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098 - Der Kerkermeister

098 - Der Kerkermeister

Titel: 098 - Der Kerkermeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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der Schacht nur so hoch wie mein Unterarm war. Ich war zum Liegen gezwungen. Der Boden, die Wände und die Decke des Schachts waren rauh, feucht und kalt. Langsam tastete ich über meinen Körper. Sie hatten mich entkleidet. Ich war völlig nackt. Einige Zeit blieb ich ruhig liegen. Dann krümmte ich meinen Körper. Mit den Fußsohlen spürte ich ebenfalls eine rissige Wand. Rasch wälzte ich mich auf den Bauch und streckte die Hände aus. Meine tastenden Finger berührten eine Holztür, in der sich eine noch kleinere Tür befand. Ich drückte dagegen, doch die Tür war fest geschlossen.
    Die einzigen Laute, die ich hörte, waren Schreie. Ich schloß die Augen und gab mich ganz meinen stechenden Kopfschmerzen hin. Zu einem klaren Gedanken war ich nicht fähig.
    Als ich ein Geräusch an der Tür hörte, hob ich den Kopf und legte ihn auf meine Fäuste. Die kleine Tür wurde geöffnet, und der Lichtschein blendete mich. Endlich hatte ich mich an das Licht gewöhnt. Ein unglaublich häßlicher Kerl stierte mich an. Sein Gesicht war mit Narben übersät, und die Augen waren rot geädert. Er hatte eine Halbglatze. Auf beiden Seiten hing das Haar lang und strähnig herunter. Die gelben Zähne hatte er wie ein Raubtier gefletscht. Von seinem ovalen Mund zogen sich Narben und Falten sternförmig über sein Gesicht. Auf der linken Backe hatte er eine auffällige sichelförmige Narbe.
    „Es liegt ein schrecklicher Irrtum vor", sagte ich mit zittriger Stimme. „Ich bin Michele da Mosto. Ich bin gekommen, um mit dem…"
    Der Häßliche schlug die Klappe zu, und ich heulte vor Enttäuschung auf.
    Die Schreie waren verstummt. Kein Laut war zu hören.
    Durst und Hunger peinigten mich. Ich versuchte zu schlafen, doch es gelang mir nicht. Meine Nerven waren zu angespannt.
    Ich schlug mit der Faust gegen die Wand, gegen die Decke und trommelte an die Tür. Doch niemand kam. Schließlich schrie ich. Ermattet legte ich mich zurück.
    Dieses Gefängnis war teuflisch. Es war fast so schlimm, als ob ich gefesselt gewesen wäre. Der Geruch in dem schmalen Schacht wurde immer scheußlicher.
    Endlich wurde wieder die Klappe geöffnet. Geblendet schloß ich die Augen. Irgend etwas wurde hereingeschoben. Es war ein kleiner Becher, der mit Wasser gefüllt war, und eine Schüssel voll Reis. Ich bezähmte meine Gier. Langsam trank ich einen Schluck. Das Wasser war warm und schmeckte faulig. Doch ich genoß jeden Schluck. Vorsichtig, um keinen Tropfen zu verschütten, stellte ich den Becher ab und griff nach der Reisschüssel. Nie zuvor hatte mir etwas besser geschmeckt. Ich leckte die Schüssel aus und trank noch einen Schluck Wasser. Mein Hunger war nicht gestillt. Wieder wurde die Klappe geöffnet.
    „Ich will mit…", brüllte ich mit geschlossenen Augen. Ich öffnete sie und heulte entsetzt auf. Die Reisschüssel und der noch halb gefüllte Becher wurden mir fortgenommen. Rasch griff ich nach dem Becher und bekam einen Schlag auf die Hand. Die Klappe war wieder zu.
    Ich schluchzte vor Wut. Wie ein Rasender schlug ich gegen die Tür und riß mir die Handrücken blutig. Ich leckte die Wunden und fluchte laut vor mich hin.
    Die Klappe wurde wieder geöffnet. Doch ich hob nicht den Kopf.
    „Ich bin es", sagte eine Frauenstimme, die wie das Zwitschern eines Vogels klang.
    Jetzt bewegte ich mich. Als sich meine Augen an das düstere Licht gewöhnt hatten, erkannte ich ein Mädchengesicht. Es war wunderschön und wurde von mandelförmigen Augen beherrscht.
    „Ich bin es, O-Yuki."
    „O-Yuki", flüsterte ich.
    „Ich bin eine Gefangene des Kokuo", flüsterte das Mädchen. „Würdest du mit mir fliehen, Fremder?"
    „Ich bin Michele da Mosto. Ich bin gekommen, um für meinen Freund Franca Marzi das Lösegeld zu zahlen. Lebt er noch?"
    „Er lebt. Aber ich glaube nicht, daß er von hier fort will."
    „Wie soll ich das verstehen?"
    Sie lächelte nur geheimnisvoll.
    „Ich muß mit Kokuo sprechen. Es ist dringend. Wirst du mir helfen?"
    „Ich kann dir nicht helfen, Michele. Ich bin eine Gefangene. Kokuo ist mein Herr. Er läßt mich zu sich rufen, wann er Lust nach mir hat."
    „Willst du damit sagen, daß er… "
    „Ich erwarte von ihm ein Kind", sagte sie und schloß die Klappe.
    Das Gespräch war nicht sehr ergiebig gewesen. Aber immerhin wußte ich jetzt, daß Franca noch am Leben war. Und daß O-Yuki gelegentlich Kokuos Bett wärmen mußte, war keine Überraschung. Aber was hatte sie mit der Bemerkung gemeint, daß Franca nicht mehr fort

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