0979 - Der Nachfolger
neue Tür, dahinter ein großer Raum. Kemoauc schlüpfte hinein. Instrumentenpulte waren zu sehen, Zeiger und Skalen, Bildschirme. Auf einigen war der Stählerne zu sehen.
„Schließe die Tür!" bestimmte Kemoauc.
Während Neerad den Befehl ausführte, setzte sich Kemoauc auf einen freien Kontrollplatz.
Sein Thick wanderte über die Instrumente, über die Bildschirme.
Unter einem der Schirme klebte ein Namensschild. Kemoauc las den Namen.
Samkar.
Er verstand den Namen nicht. Hieß der Mann so, der in der Bearbeitungszelle zur Maschine umgewandelt wurde? Hatte er so geheißen, sollte er so heißen? War Samkar der Name des Projekts, der Name der Burg? Keine Antwort ließ sich finden.
Kemoauc durchmusterte das Inventar des Schaltraums. Es gab eine Reihe von Überwachungsinstrumenten.
Der Blutdruck wurde gemessen - er stand auf Null. Das Herz des Stahlmanns schlug nicht mehr, seine Atemfrequenz war gleichfalls bei Null angekommen.
Dafür aber waren einige Parameter angestiegen, die normalerweise nur bei Robots zu finden waren Flußkonstanten, Energiedichtefaktoren ... Es gab eine schier enclose Liste.
Kemoauc betrachtete mit finsterer Miene das Bild.
Dutzende von Androiden waren herbeigeeilt, dazu eine halbe Hundertschaft Roboter, die sich um den Stählernen drängten und den gesamten Maschinenpark inspizierten. Mochten sie suchen, finden würden sie mchts.
Nach den Meßinstrumenten überprüfte Kemoauc die Eingriffsmöglichkeiten, die ihm der Schaltraum bot.
Sie waren gering. Er konnte ein paar Maschinen und Versorgungsaggregate stillegen, nicht aber den gesamten Komplex.
Dann aber entdeckte Kemoauc etwas, das ihm fast den Atem verschlug.
Es gab eine Informationsverbindung zwischen dem Raum und dem Stählernen. Daten flossen von dem Stählernen zum Schaltraum und wieder zurück.
Samkar - wenn das der Name des Stahlmanns war - lebte bereits. Sein Hirn, gleichgültig auf welche Art es funktionierte, war in Tätigkeit.
Kemoauc zögerte einen Augenbrick lang.
Eine unerklärliche Scheu hielt ihn gefangen.
Samkar mußte wissen, was in der Kosmischen Burg vorging. Wenn er es nicht wußte, wußte es niemand der gesamte industrielle Komplex der Weltraumfabrik konzentrierte sich auf ihn, auf die Erschaffung des Stählernen.
Durfte Kemoauc ihn wecken? In den Schöpfungsprozeß eingreifen, der- das bewiesen Hunderte von Indizien - von den Kosmokraten in Gang gesetzt worden war?
Kemoauc schaltete den Lautsprecher ein.
Eine gelassene tiefe Stimme erklang.
„... und auf keinen Fall schießen. Wenn, dann wollen wir ihn lebend."
Kemoauc begriff, daß von ihm die Rede war.
„Er könnte das Projekt gefährden", antwortete eine Stimme, die Kemoauc unschwer als die eines Androiden identifizierte.
„Das nehme ich nicht an", erklang wieder die Stimme des Stählernen.
„Gerade jetzt müssen wir sehr vorsichtig sein, Samkar", antwortete der Androide.
Also doch, der Stählerne hieß Samkar. Kemoauc hörte genau hin. Sprach so ein Sklave, ein Opfer?
„Ich weiß", sagte Samkar sanft.
„Uns fehlen nur noch deine Augen", verriet der Androide. „Das Programm mußte ohnehin beschleunigt werden, darum müssen wir dopelt vorsichtig sein. Sollen wir nicht doch ...?"
„Ich befehle, daß nicht geschossen werden soll. Kemoauc darf nicht getötet werden."
Der Zeitlose lächelte ironisch.
„Sollen wir das Programm weiterlaufen lassen?" fragte der Androide. „Trotz der Gefahr?"
„Ich befehle es!" sagte Samkar.
Kemoauc konnte es kaum fassen. Daß ein lebendes Wesen diese gräßliche Verwandlung über sich ergehen ließ, ja, mehr noch, sie sogar wünschte und begünstigte ... unvorstellbar.
Stand Samkar vielleicht unter Drogeneinfluß ...
Unsinn, sagte sich Kemoauc. Einen Roboter konnte man nicht mit Drogen beeinflussen.
Er sah wieder auf den Schirm.
Nur die Augen fehlten noch.
Die Augen.
Laires Augen.
Der Schlüssel zur Materiequelle.
Der Schlüssel zum größten bekannten Geheimnis.
Was für Augen würde Samkar bekommen? Ähnliche? Bessere?
Ließ sich damit etwas anfangen, wenn es Kemoauc gelang, sich in den Besitz dieser Augen zu bringen?
Kemoauc trommelte mit den Fingern auf dem Instrumentenpult herum.
„Was ist das für ein Geräusch."
Der Zeitlose hielt ein.
„Ich höre nichts", sagte der Androide.
„Überprüfe sämtliche Leitungen", bestimmte Samkar. „Ich befürchte einen Schaltfehler."
„Wir werden den Befehl ausführen", versprach der Androide. „Was sollen wir tun, wenn wir den
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