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0979 - Der Totenhügel

0979 - Der Totenhügel

Titel: 0979 - Der Totenhügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Cody bewegte sich nicht. Er fühlte sich von uns bedrängt. Vielleicht störte ihn auch das Licht, das ihn erwischte, denn er versuchte es abzuwehren, indem er mit seinen Händen hin- und herschlug, als wollte er die Strahlen einfangen.
    Wir blieben stehen. Er tat uns beinahe schon leid. Wir hörten die weinerlichen Geräusche, das erbarmungswürdige Jaulen. Ein akustischer Beweis, dass dieses Wesen in unserer Welt nicht mehr zurechtkam. Es fühlte sich ausgestoßen. Es hatte keine Heimat. Es schwebte zwischen den beiden Polen und würde mit seinen Emotionen und Trieben zu kämpfen haben, ohne je eine Linie finden zu können.
    »Ob er uns versteht?« flüsterte Suko.
    Ich hob die Schultern.
    »Dann spreche ich ihn an. Ein Test.«
    »Ja, tu es.«
    »Cody!« Suko hatte den Namen zunächst leise gerufen. Er wollte herausfinden, ob der andere überhaupt reagierte, aber Byrons Assistent zeigte kein anderes Verhalten.
    »Hörst du mich, Cody?« Suko hatte seine zweite Frage lauter gestellt und wurde wahrgenommen, denn das Wesen hob den Kopf.
    »Gut, Cody, gut. Wer sind Sie? Erinnern Sie sich noch? Wissen Sie, was geschehen ist? Wenn ja, dann versuchen Sie bitte, mit uns darüber zu reden.«
    Er schaute nach links, als gäbe es dort etwas Besonderes zu entdecken.
    Weder Suko noch ich kamen mit seiner Existenz zurecht. Wir wussten nicht, wie wir ihn einschätzen sollten. Er war anders als die Außerirdischen, die wir bisher erlebt hatten. Als Mann war er zwischen die Mühlsteine fremder Kräfte geraten und wusste nicht, zu welcher Seite er gehörte.
    Das Rätsel konnte er nicht lösen. Es würde seine Lösung unten im Hügelgrab finden.
    Er hatte seine Arme sinken lassen. Aus dem Maul drangen jetzt knurrende Laute, wie sie auch ein Hund hätte ausstoßen können. Es hörte sich ziemlich böse an, und wir mussten mit einem Angriff rechnen. Auch interessierte ihn das Licht, denn die runden Augen schielten an uns vorbei.
    »Lassen Sie ihn!« Die Stimme gehörte Lilian. »Es ist schon gut. Er wird Ihnen nichts tun.«
    Ich drehte mich halb um und sah das Mädchen, wie es auf uns zukam. Es zeigte keine Angst mehr.
    Lilian sah aus wie immer, abgesehen von den Augen, die hell strahlten. Ihr Onkel wusste nicht, wie er sich verhalten sollte, deshalb blieb er noch im Türlicht stehen und wartete ab.
    »Weißt du das genau?« fragte ich.
    »Ja, ich spüre es.«
    »Und weiter?«
    Lilian ging noch drei Schritte. Dann befand sie sich mit uns auf gleicher Höhe und konnte auch antworten.
    »Ich werde mich um ihn kümmern, und ich weiß auch, dass er mir nichts antun wird. Ich spüre es. Er ist einsam, und er sucht den Weg zurück.«
    »Meinst du damit den Hügel?«
    »Ja, aber nicht nur ihn.«
    Weitere Fragen brauchte ich nicht zu stellen, denn Lilian Kline hatte sicherlich auch an den Inhalt gedacht, und auf den waren auch wir gespannt.
    Lilian kümmerte sich nicht um uns. Sie schritt an uns vorbei und ging auf direktem Weg der Gestalt entgegen, die nichts tat und einfach nur abwartete.
    Jetzt hielt es auch Sidney Byron nicht mehr an der Tür aus. Wir hörten seine gezischelten Worte, verstanden aber nicht, was er sagte. Er wollte nur zu uns und blieb neben uns stehen. »Verdammt, wir müssen etwas tun! Cody wird sie…«
    »Er wird gar nichts«, sagte ich. »Verlassen Sie sich darauf. Er wird völlig ruhig bleiben. Dieser Mutant kommt mit sich und seiner Umgebung nicht mehr zurecht. Er sucht eine neue Heimat, und das ist schwer genug.«
    »Wo soll denn die Heimat sein? Der Hügel?«
    »Wo sonst?«
    Byron atmete heftig. Er kam damit nicht zurecht. »Das ist nicht gut. Das ist der Tod. Er wird vergehen, glaubt es mir, und meine Nichte kann es auch nicht überstehen. Die anderen Kräfte sind zu stark. Schaut mich an, was er aus mir gemacht hat. Ich bin nur eine Hülle. Im Innern habe ich nichts menschliches mehr. Ich will nicht, dass Lilian auch so lebt. Verdammt, das will ich nicht.«
    »Wir sind auch noch da!« sagte Suko.
    »Was könnt ihr schon machen? Das sind Kräfte, gegen die ihr nicht ankommt.« Erholte schnappend Luft. »Sie sind stärker, viel stärker, als alle meinen. Sie haben die Kraft fremder Welten in sich vereint. Dagegen kommen wir nicht an, wir sind zu schwach…«
    »Lassen Sie Ihre Nichte!« sagte Suko mit jetzt scharf klingender Stimme.
    Byron war wirklich verzweifelt. Er schlug die Hände vor sein Gesicht und schüttelte den Kopf. Seine Nichte aber kümmerte sich nicht um uns. Sie ging ihrem Ziel entgegen. Sie wollte

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