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098 - Die Blutfurie

098 - Die Blutfurie

Titel: 098 - Die Blutfurie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Zweifel zerstreut waren, würden sie uns bestimmt mit mehr Wärme und Freundlichkeit begegnen, als sie es im Moment taten.
    Eines stand jedenfalls fest: Um Jubilees Kleidung hätten wir nicht soviel Aufhebens zu machen brauchen. Sie hätte in Lumpen erscheinen können, das hätte die Barringtons auch nicht gestört.
    Ich wies auf das Mädchen. Jubilee war verlegen, das sah ich ihr an, und sie machte keinen besonders glücklichen Eindruck. Im Moment sah es nicht danach aus, als ob wir länger als eine halbe Stunde bleiben würden.
    Ich hatte heute zwar nicht mehr nach London zurückfahren wollen, aber wenn sich die Barringtons nicht bald änderten, war die Fahrt das kleinere Übel.
    »Das also ist Ihre Enkelin«, sagte ich. »Jubilee Barrington.«
    Wie auf Kommando richteten die Lady und der Lord ihren Blick auf unseren Schützling.
    Jubilee trat von einem Bein auf das andere. Sie wußte nicht, was sie sagen sollte.
    »Hi«, kam es schließlich über ihre Lippen, und sie hob zaghaft die Hand.
    Sie sagte ›Hi‹ zu einer Lady und einem Lord. Ich hoffte, daß die beiden das nicht in die falsche Kehle bekamen.
    Endlich geschah etwas.
    Lady Amanda Barrington ging auf Jubilee zu, nahm sie in die Arme und küßte sie auf die Wangen. Jubilee ließ es ohne große Begeisterung geschehen.
    Ich bereute es schon, sie hierher gebracht zu haben. Sie mochte früher mal in dieses Haus gepaßt haben, doch heute gehörte sie nicht mehr hierher.
    »Willkommen, mein Kind«, sagte Lady Amanda steif. »Ich hoffe, ich darf dich duzen.«
    »Natürlich…«, erwiderte Jubilee.
    Sie warf mir einen um Hilfe flehenden Blick zu. Sie schien nicht zu wissen, wie sie die alte Dame anreden sollte. Sollte sie Lady Amanda zu ihr sagen oder… Großmutter?
    Da war ich leider überfragt. Lady Amanda Barrington schien noch nicht davon überzeugt zu sein, daß sie tatsächlich ihre Enkelin vor sich hatte.
    Sie trat zur Seite, damit auch der Lord Jubilee umarmen konnte.
    »Dreizehn Jahre«, sagte Lord Broderick Barrington. »Das ist eine sehr lange Zeit, mein Kind. Du warst vier, als du… Deine Eltern waren all die Jahre unglücklich. Deine Mutter gab die Hoffnung nicht auf, dich eines Tages wiederzusehen. Wir versuchten ihr klarzumachen, daß es keinen Sinn hatte, das zu hoffen, aber sie klammerte sich daran, und nun sehen wir, daß sie recht hatte und wir im Unrecht waren. Du bist zurückgekehrt. Aber leider weilen deine Eltern nicht mehr auf dieser Welt.«
    Jubilee senkte ernst den Blick. »Ja, ich weiß. Man hat es mir gesagt.«
    »Laß dich umarmen«, verlangte Lord Broderick Barrington.
    Er streckte beide Arme nach dem Mädchen aus, und im selben Moment geschahen mysteriöse Dinge!
    ***
    Das Licht ging aus!
    Schlagartig war es dunkel. Ich hörte Vicky einen erschrockenen Laut ausstoßen, und Jubilee schrie grell auf.
    Verdammt, was hatte das zu bedeuten?
    Etwas polterte auf den Boden.
    »Tony!« schrie Jubilee.
    Ich wollte nach ihr greifen. Eben noch hatte sie neben mir gestanden, doch nun war sie weg. Meine Hände stießen ins Leere. Ich hörte Vicky Bonney keuchen. Sie schien sich verzweifelt zu wehren. Wer griff sie an?
    Verdammt noch mal, was war denn hier los?
    Ich wollte Vicky beistehen, doch auf einmal war auch sie nicht mehr da. Und Lady Amanda und Lord Broderick? Wo waren die? Waren wir hier in eine verfluchte Falle getappt?
    Deshalb diese Feindseligkeit, die sich kaum hatte verschleiern lassen!
    Man hatte uns eine Falle gestellt. Vielleicht waren das gar nicht die richtigen Barringtons gewesen, sondern irgendwelche Leute, die deren Rolle spielten.
    Bestimmt war auch der Butler nicht echt gewesen.
    »Vicky!« schrie ich wütend. »Jubilee!«
    Die beiden antworteten nicht.
    Mein Herz krampfte sich zusammen. Sie hätten geantwortet, wenn sie dazu in der Lage gewesen wären!
    Licht! Ich wollte endlich wieder etwas sehen!
    Meine Hand stieß in die Hosentasche. Ich wollte mein Feuerzeug herausholen, doch es blieb beim Wollen, denn ein harter Gegenstand landete auf meinem Kopf, und ich verlor das Bewußtsein.
    ***
    Vicky Bonney erging es ähnlich.
    Sie dachte gerade: ›Na also, endlich schlägt der Lord einen vernünftigen Ton an. Diese eisige Spannung wurde langsam unerträglich!‹ als plötzlich pechschwarze Dunkelheit in den Salon stürzte und von allem Besitz ergriff.
    Und diese Dunkelheit schien einen Körper zu haben, denn Vicky fühlte sich berührt. Ein erschrockener Laut kam über ihre Lippen, und als sie attackiert wurde, riß sie die

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