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0979 - Der Totenhügel

0979 - Der Totenhügel

Titel: 0979 - Der Totenhügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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streite es zumindest nicht ab. Um wieder zur Sache zu kommen, wir werden ihn mitnehmen und ihn im Zweifel untersuchen lassen. Das ist mein Vorschlag.«
    »Dagegen habe ich nichts.«
    Ich schnippte mit den Fingern und gab Suko damit ein Zeichen. Mein Freund stellte sich am Fußende auf, während ich mich auf den Kopf zubewegte, die Gestalt aber noch nicht berührte, weil ich zunächst etwas klarstellen wollte. »Können Sie dafür sorgen, Doktor, dass wir ungesehen aus diesem Bereich und später auch aus der Klinik herauskommen?«
    Der Arzt überlegte. Er schaute dabei zur Tür, als wäre dort die Lösung zu erkennen. »Ja, das müsste klappen. Ich bin sogar sicher, dass es…«
    »Ich will auch weg.«
    Das war der berühmte Blitzstrahl, der uns getroffen hatte. Keiner von uns rührte sich, denn auch keiner von uns hatte die Worte ausgesprochen. Es war ein anderer gewesen.
    Der Tote!
    Suko und ich hatten uns zuerst gefangen und drehten uns auch früher um als Dr. Morris. Wir starrten auf das Gesicht des Mannes. Mir kam es vor, als würde ich durch dünne Gaze schauen, die sich vor meine Augen gelegt hatte. Die nächste Welt vor mir zitterte, und ich schüttelte den Kopf, obwohl ich es nicht wollte.
    »Ich will auch weg«, wiederholte der Tote, der sich ansonsten nicht bewegte und nach wie vor auf dem Rücken lag, als wäre er innerlich vereist worden.
    Wir traten wieder an die Bahre heran. Nur Dr. Morris blieb zurück. In seinem Gesicht hatte sich nichts verändert, auch die Augen waren die gleichen geblieben, gefüllt mit dem ungewöhnlichen und silbrigen Glanz eines so fremden Lichts, das voller geheimnisvoller Rätsel steckte.
    »Können Sie mich hören, Mr. Byron?« Es hatte mich schon etwas Überwindung gekostet, ihn anzusprechen.
    Ich wäre auch nicht enttäuscht gewesen, von ihm keine Antwort zu hören, aber er gab sie mir trotzdem und flüsterte diesmal: »Ich will auch weg!«
    »Sie können weg, Mr. Byron. Aber Sie müssen uns auch helfen. Wollen Sie das?«
    Er ließ sich mit der Antwort Zeit. Als wir schon nicht mehr damit rechneten, eine zu bekommen, sagte er nur: »Ja…«
    Mir fiel ein Stein vom Herzen. Dieser Mensch konnte also noch denken. Sein Gehirn funktionierte, denn er hatte die Frage beantwortet und nicht nur stereotyp einen Satz gesagt, dass er eben wegwollte.
    »Können Sie sich bewegen?« fragte ich.
    »Ich - ich möchte es versuchen«, erwiderte er.
    »Wir helfen Ihnen«, sagte Suko.
    »Nein, das will ich nicht. Ich mache es allein.« Er sprach noch immer sehr langsam und legte nach jedem Wort eine kurze Sprechpause ein. »Das wird gehen. Ich bin sicher.«
    Meine helfende Hand zuckte wieder zurück, als er sich plötzlich mit einem Ruck aufrichtete. Ich brauchte ihn im Rücken nicht abzustützen, er konnte sich allein hinsetzen und hockte dann als lebender Mensch oder wie ein lebendiger Mensch auf seiner Totenbahre.
    Dr. Morris hatte sich zurückgezogen. Er stand nahe der Tür wie jemand, der schnell weglaufen wollte.
    Einige Male schüttelte er den Kopf. Was hier ablief, ging über seinen Verstand und auch weit über die medizinische Lehre hinaus.
    Tot und zugleich lebendig, das war wider die Natur.
    Noch baumelten die Arme des Mannes rechts und links der Bahre hinab. Auch sein Kopf bewegte sich dabei nickend mit. Noch immer glänzten seine Augen. Für mich war dieser Glanz das gleiche wie der Treibstoff für einen Motor. Nur weil er in ihm steckte, lebte der Mann noch.
    Dann zog er die Beine an. Gleichzeitig schwang er seine Arme hoch und umklammerte die Knie. Wer hätte je daran gedacht, dass jemand wie er, der noch vor wenigen Minuten in der Totenstarre gelegen hatte, sich plötzlich so bewegte?
    Ich nicht, Suko auch nicht, und Dr. Morris erst recht nicht. Auch er schaute zu, wie der Patient die Beine nach rechts bewegte, sie ausstreckte und dann, noch auf der Bahre sitzend, die Füße auf dem kalten Boden plazierte.
    Byron stand noch nicht auf, sondern blieb erst einmal sitzen, um sich zu orientieren. Er blickte nach vorn, als wäre die Tür für ihn besonders interessant, öffnete den Mund und sagte uns genau, wohin er wollte. »Ich möchte nach Hause.«
    »Wo liegt das?« fragte ich.
    »Ich will nach Graham.«
    »Dort wohnt er!« flüsterte Morris.
    »Wollen Sie zu Ihrer Frau?«
    »Ja.«
    »Und zu wem noch?« hakte ich nach, weil ich auf etwas Bestimmtes hinaus wollte..
    »Zu Lilian.«
    »Wer ist das?«
    »Meine Nichte. Sie ist in Ferien bei uns. Ich möchte sie auch sehen,

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