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098 - Die Blutfurie

098 - Die Blutfurie

Titel: 098 - Die Blutfurie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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armselige Hütte vor.«
    »Das darfst du nicht sagen, Tony«, widersprach mir Vicky. »Wir haben es doch sehr gemütlich, und Platz haben wir auch alle genug. Was sollten wir mit so einem riesigen Kasten? Ich würde mich darin glatt verirren. Stell dir vor, wir wären mal böse aufeinander und würden uns trennen. In diesem Haus würden wir nie mehr zueinanderfinden.«
    Wir stiegen aus. »Klingelt es nicht bei dir?« frage ich Jubilee über das Autodach hinweg. »Werden beim Anblick dieses Gebäudes keine Kindheitserinnerungen wach?«
    Jubilee Barrington schüttelte den Kopf. »Nein, Tony. Mir ist, als wäre ich zum erstenmal hier.«
    »Mal sehen, wie uns deine Großeltern aufnehmen«, sagte ich und ging um den Wagen herum. Ich stellte mich zwischen Vicky Bonney und Jubilee und legte meine Arme um die beiden. »Also los.«
    Das Gepäck ließ ich vorläufig im Kofferraum. Ich konnte es später holen.
    Wir traten unter das Vordach. Ich ließ meine beiden Girls los und hämmerte den Messingklopfer gegen die weiße Tür.
    »Hier ist so ziemlich alles weiß«, sagte ich. »Vielleicht empfangen uns die Lady und der Lord im weißen Nachthemd. Und wir machten uns soviel Gedanken über Jubilees Kleidung.«
    Die Tür öffnete sich, und ein livrierter Mann stand vor uns. Für die Art, mit der er mich musterte, hätte er einen Nasenstüber verdient. Er sah mich kalt und abweisend an. Was hatte er gegen mich? Er kannte mich ja noch gar nicht.
    Ich stellte zuerst Vicky, dann Jubilee und schließlich mich vor.
    »Herzlich willkommen«, sagte der Butler, aber das war eine glatte Lüge. Von Herzlichkeit keine Spur. »Ich bin Jonathan«, fügte er hinzu.
    Unwichtig, dachte ich verstimmt. Wer mich so ansieht wie du, darf sich nicht wundern, wenn ich mich bemühe, seinen Namen gleich wieder zu vergessen.
    Er ließ uns ein. »Lord und Lady Barrington erwarten Sie schon mit großer Ungeduld«, behauptete Jonathan.
    Vielleicht war er uns gram, weil wir nicht früher gekommen waren.
    »Wir kamen erst spät von zu Hause weg«, erklärte ich, doch es schien ihn nicht sonderlich zu interessieren.
    Komischer Kauz, dachte ich.
    Wir traten in ein Traumhaus. Drinnen war es noch viel schöner. Es war richtiggehend prunkvoll. So etwas hatte ich bisher nur im Film gesehen. Ich hätte nicht gedacht, daß es das tatsächlich gab.
    Hier also hatte Jubilee Barrington die ersten vier Jahre ihres Lebens verbracht. Und dann war Cantacca gekommen und hatte sie in eine Urzeitwelt geholt. Was für ein gewaltiger Unterschied.
    »Ich hoffe, Sie hatten eine gute Fahrt?« fragte der Butler.
    Zum Teufel, warum fragte er? Es war ihm ja doch egal.
    Der Butler führte uns in einen riesigen Salon, der so prunkvoll überladen war, daß mir die Lady und der Lord erst auffielen, als sie sich bewegten.
    Sie hoben sich von dieser Umgebung kaum ab.
    Schwerreich mußten sie sein, wenn ich mir das so recht überlegte, und Jubilee würde sie eines Tages beerben, denn wenn die Barringtons nicht mehr lebten, würde es nur noch Jubilee geben, die diesen Namen trug.
    Lord Broderick Barrington erhob sich zuerst.
    Dann stand die Lady auf. Sie war voll behangen mit glitzerndem Geschmeide. Die Ärmste. Was sie trug, mußte mehrere Kilogramm wiegen, aber sie sah stark genug aus, um unter dieser funkelnden Pracht nicht zusammenzubrechen.
    Irgendwie erinnerte sie mich an einen festlich geschmückten Weihnachtsbaum. Hatte sie sich nur für uns so herausgeputzt, oder lief sie immer so herum?
    Sie war also eine stämmige Person mit einer schillernden Blauspülung im weißen Haar, das kunstvoll frisiert war. Das Dekolleté hätte in ihrem Alter nicht mehr so tief zu sein brauchen. Vielleicht trug sie ein Kleid aus früheren Tagen.
    Der Lord wirkte im Vergleich mit ihr schmächtig. Er hatte ein schmales, blasses Gesicht und eine weit vorspringende Nase. Sein Rücken war leicht gekrümmt, sein Haar schütter.
    Mir kam vor, als würden mich auch die Barringtons nicht mögen. Oder bildete ich mir das nur ein?
    Warum sahen sie mich so eigenartig an? Hielten sie mich für einen gerissenen Betrüger, der ihnen auf ihre alten Tage eine Enkelin unterjubeln wollte, die sie längst tot geglaubt hatten?
    Das mußte der Grund sein. Sie waren mißtrauisch. Wenn ich es mir recht überlegte, hatten sie damit nicht so unrecht. Sie waren reich und hatten keine Erben.
    Sie wollten nicht, daß sich jemand ihr Vermögen ergaunerte.
    Ich hoffte, die beiden mit der Zeit auftauen zu können. Wenn erst mal ihre

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