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0979 - Der Totenhügel

0979 - Der Totenhügel

Titel: 0979 - Der Totenhügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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auf den gläsernen Hügel hin.
    Das Kind verstand die Welt nicht mehr. Zum Glück hatte sie den Schock überwunden, kroch zu ihrer Puppe, nahm Oscar an sich und rappelte sich hoch.
    Noch einmal blickte sie zurück. Es gab keine Veränderung mehr. Der Hügel lag so vor ihr, wie sie ihn auch kannte. Dicht bewachsen, nicht mehr durchsichtig. Die Spitzen der Gräser wurden vom Wind gekämmt. Sie bewegten sich dabei wie dünne Haare.
    Das Mädchen zitterte trotzdem. Was es hinter sich hatte, war nicht zu begreifen, und Lilian wusste auch nicht, mit wem sie darüber noch reden sollte. Die Worte der Freundin aber würden ihr unvergessen bleiben. Sie würde immer wieder darüber nachdenken müssen, auch jetzt, wenn sie zum Haus ihrer Verwandten zurücklief.
    Da war die Stimme wieder. Diesmal floh sie aus der Hangseite des Hügelgrabs. Lilian stand bewegungslos. Sie spürte den inneren Frost, alles an ihr war erstarrt.
    »Bitte, Lilian, sei vorsichtig! Er ist noch da. Ich weiß es. Er wird lauern. Es ist nicht gutgegangen, damals. Erst bei deinem Onkel. Gib Acht…«
    Das Gesicht der Zehnjährigen verzog sich. Sie sah aus wie jemand, der sich nicht entscheiden kann, ob er nun weinen oder lachen soll. Lilian wich zurück. Sie ging sehr langsam, entfernte sich vorsichtig von diesem geheimnisvollen Hügel, der immer dunkler wirkte, auch deshalb, weil der Abend mehr und mehr an Licht verlor. Die Dämmerung hatte sich auf die Reise gemacht, um ihren Teppich über die Erde zu legen.
    Die Autos fuhren bereits mit Licht. Das sah Lilian, als sie dorthin schaute, wo die Straße herlief. Dort fuhren einige Autos. Zu hören waren sie nicht. Nur die Lichter huschten wie fremde Geister über die Straße hinweg.
    So weit sah sie nicht aus. Sie war es auch nicht. Das Mädchen fühlte sich trotzdem wie auf einer einsamen Insel. Plötzlich fing Lilian an zu frieren, denn das Kleid war zu dünn. Auch die letzten warnenden Worte ihrer Freundin wollten ihr nicht aus dem Sinn. Sie drehten sich wie ein Spirale und kehrten immer wieder zurück.
    Was war nicht gutgegangen, was bei ihrem Onkel letztendlich geklappt hatte?
    Da konnte Lilian nur raten. So sehr sie sich aber den Kopf zerbrach, sie kam auf keine Lösung. Das überstieg einfach ihren kindlichen Horizont.
    Aber sie hatte auch einen Instinkt. Und der wiederum riet ihr zur Vorsicht.
    Lilian drehte sich um. Sie war jetzt sehr aufmerksam. Ging sie denselben Weg wieder zurück, musste sie erneut den Waldrand passieren, und dort hatte sich einiges verändert.
    Da waren die Schatten dichter geworden. Sie lagen als kompakte Masse vor und über dem Unterholz.
    Sie bildeten eine regelrechte Mauer, die so leicht keiner durchdringen konnte. Hoch über dem Unterholz breiteten die Kronen der Laubbäume ihr Dach aus. Auch das wirkte bereits finster, obwohl noch immer einige Lücken vorhanden waren, durch die puzzleartig letztes Tageslicht schimmerte. Graue Schatten, die sich verdunkelten und bald nicht mehr zu sehen waren.
    Nach den warnenden Worten der Freundin hatte sich das Kind entschlossen, nicht zu nah am Waldrand zu gehen. Die Gefahr war einfach zu groß.
    Es war so still um sie herum. Lilian empfand diese Stille einfach als schrecklich. Der Vergleich einer leeren Stille wehte ihr durch den Kopf, aber auch damit kam sie nicht zurecht. Überhaupt wusste sie nicht, was sie denken sollte.
    Mücken umschwirrten sie. Erst jetzt, wo sie sich so stark konzentrierte, hörte sie das Summen, und sie sah die winzigen Tiere wie dunkle Punkte vor ihren Augen tanzen.
    In der linken Hand hielt sie Oscar. Mit der rechten schlug sie hin und wieder nach den Mücken. Vergebene Liebesmüh, denn vertreiben konnte sie die Viecher nicht. Immer wieder kehrten sie zurück und stürzten sich auf das Opfer.
    Aber sie ging weiter. Nichts konnte und durfte sie abhalten. Sie wollte zum Haus ihrer Verwandten.
    Vielleicht war ihre Tante Betty ja schon zurück, dann war jemand da, mit dem sie über die unheimlichen Dinge sprechen konnte.
    Klar, sprechen. Lilian dachte es und schüttelte den Kopf, weil sie den Gedanken bereits weitergeführt hatte und zu dem Entschluss gekommen war, dass ihr die Tante nicht glauben würde. Das war unglaublich. Damit kam niemand zurecht, So etwas war furchtbar und nicht zu erklären. Sie musste sich schon…
    Jemand keuchte!
    Das Kind blieb stehen. Plötzlich kribbelten die kleinen, dünnen Härchen in Lilians Rücken. Sie wusste genau, dass sie dieses Geräusch nicht von sich gegeben hatte.

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