0979 - Der Nachfolger
Kemoauc die Fabrik zerstören - er wollte die Beweise vernichten, die ihn peinigten.
Und noch eines hatte sich Kemoauc vorgenommen.
Alles deutete darauf hin, daß in diesem Augenblick im Innern der Fabrik ein ähnliches Programm ablief wie das, dem er entstammte. Im Herzen der Riesenburg wurde offenbar in diesem Augenblick ein neuer Mächtiger geschaffen - wenn Kemoaucs These stimmte.
Noch einen Augenblick lang’ zuckte Panik durch das Herz des Zeitlosen. Was, wenn er selbst gerade neu geschaffen wurde?
Dann aber fiel Kemoauc ein, daß offenkundig ein Roboter gebaut wurde; dieses Risiko fiel fort.
Der Mächtige nahm sich vor, diesen Roboter aufzuspüren und zu befragen. Er selbst oder einer seiner Schöpfer mußte die Wahrheit kennen ...
5.
Er beobachtete genau, was sich im Innern seines Reiches tat. Sein Leben hing davon ab, das vergangene wie das zukünftige. Der große Plan durfte nicht gefährdet werden, und es lag an ihm, über die Vollendung zu wachen.
Der Ankömmling war ihm natürlich nicht entgangen. Nichts entging ihm, er war auf seine Art perfekt.
Selbstverständlich hatte er dem Ankömmling den Zutritt gestattet. Das war er dem Letzten der Mächtigen schuldig. Daß Kemoauc die Fabrik gleichsam durch die Hintertür betrat, sprach für die Vorsicht und die Schläue des Zeitlosen, war aber überflüssig. Man hätte ihn überall empfangen - aber wenn er sich einschleichen wollte, sollte er das Vergnügen haben.
Ihm war natürlich auch nicht entgangen, daß Kemoauc bereits nach sehr kurzer Zeit das Geheimnis dieser Station gelüftet hatte. Zwar war er nur in einem vergleichsweise winzigen und obendrein unwichtigen Teil der gigantischen Anlage umhergeirrt, aber für den scharfen Verstand des Zeitlosen mußten die Hinweise deutlich und klar erkennbar sein.
Um so mehr hatte es ihn verwundert, daß Kemoauc danach nicht den geraden Weg ins Zentrum suchte, sondern ziemlich planlos umherstreifte. Daß er dabei in die seit langem stillgelegten Teile der Station eindrang, hatte nicht auf dem Programm gestanden, aber auch das war nicht von Bedeutung. Der Komplex war uralt und wurde nicht mehr gebraucht, und was Kemoauc ausgerechnet dort suchte, würde sein Geheimnis bleiben.
Auffällig war, daß der Zeitlose vermutlich erkrankt war. Die Bilder, die er auswerten konnte, zeigten ab und zu einen unsicher wirkenden, zögernden Kemoauc. Er hatte sogar kurze Perioden, in denen er geistesabwesend schien, bei einem Mächtigen - einem ehemaligen Mächtigen, verbesserte er sich - ein sehr verdächtiges Zeichen.
Interessiert beobachtete er, wie Kemoauc die stillgelegte biomedizinische Versuchsanstalt verließ. Offenbar war der Mächtige schließlich doch zu der naheliegenden Schlußfolgerung gekommen, daß er dort keine wesentlichen Anhaltspunkte finden konnte.
Er war gespannt, was der Mächtige sich demnächst einfallen lassen würde.
Und er freute sich insgeheim schon auf die Begegnung.
*
Kemoauc legte eine kurze Pause ein. Der Weg fieI ihm plötzlich schwer, als ließen seine Körperkräfte nach. Unklare, wirre Gefühle spülten immer wieder aus Urtiefen seines Denkens an die Oberfläche und verwirrten den scharfen Verstand des Zeitlosen. Hätte er sich selbst gesehen, er hätte sich ausgelacht oder bedauert. Was er jetzt darstellte, war die Karikatur eines. Mächtigen.
Seltsam war das Maß, in dem die Zeit verstrich. Längst hatte der Mächtige die Kontrolle über die Stunden verloren. Im ‘ Innern der Burg brannten die Lichter pausenlos, Roboter brauchten ja keinen Nachtschlaf.
Auch Kemoauc kam mit einem Minimum an Schlaf aus, seine Gefährten wollten ihre Qualitäten beweisen und hielten nach Kräften mit.
„Weiter!" sagte Kemoauc.
Nach seiner Berechnung mußte er in absehbarer Zeit den inneren Bezirk der Burg erreichen - dieser Bezirk mußte bei den Proportionen der Fabrik mindestens so groß sein wie Kemoaucs eigene Burg. Ob es sie überhaupt noch gab?
Kemoaucs Vermutung bestätigte sich nach kurzer Zeit. Ein erster großer Antigravschacht tauchte auf.
Die Vilthaner trauten dem Loch im Boden überhaupt nicht. Sie kannten derartige Einrichtungen nicht.
„Ihr braucht mir nur zu folgen", sagte Kemoauc. Er sprach mit den Vilthanern wie mit Kindern. „Ich mache es euch vor."
Er ließ sich in den Schacht fallen. Das Feld nahm ihn auf und trug ihn langsam in die Tiefe.
„Kommt! „ rief Kemoauc in die Höhe. Becca, ein ausgemachter Frechling unter Neerads Nachkommenschaft, stürzte
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