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098 - Die Blutfurie

098 - Die Blutfurie

Titel: 098 - Die Blutfurie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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gehen können.
    »Jetzt bin ich die gesamte Garderobe durch«, sagte sie seufzend und fuhr sich mit der Hand über das streichholzlange braune Haar.
    Sie sah uns der Reihe nach an: Vicky Bonney, Roxane, Mr. Silver und mich.
    »Na schön«, sagte Vicky. »Wir nehmen dieses Kleid mit, aber du fährst in Jeans und Pulli.«
    »Das war doch das erste, was ich vorführte«, begehrte Jubilee auf. »Und ihr habt nein dazu gesagt.«
    »Man wird doch wohl noch seine Meinung ändern dürfen«, hielt ich ihr dagegen. »Nimm's nicht tragisch. Stell dir vor, du wärst ein Mannequin. Da heißt es auch ständig: Rein in die Klamotten, raus aus den Klamotten.«
    »Also Jeans und Pulli«, sagte Jubilee sauer.
    »Wenn wir bitten dürfen«, gab ich zurück.
    »Und welchen Pulli?« wollte Jubilee wissen.
    »Das ist uns egal«, antwortete Vicky Bonney.
    »Und wenn ich dann einen anhabe, sagt ihr: ›Herzchen, warum mußtest du dich ausgerechnet für den entscheiden?‹«
    »Bestimmt nicht, ich verspreche es dir«, sagte ich.
    Als sie dann aber in diesem knallroten, um zwei Nummern zu engen Ding ankam, fiel es mir verdammt schwer, mein Versprechen zu halten.
    Ich wandte mich ächzend an Mr. Silver und raunte ihm zu: »Hör mal, kannst du sie nicht irgendwie zur Vernunft bringen? Hypnotisiere sie oder tu sonst irgend etwas, damit sie einen Pulli anzieht, mit dem sie sich bei den Barringtons sehen lassen kann.«
    Jubilee nahm sich einen Juice. Beim Trinken war sie dann so ungeschickt, daß sie ihren ›schönen‹ Pulli bekleckerte. Ob Mr. Silver da ein bißchen nachgeholten hatte oder nicht, entzog sich meiner Kenntnis.
    Ich war jedenfalls sehr froh, daß Jubilee gezwungen war, sich für ein anderes Kleidungsstück zu entscheiden.
    Ich leerte mein Glas und erhob mich. »Sind wir soweit? Können wir endlich fahren? Ich möchte nicht erst um Mitternacht bei Lord und Lady Barrington eintreffen.«
    »Moment«, sagte Vicky und musterte mich von Kopf bis Fuß. »Du willst doch nicht etwa in diesem Aufzug fahren?«
    »Doch«, sagte ich leicht verstimmt, denn was ich anhatte, war modern, nicht billig, komfortabel, und ich fühlte mich wohl darin. Was hatte Vicky daran auszusetzen?
    Sie versuchte mir klar zumachen, daß auch wir einen guten Eindruck auf den Lord und die Lady machen müßten.
    »Das werde ich«, erwiderte ich. »Sei unbesorgt.«
    »Nicht in diesem Aufzug.«
    »Aufzug!« rief ich empört. »Aufzug nennt sie das!«
    Jubilee lachte sich ins Fäustchen. Aber bei mir biß Vicky auf Granit. Ich war nicht bereit, mich umzuziehen, da konnte sie sich auf den Kopf stellen. Ich blieb so gekleidet, wie ich war. Schließlich hatten wir nicht vor, zu meinen Großeltern zu fahren. Also blieb der konservative Nadelstreifanzug im Schrank.
    Zum Abschied umarmte uns Roxane.
    »Ruft an, wenn ihr da seid«, sagte Mr. Silver und trug Jubilees Koffer zum Wagen.
    Vicky war wegen meiner Sturheit ein bißchen eingeschnappt, aber ich wußte aus Erfahrung, daß das bei ihr nie lange anhielt. Sie würde bald wieder mit mir reden.
    Wir stiegen in den Rover. Ich warf einen Blick auf die Uhr am Armaturenbrett. Jubilees Großeltern wohnten in Saxton, einem kleinen südenglischen Ort.
    Bis wir unser Ziel erreicht hatten, würde es dunkel sein, aber das ließ sich nun nicht mehr ändern.
    ***
    In dem Gasthaus herrschte der gewohnte Betrieb. An den Tischen saßen Männer und tranken Whisky oder Ginger Ale. Der Tresen war belagert. Die Luft war so dick, daß man sie in Streifen schneiden konnte, und zwei Männer warfen Pfeile nach einer Zielscheibe. Der eine war schwarzhaarig und dunkeläugig, der typische Südländer. Sein Name war Pete Sartago. Seine Mutter war mit ihm schwanger gewesen, als sie von Neapel nach England auswanderte. Es wäre besser gewesen, sie, hätte ihn nicht geboren, denn er war ein Taugenichts, ein Verbrecher, dem man nicht trauen durfte.
    Sein Freund Dan Mitchell war ein genauso übler Finger. Er hatte das eingeschlagene Nasenbein eines Raufbolds und ging keinem Streit aus dem Weg.
    Soeben öffnete sich die Tür, und ein bulliger bärtiger Mann trat ein und blickte sich um.
    Der Mann war fremd hier. Sartago und Mitchell kannten ihn nicht.
    »Was hältst du von dem?« fragte Mitchell. »Verdammt, glotz ihn nicht so an. Er muß nicht unbedingt wissen, daß wir über ihn reden.«
    »Der Knabe gefällt mir nicht«, brummte Pete Sartago.
    »Niemand verlangt von dir, daß du ihm einen Heiratsantrag machst«, erwiderte Mitchell grinsend. »Ich dachte

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