098 - Die Blutfurie
aber anständige Leute. Der Vater Bartholomew, seine Söhne Jack und Herbert und seine Tochter Jenny. Eines Nachts bekam Jenny, sie war damals siebzehn, Besuch von Vera Silenti. Das Mädchen hatte unwahrscheinliches Glück. Beinahe wäre sie der Vampirin zum Opfer gefallen. Ihr Vater und ihre beiden Brüder konnten ihr beistehen und die Vampirin töten. Vera Silentis Sohn aber wurde nicht vernichtet. Was ich Ihnen erzähle, hat sich vor zweihundert Jahren zugetragen, Sir. Wenn Sie aber denken, daß man sich darum heute nicht mehr zu kümmern braucht, befinden Sie sich auf dem Holzweg. Zweihundert Jahre sind für einen Vampir eine lächerlich kurze Zeitspanne. Was ich damit sagen will, ist, daß es Chelo Silenti immer noch gibt. Er wohnt in diesem unheimlichen Haus, und wenn Sie dorthin -«
»Kann man hier einen Wagen mieten?« fragte der bärtige Gast unbeeindruckt.
»Nein, Sir«, sagte Mark Ericson resignierend. Er konnte nicht begreifen, warum dieser Mann so versessen darauf war, sein Leben zu verlieren.
»Besitzen Sie einen Wagen?«
»Selbstverständlich, aber den können Sie nicht haben.«
»Sie würden ihn bestimmt wiederkriegen.«
Der Wirt schüttelte den Kopf. »Nein, Sir, nichts zu machen. Ich bin nicht scharf darauf, mir den Wagen morgen aus dem Wald zu holen. Und Sie wären nicht in der Lage, mir das Fahrzeug zurückzubringen. Außerdem möchte ich Sie bei Ihrem Vorhaben, Selbstmord zu begehen, in keiner Weise unterstützen.«
»Vielen Dank für die Auskunft«, sagte der Fremde.
Pete Sartago stieß seinen Komplizen an. »Ich glaube, es ist soweit. Der Typ will gehen.«
Sartago warf noch einen Pfeil, mitten ins Zentrum der Zielscheibe, grinste zufrieden, krallte seine Finger in Dan Mitchells Jackett und forderte ihn auf, ihm unauffällig zu folgen.
Sie verschwanden durch die Hintertür und legten sich in der Dunkelheit auf die Lauer. Sie brauchten nicht lange auf den bulligen Mann zu warten.
Er trat aus dem Wirtshaus und kam auf sie zu. Wäre er in die andere Richtung gegangen, so wären sie ihm gefolgt.
Sie ließen den Bärtigen bis auf drei Schritte herankommen, dann traten sie ihm in den Weg.
Der Mann blieb stehen und musterte sie kalt. Er schien sie nicht zu fürchten. Nun, das sollte sich bald ändern.
»Einen recht schönen guten Abend, Sir«, sagte Dan Mitchell übertrieben freundlich. »Ich habe soeben zu meinem Freund gesagt, ich würde ihn auf einen Drink einladen, und dann fasse ich in die Tasche und stelle fest, daß mir das nötige Kleingeld fehlt. Sie können sich sicher vorstellen, wie peinlich mir das ist. Da will man einem Freund eine Freude machen und hat nicht genug Geld bei sich. Wären Sie wohl so freundlich, mir aus dieser Verlegenheit zu helfen?«
»Verzieht euch!« erwiderte der Mann unfreundlich.
Pete Sartago glaubte, sich verhört zu haben. »Verdammt, wie reden Sie denn mit uns?« herrschte er den Fremden an.
»Geht mir aus dem Weg«, knurrte der Bullige. »Sonst passiert ein Unglück!«
»Du hältst dich wohl für Sylvester Stallone, hey?« sagte Sartago wütend.
»Er denkt, er ist Rambo III«, sagte Don Mitchell und holte sein Springmesser aus der Tasche. Er ließ die Klinge aufschnappen und setzte sie dem Bärtigen an die Kehle. »So redet man nicht mit uns, Freundchen! Du kommst jetzt mit uns.«
Sie begaben sich mit dem Bulligen in eine nahe gelegene Scheune, in der auch zwei Pferde untergebracht waren.
Die Tiere schienen den Ärger zu wittern und wurden unruhig. Sie tänzelten mit stampfenden Hufen in ihren Boxen hin und her und schnaubten aufgeregt.
»So, mein Junge«, sagte Dan Mitchell. »Hier sind wir ungestört.«
Pete Sartago stellte sich hinter den Bärtigen.
»Nun wollen wir mal sehen, was du so alles in deinen Taschen hast«, sagte Mitchell. »Räum sie aus!«
Der Fremde tat nichts dergleichen.
Sartago schlug mit der Faust zu, doch der Bärtige zeigte keine Wirkung, und er gab auch nicht nach.
»Noch mal!« verlangte Mitchell von seinem Komplizen. »Dich kriegen wir klein, verlaß dich drauf!«
Sartago schlug wieder zu.
»Jetzt reicht es mir«, sagte der Bärtige, und plötzlich hatte Dan Mitchell den Eindruck, die Augen des Fremden würden zu leuchten beginnen. Irgend etwas stimmte mit diesem Kerl nicht. Er war Mitchell auf einmal nicht mehr geheuer.
Der Mann starrte ihn durchdringend an, und von seinen Augen ging eine Kraft aus, die für Mitchell schmerzhaft war.
Er stöhnte. Schweiß brach ihm aus allen Poren. Er wollte mit dem Messer
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