0979 - Der Totenhügel
sie bewusst zurückgelassen, um uns Menschen zu erforschen…«
Es war keine große Überraschung für uns, dies hören zu müssen. Suko und ich hatten uns irgendwie schon darauf eingestellt, und deshalb war Byron auch enttäuscht, dass wir seine Erklärung so gelassen hinnahmen.
Er bewegte sich vor uns wie ein Tänzer, der seine Schritte einübte. »He, Sie sagen ja nichts.«
»Nein, denn wir haben damit gerechnet«, gab Suko zu. »So überraschend kam die Eröffnung für uns nicht. Es gab durch Sie zu viele Hinweise, denn das Blut wurde Ihnen ja nicht von einem Vampir ausgesaugt.«
»Das ist schon richtig.«
»Von wem dann?«
»Von ihr«, flüsterte der Wissenschaftler. »Ich habe sie entdeckt. Ich habe zusammen mit Harry Cody den Kontakt aufgenommen, und wir haben es auch geschafft, mit ihr zu kommunizieren. Sie hat meinen Assistenten angezapft. Sie hat durch ihn gelernt. Sie wusste schließlich, wie ein Mensch spricht, wie er sich verhält, aber sie hat zuviel des Guten getan, denn sie übertrug ihre Gene auf Cody, und wenn sie ihn sehen, dann werden Sie merken, dass die Beschreibung meiner Nichte stimmt.«
»Er irrt also noch durch die Gegend?«
»Ja, Mr. Sinclair. Und er ist verdammt gefährlich, denn in ihm stecken die Anlagen der Außerirdischen. Damit sollte man auf keinen Fall spaßen, das will ich Ihnen sagen.«
Nach irgendwelchen Späßen stand uns nicht der Sinn. Wir würden uns um eine Schadensbegrenzung bemühen müssen. Bei Sid Byron war das kaum noch möglich, aber bei seiner Nichte vielleicht, und den Assistenten hatte es erwischt. Bei diesem Cody war noch geübt worden. Da hatte die Verbindung zwischen den unterschiedlichen Wesen nicht ganz geklappt, und ich war sicher, dass Cody auf Gewalt setzte.
Wir blieben zunächst bei Byron. Er machte den Eindruck eines Menschen, der mit sich noch nicht fertig war und Schwierigkeiten hatte, überhaupt zurechtzukommen. Er wusste nicht, wohin er schauen sollte. In seinem eigenen Haus fühlte er sich wie ein Fremder, und öfter als normal leckte er über seine Lippen.
»Es ist zwar eine schlichte Frage«, sprach ich ihn an. »Aber können Sie uns sagen, wie Sie sich jetzt fühlen?«
»Keine Ahnung.«
»Bestimmt nicht glücklich oder zufrieden.«
Er wischte mit der rechten Hand durch die Luft. »Verdammt, wie könnte ich das? Aber ich bin ein Mensch.« Sein Kinn ruckte vor, als wollte er durch die Geste seine letzten Wort untermauern.
Ich nickte. »Das sieht man zweifelsohne. Nur sind Sie jemand, in dessen Adern kein Blut mehr fließt.«
»Darüber will ich nicht nachdenken. Das ist mir zu suspekt und schrecklich. Ich kann es mir auchnicht vorstellen. Ich lebe trotzdem. Bin ich deshalb ein medizinisches Wunder?«
»Nein. Sie sind jemand, den es eigentlich nicht geben darf«, sagte Suko. »Sie sind weder ein medizinisches noch ein magisches Wunder. Es kann sein, dass Sie uns schon weit voraus sind, dass es in ferner Zukunft Wesen zwischen Außerirdischen und Menschen gibt. Da kann man nichts ausschließen. Im Moment jedoch sind Sie ein absoluter Einzelfall. Mag sein, dass Ihre Nichte auf dem Weg dorthin ist, nur kann ich mir kaum vorstellen, dass sie darüber glücklich sein wird. Und bei Ihrem Assistenten hat es nicht geklappt. Da scheinen sich die Gene vermischt zu haben.« Suko räusperte sich.
»Jedenfalls werden wir Ihren Fall keinesfalls an die große Glocke hängen. Die Öffentlichkeit braucht davon nichts zu erfahren. Und ich weiß nicht, wie Sie es Ihrer Frau beibringen wollen, wenn sie zurückkehrt.«
Sidney Byron senkte den Kopf. »Das wird ein Problem werden. Sie wird mir auch nicht glauben. Am besten ist es, wenn ich nichts sage und versuchen werde, ein völlig normales Leben zu führen. Alles andere wird sich dann ergeben.«
»Haben Sie Kontakt mit der Person im Hügel?«
»Nein, Inspektor.« Er hob die Schultern. »Ich bin in der letzten Zeit nicht bei ihr gewesen und…«
»Diesen Kontakt meine ich nicht. Ich dachte eher an einen geistigen, telepathischen meinetwegen.«
»Auch nicht.«
»Und was ist mit dir, Lilian?«
Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Auch nicht. Nur als ich vorhin da war. Außerdem ist in meinen Augen etwas zurückgeblieben.« Sie zeigte auf ihre Stirn.
»Da ist nichts zu sehen«, sagte ich.
»Aber ich kann es spüren«, flüsterte sie. Lilian war etwas nervös geworden.
»Was heißt das?«
»Es verstärkt sich.«
Ich blickte in ihre Augen, wo ich nichts sah. Es gab auch nicht den geringsten
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