom gab Gas.
    ***
    Sie kamen nicht viel weiter als bis kurz hinter den Highgate Cemetry.
    Von den

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