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098 - Die Blutfurie

098 - Die Blutfurie

Titel: 098 - Die Blutfurie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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vor.
    Es gab ein kleines, vergittertes Fenster, durch das mir kühle Nachtluft entgegenwehte.
    Ich muß raus! dachte ich.
    Ich kam fast um vor Sorge um Vicky und Jubilee. Natürlich machte ich mir auch um die echten Barringtons und um deren Butler Sorgen.
    Ich nahm an, daß ich sie alle irgendwo in diesem riesigen Haus finden würde. Alle - bis auf Jubilee. Die hatten die Verbrecher meiner Ansicht nach entführt.
    Ich hoffte, daß sie sich bald meldeten und ihre Forderung stellten. Sollten die Barringtons nicht bereit sein, das Lösegeld für ihre Enkelin zu bezahlen, würde das Tucker Peckinpah übernehmen, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Natürlich würde ich später, wenn wir Jubilee wohlbehalten wiederhatten, alles tun, um der Verbrecher habhaft zu werden und dem Industriellen sein Geld wiederzubeschaffen. Aber selbst wenn es mir nicht gelang, würde Peckinpah nicht bankrott sein. Er besaß mehr Geld, als er jemals ausgeben konnte.
    Plötzlich rann es mir eiskalt über den Rücken, und meine Kehle schnürte sich zu.
    Mir war etwas ganz Entsetzliches eingefallen: Es gab Verbrecher, die brachten ihr Opfer auf jeden Fall um, damit es sie nicht verraten konnte!
    Nein, so etwas durfte ich gar nicht erst denken!
    Wie lange war ich ohnmächtig gewesen? Wie lange befand sich Jubilee Barrington schon in der Gewalt des verbrecherischen Trios?
    Ich untersuchte die Tür. Sie war rauh und rissig, bestand aus alten Bohlen und war so dick, daß es keinen Sinn hatte, sich dagegenzuwerfen. Das einzige, was ich vielleicht erreicht hätte, wäre gewesen, daß ich mir das Schlüsselbein brach.
    Nachdem ich die Tür und den Rahmen gewissenhaft abgetastet hatte, war mir klar, daß es hier kein Entkommen gab.
    Und das Fenster war mit dicken Eisenstäben vergittert! Die hätte nicht einmal Arnold Schwarzenegger auseinanderbiegen können.
    Dennoch sah ich in dem Fenster meine Chance. Ich holte mein Taschenmesser heraus, klappte die Klinge auf und begann den Mörtel herauszukratzen, der das Eisen festhielt.
    Es war langwierig, aber besser, als nichts zu tun. Ich schabte und kratzte unermüdlich, hebelte manchmal kleine Mörtelbrocken hoch, wandte aber niemals zuviel Kraft an, weil ich verhindern wollte, daß die Klinge brach.
    Ab und zu rüttelte ich an dem Eisenstab, oder ich schlug mit dem Handballen dagegen. Anfangs tat sich gar nichts, aber dann fing der Stab an zu klappern und verriet mir mit diesem Geräusch - das Musik war für meine Ohren -, daß ich mich auf dem richtigen Weg befand.
    Immer mehr gelang es mir, das Eisen zu lockern, und schließlich ließ es sich entfernen.
    Zum Glück war ich so schlank, daß ich nicht auch noch einen zweiten Stab entfernen mußte.
    Ich kroch durch die Öffnung, bewegte mich wie ein Schlangenmensch, zog, drückte und schob mich vorwärts und hatte es schließlich geschafft.
    Eine schwere Last fiel mir von der Seele.
    Kaum war ich draußen, da suchte ich schon wieder nach einer Möglichkeit, ins Haus zu gelangen. Ich mußte Vicky suchen. Und die Barringtons. Und den Butler.
    Ich nahm nicht an, daß sich noch einer der Verbrecher im Haus befand, und da wegen einer kaputten Fensterscheibe für die Barringtons noch nicht die Welt einstürzte, schlug ich das Glas einer Tür ein, tastete nach dem Riegel, hob ihn an und drehte ihn zur Seite.
    Dann zog ich die Tür auf und betrat das Gebäude. Ich befand mich in der Bibliothek. An den Wänden standen weiße Regale mit Hunderten von Büchern.
    Wo sollte ich nach Vicky Bonney suchen? Hatte man sie ebenfalls in den Keller geschafft?
    Ich begab mich nach unten und rief sie, aber sie antwortete nicht. Mir stand der Schweiß auf der Stirn. Ich rannte den Gang entlang und öffnete jede Tür, an der ich vorbeikam. Auch jene, die in meine Zelle führte. Das tat ich aber nur der Vollständigkeit halber.
    Als ich sicher sein konnte, daß sich weder Vicky Bonney noch jemand von den Barringtons im Keller befand, kehrte ich ins Erdgeschoß zurück.
    »Vicky!« schrie ich.
    Sie werden sie doch nicht auch mitgenommen haben! durchfuhr es mich.
    Ich machte überall Licht.
    Plötzlich drangen Laute an mein Ohr, wie Geknebelte sie ausstoßen, wenn sie sich bemerkbar machen wollen. Ich fuhr herum. Die Laute kamen durch eine geschlossene Tür, neben der ein Spiegel hing.
    Ich ging auf die Tür zu und sah mich im Spiegel. Mein Gesicht kam mir fremd vor. Meine Züge wirkten fahl. Mir fiel die Falle eines Dämons ein, die mir kürzlich beinahe zum Verhängnis geworden

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