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0978 - In den Ruinen von London

0978 - In den Ruinen von London

Titel: 0978 - In den Ruinen von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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Stirn und machte weiter.
    Es war schon dunkel, als sie endlich alles geschafft hatte - das Loch hatte nicht nur ausgehoben, sondern auch wieder zugeschüttet werden müssen, nachdem ihr Dad darin verstaut gewesen war.
    Carrie betrachtete den Baumgiganten, dessen Krone mittlerweile ganz London überspannte. Stamm, Äste und Blätter des unerklärlichen Gewächses schimmerten, wie es früher die Sterne getan hatten, die jetzt nicht mehr am Firmament zu sehen waren.
    Weite Teile der Stadt, auf die Carrie auch blickte, lagen im Dunkeln. Der Glanz des Baumes konnte nicht all die Lichter ersetzen, die sonst dort leuchteten.
    Carrie ging ins Haus und merkte, dass keine der Lampen reagierte, als sie die Schalter bediente. Offenbar gab es im ganzen Cottage keinen Strom mehr.
    Erst da wurde ihr klar, warum die Stadt insgesamt so finster war. Andere hatten dasselbe Problem. Nur ganz vereinzelt brannten noch Lampen oder Scheinwerfer. Hier und da schienen auch Feuer zu brennen. Entweder waren sie von Menschen angezündet worden, oder es wüteten Brände, die jemand löschen musste, damit sie nicht immer weiter um sich griffen.
    Carrie war elf. Sie hatte keine klare Vorstellung, was um sie herum vor sich ging. Sie wusste nur, dass sie keine Angst zu haben brauchte. Sie hatte ja das Blatt, das unaufhörlich auf sie einflüsterte und das auf seine Art mindestens so merkwürdig war wie der gewaltige Baum, der selbst Londons höchste Bauwerke überragte.
     
    4.
    Gegenwart
    Daniel Hare hatte Silvester 1999 aufgehört zu rauchen. Seit Ende 2010 qualmte er wieder. Seit er seine Stadt verloren hatte.
    Seine Stadt, in der er geboren war.
    Und jedes Mal, wenn er den blauen Dunst inhalierte, biss sich die Vorstellung in ihm fest, dass er etwas von dem grotesken Gebräu einatmete, das sich wie ein Nebelberg über London gebildet und die Metropole verschluckt hatte.
    Buchstäblich verschluckt.
    Niemand wusste, ob da drinnen überhaupt noch irgendjemand oder irgendetwas lebte.
    Hare hatte die offiziellen Statements zu dieser in der Menschheits-Geschichte wohl einzigartigen Katastrophe so oft gehört, dass er sie fast wortwörtlich hätte wiedergeben können. Das ganze Politiker-Bla-bla-bla, das letztlich nur kaschieren sollte, dass wahrscheinlich nicht einmal die zuständigen Behörden und Krisenmanager wussten, was in - oder mit -London wirklich passiert war.
    Eine Stadt verschwand nicht einfach so von den Landkarten.
    Und selbst eine ob ihres Nebels berühmte Stadt wurde nicht von einem Nebel- Ungeheuer verschlungen, das sich seit nunmehr einem Jahr nicht im Geringsten abgeschwächt oder gar verflüchtigt hatte.
    Von einem Virusausbruch war die Rede, einer Seuche, die sowohl Mensch und Tier als auch die Pflanzenwelt befallen hatte.
    Aber was für ein bekloppter Virus erzeugte Nebel?
    Undurchdringlichen Nebel, fügte Hare für sich hinzu.
    Das Nichtstun sägte an seinem Nervenkostüm. Und nicht nur an seinem. Hare gehörte zum freiwilligen Katastrophenschutz, war also kein Soldat wie der größte Teil derer, die einen Sperrgürtel um die Grenzen der Nebelbank gelegt hatten, weil die Regierung es so entscheiden hatte. Niemand sollte dazu verleitet werden, in den Nebel Vordringen zu wollen. Denn die, die es getan hatten, waren nie wieder gesehen worden.
    Arme Schweine, dachte Hare. Und zwei Sekunden später: Selbst schuld, diese Deppen. Niemand, der bei Verstand ist, würde da freiwillig reingehen!
    Aber offenbar gab es immer wieder Typen, die nicht mehr wussten, woher sie ihren Nervenkitzel sonst ziehen sollten.
    Das Walkie-Talkie knackte. Eine von starkem Rauschen überlagerte Stimme sagte: »Hört mich jemand? Hier spricht Corporal Myers. Ich stehe hier an der Brücke…« Obwohl die Störgeräusche die Worte teilweise überlagerten, glaubte Hare zu verstehen, wo Myers Position war.
    Das ist nur einen Katzensprung von hier.
    Die nächsten Worte elektrisierten ihn dann. Er schleuderte die Kippe von sich.
    »… scheint was… scheint was zu kommen! Aus dem Nebel! Wer immer mich hört, ich brauche Verstärkung! Da schält sich etwas aus dem Dunst heraus… Umrisse… Mein Gott, ist das ein Mensch oder… Grundgütiger, nein! Das ist… kein Mensch, das…«
    Die Stimme brach ab.
    Nur noch Rauschen.
    Hare drückte den Sprechknopf. »Myers! Wenn Sie mich hören, geben Sie Antwort! Corporal!«
    Keine Reaktion.
    Daniel Hare fluchte, nahm das Sturmgewehr, das er an einem Riemen geschultert trug, in beide Hände und bewegte sich vorsichtig auf die

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