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0979 - Der Totenhügel

0979 - Der Totenhügel

Titel: 0979 - Der Totenhügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Richtung, und auch seine Nervosität nahm allmählich zu. Er blieb nicht mehr ruhig stehen. Wie ein Gefangener ging er in diesem Raum, der tatsächlich Ähnlichkeit mit einer Zelle aufwies, auf und ab. Murmelnd, in seinen eigenen Gedanken gefangen. Uns fiel dabei auf, dass er atmete. Er war kein normaler Zombie, sondern nur ein veränderter Mensch. Durch wen oder was auch immer.
    Da wir Zeit hatten, stellten wir ihm Fragen. Gezielt auf seine persönlichen Verhältnisse. Antworten erhielten wir keine. Immer wieder malte er die ungewöhnlichen Symbole in die Luft, als wollte er irgendwelche Geister beschwören.
    Die Rätsel waren für uns nicht weniger geworden, und wir beide warteten mit Spannung darauf, ihn nach Hause bringen zu können.
    Zunächst musste der Arzt zurückkehren. Dr. Morris kam zurück. Er hatte sich beeilt. Der Mann stand in der Tür und atmete heftig, weil er so stark gelaufen war. Die Kleidung hatte er über seinen Arm gehängt. Eine schwarze Hose, ein graues Hemd und eine maisgelbe Jacke. Sogar Unterwäsche war noch vorhanden.
    Der Arzt legte die Sachen auf das Bett. Keiner brauchte Byron beim Umkleiden zu helfen. Er kam allein zurecht, blieb dabei stumm und war erst zufrieden, als er die Jacke übergestreift hatte.
    »Können wir jetzt fahren, Mr. Byron?« fragte ich.
    »Ja, meine Herren, darum bitte ich!« erwiderte er steif.
    »Ich bringe Sie zum Ausgang.« Dr. Morris öffnete die Tür. Suko hielt den Arm des Mannes fest, als er den Raum verließ. Ich folgte den beiden und hörte, wie Dr. Morris aufatmete.
    »Zufrieden?« fragte ich.
    Wir standen auf gleicher Höhe. Ich bekam eine ehrliche Antwort. »Nicht ganz, aber mehr als gestern, Mr. Sinclair. Sagen wir so. Ich bin eine Sorge los. Ich weiß, dass der Patient bei Ihnen in guter Obhut ist. Sollte ich trotzdem mit der Klinikleitung Schwierigkeiten bekommen, kann ich mich immer auf Sie berufen.«
    »Das können Sie in der Tat.«
    »Danke.«
    Dr. Morris führte uns durch den Gang. Wir fuhren mit dem Aufzug wieder hoch, aber wir steuerten nicht den normalen Ausgang des Krankenhauses an, sondern gingen zu dem an der Rückseite, durch den die Toten in die nahegelegene Leichenhalle geschoben wurden, die zu einem Friedhof gehörte.
    Auf dem schmalen, mit Kopfsteinpflaster belegten Weg wurden wir durch dichtes Gestrüpp gedeckt.
    Der natürliche Sichtschutz war angepflanzt worden, um Spaziergängern den Anblick der Leichentransporte zu ersparen. So etwas war auch kein erhebender Anblick.
    »Ich hole den Wagen«, sagte ich. Der Weg war breit genug. Außerdem fuhren hier auch die Leichenwagen her.
    An der Westseite des Krankenhauses ging ich entlang. Es war ein alter Bau aus rotem Backstein mit hohen Fenstern. Hinter den Scheiben sah ich hin und wieder ein Gesicht. Der Ausblick war nicht berauschend, wenn man sich vorstellte, dass die Bäume zu einem Friedhof gehörten. So sahen die Patienten immer den Platz vor sich, der auf sie wartete, wenn die ärztliche Kunst versagte.
    Dieser Fall steckte voller Rätsel. Wieder einmal mussten wir erleben, wie sprungartig und bunt unser Berufsleben war. Vor einigen Tagen hatten wir uns noch auf einer japanischen Insel herumgetrieben und dort Shimada gejagt und die lebende Legende zum Glück vernichten können. Dieser Fall hier war mit dem anderen überhaupt nicht zu vergleichen. Hier regierten nicht der Kampf und die Gewalt, sondern mehr das Unglaubliche oder Unheimliche. Möglicherweise trafen wir wieder auf Wesen, die aus den Tiefen des Alls gekommen waren, um Menschen zu beobachten oder mit ihnen zu experimentieren.
    Der Rover stand auf seinem Platz. In ihm war es noch stickiger als draußen. Londons Bewohner - da schloss ich mich mit ein - warteten auf ein Gewitter und auf den Temperaturrutsch. Es gab ja Menschen, die sich über den Sommer beschwerten, weil er zu kühl und auch regnerisch war. Mich konnte das nicht stören. Lieber mal ein paar kühle Tage als die ewige Hitze.
    Mit geöffneten Fenstern fuhr ich zu den anderen zurück. Ich war gespannt darauf, welche Überraschungen der Tag noch für uns bereit hielt…
    ***
    Lilian Kline lächelte. Ihr Gesicht strahlte plötzlich, als wäre die Sonne darin aufgegangen. Sie drückte die Puppe mit einem Aufschwung der guten Gefühle fest an sich, holte tief Luft und wartete darauf, dass sich die Stimme aus dem großen Grab noch einmal meldete.
    Aber die Unbekannte schwieg.
    Lilian atmete durch den Mund die feuchter gewordene Luft ein. Wie grauweiße Watte kroch

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