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0979 - Der Totenhügel

0979 - Der Totenhügel

Titel: 0979 - Der Totenhügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bitte.«
    Ich atmete prustend aus. Auch Sukos Gesicht zeigte einen Ausdruck des Nichtverstehens. Es mochte daher kommen, weil wir mit dieser Normalität der Antworten nicht gerechnet hatten. Wir hatten vieles erwartet, so etwas aber nicht.
    Suko drehte seinen Kopf so weit, dass er dem anderen ins Gesicht schauen konnte. »Sonst noch etwas? Möchten Sie noch einen anderen Menschen sehen, Mr. Byron?«
    »Nein.«
    »Wirklich nicht?«
    »Wieso werde ich das gefragt?«
    »Ich meine, es könnten noch andere Personen auf Sie warten. Oder täusche ich mich da?«
    »Die anderen?« murmelte er, und zum erstenmal sahen wir in seinem Gesicht so etwas wie eine Regung. Wahrscheinlich erinnerte er sich an bestimmte Dinge. Wir konnten nur hoffen, dass er sie uns auch preisgab.
    Gespannt warteten wir ab. Sidney Byron nahm sich Zeit. Er bewegte seine Hände, er schaute sie an.
    Er wirkte wie jemand, der aus einem langen Tiefschlaf erwacht war und sich erst allmählich an die Dinge erinnerte, die seinen Tagesablauf bestimmten. Als er die Stirn runzelte, schöpften wir Hoffnung, und auch sein Nicken trug dazu bei.
    »Erfolg gehabt?« fragte ich.
    »Jaaa…« Die Antwort war ein langes Stöhnen. »Ja.« Diesmal sprach er kürzer. »Sie sind noch da. Sie warten. Ich spüre es genau. Sie haben uns nicht verlassen.«
    Ich saß plötzlich wie auf heißen Kohlen. »Wer, Mr. Byron, wer sind die anderen?«
    »Bei mir…«
    »Gibt es Namen?«
    »Sie warten.«
    Das war uns zuwenig, aber wir mussten uns damit zufrieden geben. Wir waren ja froh, dass er sich überhaupt gemeldet hatte. Dann stand er ruckartig auf. Er starrte gegen die Wand. In seinen Augen lag das silbrige Leuchten. Mit den Händen schrieb er seltsame Zeichen in die Luft. Wir erkannten nicht, ob es sich dabei um normale Buchstaben handelte oder um irgendwelche fremden Symbole, die er von irgendeiner Macht gelernt hatte.
    Dann lächelte er. »Ich muss jetzt gehen«, sagte er. Die Stimme klang unruhig. »Ich muss einfach weg. Die Gefahr ist da. Ich weiß es. Ich darf sie nicht allein lassen.«
    »Wen dürfen Sie nicht allein lassen?«
    »Meine Frau und Lilian.«
    »Gut, dann gehen wir mit. Wir fahren Sie nach Graham. Sind Sie damit einverstanden, Mr. Byron?«
    Er drehte mir sein Gesicht zu. »Einverstanden?« fragte er leise. »Ich weiß es nicht.«
    »Aber Sie haben kein Auto. Wir müssen Sie hinbringen. Sie kennen doch den Weg am besten.«
    »Ja, den kenne ich.«
    »Gegen Abend werden Sie dort sein«, erklärte uns Dr. Morris. »Es ist wirklich nicht weit.« Er deutete zur Tür. »Sie müssen nach Osten fahren. In Richtung Rochester. Graham liegt ungefähr auf halber Strecke. Das weiß ich von Mrs. Byron.«
    »Danke, Doc«, sagte Suko. Er ging um die Bahre herum und fasste unseren »Patienten« an. Byron achtete nicht auf ihn, ich aber ließ Suko nicht aus den Augen. Er schüttelte leicht den Kopf. Es war ihm also nichts Ungewöhnliches aufgefallen. Wahrscheinlich hatte sich die Temperatur der Haut nicht verändert.
    »Aber wie sehe ich denn aus?« fragte sich Sidney Byron, als er an sich hinabschaute. »Was habe ich nur an mir? Ein langes Hemd, und…«
    »Wissen Sie denn nicht, was passiert ist?« Dr. Morris hatte ihn leise gefragt.
    »Nein, ich weiß nichts.«
    »Auch nicht Ihren…«
    »Lassen Sie das, Doc«, mahnte ich. »Wir wollen ihn nicht durcheinanderbringen.«
    »Und wer sind Sie?« fragte Byron in einem Tonfall, als hätte er uns zum erstenmal gesehen.
    Suko und ich stellten uns vor. Byron konnte mit unseren Namen nichts anfangen, aber er gab eine Antwort und meinte, dass er mit uns wohl zurechtkommen würde.
    Was seine Kleidung anging, so hatte er recht. Ich wollte von Dr. Morris wissen, ob er die normale Straßenkleidung seines Patienten noch greifbar hatte.
    »Ja, die ist noch aufbewahrt worden.«
    »Holen Sie die Sachen, bitte.«
    Es passte ihm zwar nicht, aber er stimmte zu. Sicherlich wollte er auch den Patienten so rasch wie möglich loswerden, denn dessen Verhalten widersprach allen Gesetzen der Medizin.
    Die Tür fiel hinter dem Arzt zu, und wir waren mit Sidney Byron allein. Nichts an ihm deutete auf ein aggressives Verhalten hin. Aber normal wirkte er auch nicht. Zumindest mir kam er vor wie ein Mensch, der über eine Sequenz seiner Vergangenheit nachdachte, ohne allerdings herausgefunden zu haben, worum es dabei ging. Da war etwas Entscheidendes geschehen, das war ihm schon klar, nur an Einzelheiten konnte er sich nicht erinnern. Er wusste nur die ungefähre

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