098 - Die Blutfurie
Swimmingpools eingeschaltet«, sagte ich zu Jubilee und Vicky. Ich erwartete nicht, daß sie darüber lachten, aber ich hoffte, sie mit dieser Sorglosigkeit anstecken zu können.
Das Licht bewegte sich. Ich schaute nach unten, und mir kam es vor, als würde ich schwimmende Neonröhren sehen. Sie waren etwa einen Meter lang und schlängelten sich durch den Schacht.
Neonröhren? Verflucht, nein, das waren keine Leuchtstoffröhren. Was ich sah, waren Wasserschlangen, geschaffen von höllischer Magie!
***
»Tony, was ist das?« stieß Jubilee aufgeregt hervor. Ich hörte deutlich die Angst, die in ihrer Stimme mitschwang.
»Schlangen«, antwortete Vicky Bonney für mich.
»O Gott!« schluchzte Jubilee.
»Nicht bewegen!« riet ich den Mädchen.
Aber damit erreichten wir gar nichts. Die leuchtenden Reptilien stiegen vom Grund des Schachts hoch. Es waren so viele, daß ich sie nicht zählen konnte.
»Was… was werden sie uns tun?« fragte Jubilee unglücklich.
»Vielleicht will uns Pasquanell nur eine Halluzination vorgaukeln«, gab ich zurück, aber ich wollte selbst nicht so recht an diese Möglichkeit glauben.
Das Wasser kroch Zentimeter um Zentimeter an meiner Brust hoch, und unter meinen Füßen drehten sich die Leuchtschlangen. Eine von ihnen wand sich plötzlich um meine Beine. Ich spürte den Druck ihres Körpers und wußte, daß es sich um keine Halluzination handelte.
Als sich auch um Jubilees Beine so ein leuchtendes Reptil wand, schnappte das Mädchen vor Angst beinahe über.
Ich wandte den Kopf und sah Vicky Bonney an. Völlig steif hing sie neben mir, und ihr von magischem Licht angestrahltes Gesicht wirkte wie eine starre Maske des Grauens. Vor ihr schwamm eine der Schlangen! Wie eine Sprungfeder zog sich ihr Körper zusammen, und einen Augenblick später schnellte sie vorwärts.
Mir verschlug es den Atem. Jetzt schrie auch Vicky. Die Schlange sauste mit aufgerissenem Maul auf die Kehle meiner Freundin zu. Ich sah die Giftzähne des Reptils. Sie leuchteten ebenfalls.
Der Schlangenkopf traf Vicky, und sie verstummte…
***
Unter dem Hubschrauber lag Saxton, dahinter begann Fog Forest. Mr. Silver überflog den Nebelwald. Er entdeckte das Haus der Silentis, flog weiter und landete auf einer nahen Lichtung. Der Rotorwind trieb den Nebel kurz zurück, doch als sich das Rotorblatt mit abnehmender Geschwindigkeit drehte, krochen die Nebelschwaden wieder heran.
Wie neugierige Gespenster wirkten sie, die genau sehen wollten, was in ihrem Wald passierte.
Mr. Silver und Anthony Ballard verließen den Helikopter.
Der Ex-Dämon nahm das schlagende Herz mit. Er würde es in der Nähe des Hauses verstecken. Er hoffte, es würde nicht nötig sein, dem Zeit-Dämon das Herz zu überlassen.
»Du hältst dich im Hintergrund«, sagte Mr. Silver. »Am besten machst du dich unsichtbar.«
»Das kann ich nicht«, erwiderte der Hexenhenker. »Ich bin nicht Boram.«
»Ich meine so gut wie unsichtbar«, sagte der Ex-Dämon. »Pasquanell soll denken, ich sei allein gekommen, kapiert? Du spielst gewissermaßen die Nachhut, wirst dann aktiv, wenn ich verhindert bin. Halte dir bei allem, was du tust, vor Augen, daß das Leben unserer Freunde auf dem Spiel steht.«
Sie eilten durch den Wald. Als das Haus der Silentis plötzlich vor ihnen aus dem Nebel aufragte, versteckte der Ex-Dämon den Aluminiumbehälter.
»Hier trennen sich unsere Wege«, sagte Mr. Silver. »Solltest du einen Vampir sehen, mach ihn fertig.«
Der Hexenhenker nickte.
»Mal sehen, was ich für Tony und die Mädchen tun kann«, sagte Mr. Silver und huschte davon.
Er lief auf das unheimliche Haus zu und öffnete mit Hilfe seiner Magie ein Fenster. Lautlos stieg er ein, und mit vorsichtig gesetzten Schritten durchquerte er den finsteren Raum.
Er lauschte. Nichts war zu hören. Behutsam öffnete er die Tür. Sie wollte knarren, doch der Ex-Dämon bewegte sie so langsam, daß sie ihn nicht verraten konnte.
Plötzlich ging ein Ruck durch seinen Körper. Er hatte aus dem Raum treten wollen, zuckte aber sofort wieder zurück, denn in der Nähe der Tür standen die Barringtons.
Terence Pasquanell und Chelo Silenti sah der Ex-Dämon nicht. Er preßte sich neben der Tür an die Wand und machte sich mit einem leisen Zischlaut bemerkbar.
Lord Broderick Barrington reagierte darauf. Er trennte sich von seiner Frau, kam langsam näher. Mißtrauen funkelte in seinen Augen.
Mr. Silvers Hände überzogen sich mit einem silbrigen Flirren. Gespannt erwartete
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