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0979 - Der Totenhügel

0979 - Der Totenhügel

Titel: 0979 - Der Totenhügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Hügelhang. Er wurde von Byron und seiner Nichte erklettert, und der Mann hatte bereits die Schachtel mit den Zündhölzern in die Hand genommen. Er zündete ein Hölzchen an, hielt es an den Docht, und wenig später bereits brannte die erste Kerze. Er zog sie aus dem Boden hervor, und mit dieser Flamme steckte er die übrigen Dochte an.
    So wie er sich über den Totenhügel bewegte, sah es aus, als wäre diese Arbeit für ihn Routine. Er wusste genau, welche Kerzen er zuerst anzustecken hatte, und seine Nichte folgte dem Beispiel. Keiner von ihnen sprach, nur hin und wieder hörten wir das leise Rascheln der Füße, wenn sie durch das Gras glitten.
    Zahlreiche Lichter durchtanzten die Dunkelheit. Es wehte schon ein mäßiger Wind, aber er war nicht so stark, dass er die Flammen ausblies. Er sorgte nur für Bewegung und ließ sie tanzen, so dass sich das Spiel aus Licht und Schatten ständig abwechselte und dabei immer neue Motive auf den Hügel malte.
    Wir erlebten eine völlig andere Welt. Das Hügelgrab versank in der Düsternis, doch auf seiner flachen Kuppe und um sie herum schwebten die Flammen wie feurige Boten aus einer weit entfernt liegenden Welt, die für menschliche Augen nicht sichtbar waren.
    Onkel und Nichte hatten zuerst auf der Hügelkuppe die meisten und höher stehenden Dochte angezündet. Danach bewegten sie sich über die beiden Hänge hinweg, bis auch der letzte Kerzendocht von einem heißen Lichtumfangen war.
    Das Ritual war beendet. Beide fanden den Weg über den Hang hinweg und gesellten sich wieder zu uns. Für den Mutanten hatte keiner von ihnen einen Blick gehabt.
    Es war zwar noch derselbe Hügel, aber er hatte sich trotzdem verändert. Der Schein der Kerzen, dessen Wärme wir auch spürten, lag wie ein Hauch über ihm, und er sah so aus, als hätte der Hügel seine Seele verlassen.
    Den Inhalt sahen wir nicht. Er blieb uns noch verborgen, und es öffnete sich keine Hangseite, um uns einen Einblick zu gewähren. Byron und seine Nichte blieben nicht weit von uns stehen. Sie machten einen feierlichen Eindruck auf uns, als stünden sie in einer Kirche, wo ein Hochamt zelebriert wurde.
    Selbst Cody jammerte nicht mehr. Er hielt sich sehr nahe am Hügel auf. Ein Bein hatte er nach vorn gedrückt und auf den Beginn der Schräge gestellt. Er sah so aus, als wollte er in der nächsten Sekunde in den Hügel steigen.
    Er tat es nicht. Es blieb still.
    Eine erwartungsvolle Stille umlagerte uns. Dieser Altar im Freien wirkte auf mich so abstrakt. Irgendwo passte das Ritual nicht, und wir erlebten auch keinen Erfolg.
    Die Flammen bildeten zusammen mit ihrem Licht und den Schatten ein Meer aus Reflexen und wandelnder Finsternis. Ein Huschen, ein Tasten, ein Berühren des Bodens, aber nichts drang in das Grab ein.
    Das Mädchen bewegte sich. Es streckte dem Hügel die Arme entgegen. Mit heller Stimme rief Lilian.
    »Freundin, die du unten im Grab liegst, hörst du mich? Hörst du meine Stimme? Weiß du, dass ich zu dir zurückgekehrt bin, um noch mehr von dir zu lernen. Zeige es allen. Zeige es den Ungläubigen – bitte!«
    Ich hatte Lilian während ihrer Worte angeschaut und in den Augen die hellen Lichter gesehen. Heller und auch anders als das Licht der Kerzen, ebenfalls bewegungslos.
    Tat sich etwas?
    Noch starrten wir den Hügel nur an. Und auch der Kontakt zwischen uns und der Person, die in diesem Grab verborgen lag, war nicht mehr vorhanden.
    Warten…
    ***
    Die andere bestimmte die Regeln, nicht wir. Sie würde nach ihren Gesetzen handeln. Und sie tat etwas!
    Ich sah es nicht. Ich spürte es. Mich überkam ein Schauer, der seinen Ursprung in meinem Innern hatte. Dort hatte es eine Veränderung gegeben, da war die Brücke zwischen mir und dem Wesen geschlagen worden, und auch Suko hatte sich verändert. Auf seinem Gesicht malte sich die Spannung ab. Er nickte leicht und wollte etwas erklären, aber die Ereignisse nahmen eine überraschende Wendung.
    Zuerst sah es für uns so aus, als wäre das Licht der Kerzen dabei, in die Hügelerde einzudringen. Das wiederum stimmte nicht. Nach wie vor flog es über den Untergrund hinweg, die Erleuchtung oder Erhellung kam aus der Tiefe.
    Das Grab öffnete sich uns auf seine Weise. Plötzlich war das braune Erdreich durchsichtig geworden.
    Wir konnten in den Hügel hineinschauen, und wir sahen den Umriss der Frau mit den langen, blonden Haaren, die in dem Grab schwebte, sich aber nicht bewegte. Ihre Arme berührten den Körper, als wollten sie ihn wärmen.

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