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0978 - In den Ruinen von London

0978 - In den Ruinen von London

Titel: 0978 - In den Ruinen von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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Stelle zu, von der Myers seinen Hilferuf abgeschickt hatte.
    Eine Hecke verstellte noch den Blick auf die Brücke, und Hare merkte, wie sich, obwohl helllichter Tag herrschte, langsam eine Gänsehaut vom Nacken aus über seinen Hinterkopf kroch.
    Von rechts näherte sich ein weiterer Posten, den Hare nicht kannte, der sich ihm aber, ohne viel Federlesens zu machen, anschloss und vorstellte: »Staff Sergeant Archer. Haben Sie das auch gehört, Freiwilliger…?«
    »Hare«, sagte Hare und nickte. Einen Profi neben sich zu haben, wirkte beruhigend. Allerdings war auch Myers, wenn man so wollte, ein Profi. Und trotzdem hatte ihn etwas komplett aus der Fassung gebracht - wenn nicht noch Schlimmeres mit ihm passiert war.
    Sie brachen durch die Hecke und erreichten die andere Seite. Die Brücke, von der Myers gesprochen hatte, überspannte einen kleinen Bachlauf, der sich mit Beginn der Nebelwand den Blicken entzog, früher aber in die Themse gemündet hatte. Bislang hatte niemand herausgefunden, was genau mit dem nach wie vor fließenden Wasser sowohl dieses kleinen Gewässers, als auch der großen Themse geschah, sobald es die Nebelgrenze erreichte oder auf der anderen Seite des Phänomens wieder hervorkam. Untersuchungen hatten lediglich ergeben, dass die Themse, die auf das Nebelphänomen zufloss, einen normalen Bestand an Fischen und Kleinstlebewesen aufwies - aber fast steril wieder auf der anderen Seite austrat. Irgendetwas schien alles abzutöten, was es wagte, die Grenze ins Innere zu überschreiten.
    Dieser Befund hatte die Regierung bislang auch davon abgehalten, Taucher oder U-Boote durch die Themse nach »London« zu schleusen. Wie Hare gehört hatte, waren aber vollrobotische Systeme zum Einsatz gekommen -kurze Einsätze, um genau zu sein, denn der Kontakt zu ihnen endete, sobald sie die Nebelgrenze überschritten. Selbiges galt für Versuche, über den Luftweg an Informationen über die Verhältnisse innerhalb des »Mantels« zu gewinnen. Ferngesteuerte Drohnen hatten das Schicksal der Tauchroboter geteilt.
    Seither beschränkte man sich auf die Absicherung des Geländes rund um den Komplex.
    »Können Sie ihn irgendwo sehen?«, fragte der Staff Sergeant.
    Hare schüttelte den Kopf. Doch dann sah er Bewegung bei einem Pavillon, der einmal inmitten eines Parks gestanden hatte, jetzt aber, knappe zehn Meter von dem fahlen Nichts entfernt, wie ein Anachronismus anmutete.
    Hare streckte den Arm aus und zeigte in die Richtung. »Dort! Dort kniet jemand. Könnte der Corporal sein - trägt Uniform.«
    Gemeinsam eilten sie auf den Pavillon zu.
    »Myers?«
    Der Soldat schrak auf. Er hob den Kopf, während er gebückt neben… etwas stand. Sein Armeegewehr zeigte auf den schwach zuckenden Körper, der aus der Entfernung und bei flüchtigem Hinsehen als Mensch hätte durchgehen können. Doch aus der Nähe wurde er entzaubert.
    »Corporal Myers, Sir!« Der Soldat trat drei Schritte von dem liegenden Geschöpf zurück, nahm das Gewehr in eine Hand und salutierte mit der anderen.
    »Warum geben Sie keine Antwort, zum Teufel?«
    »Das Walkie-Talkie streikt.« Myers klopfte sich gegen das an der linken Schulter eingehakte Gerät. »Aber wichtiger scheint mir, was ich gefunden habe.«
    »Gefunden?«, fragte der Staff Sergeant und trat vorsichtig an die Kreatur heran.
    »Es wankte aus dem Nebel auf mich zu. Ich dachte schon an einen Angriff, aber dann brach es vor mir zusammen. Ich glaube… ich glaube, es stirbt.«
    ***
    Zur gleichen Zeit,
    Château Montagne
    Der Butler goss die Blumen.
    Die Miniatursonne unter der Decke des Gewölbes versorgte die Regenbogenblumen-Kolonie mit Licht und Wärme, aber Wasser brauchten sie auch. Neben seinen anderen Verantwortungsbereichen übernahm William dies, und zwar mit besonderer Muße. Er betrat das Gewölbe stets allein, und - was niemand ahnte - stellte sich von Zeit zu Zeit die verwegensten Orte vor, zu denen er via Regenbogenblumen reisen könnte.
    Dazu hätte er aber zwischen die Blumen treten müssen - und das tat er nie.
    Träume erlaubte er sich, Taten überließ er anderen, rüstigeren Personen.
    An diesem Tag war er nicht nur zum Gießen gekommen, sondern auch um die Fußstapfen zu beseitigen, die der Schlossherr und seine Begleitung bei der Rückkehr von ihrem jüngsten Abenteuer im Erdreich hinterlassen hatten.
    William verrichtete auch diese Arbeit, ohne zwischen die Blumen zu treten, weil er fürchtete, ein insgeheimer Wunsch könnte ihn, ohne dass es wirklich in seiner

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