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098 - Die Geistergirls von W

098 - Die Geistergirls von W

Titel: 098 - Die Geistergirls von W Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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weiß, wo wir sind, wenn er wach werden sollte .«
    »Vielleicht ist er schon wach und hat den ganzen Vorfall
mitbekommen ...«
    »Ich habe auch schon daran gedacht. Dem ist aber nicht so. Ich
habe mich vorhin schon umgeschaut. Unter den Neugierigen war er nicht. Um den
Jungen brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Der schläft wie ein Murmeltier
...«
     
    ●
     
    Als Erwin Rösch dies sagte, ahnte er nicht, dass sein Sohn gut fünfzehn Fahrradminuten entfernt an seinem Ziel angekommen war.
Hans-Peter Rösch war kurz nach der Entdeckung der Leichen durch seine Eltern
die Marienstraße entlanggefahren, bis zu einem Wahrzeichen der Stadt, dem
Förderturm der längst stillgelegten Zeche Holland , und war dann immer an
der Gleisanlage der Bundesbahn Richtung Günnigfelder Straße entlanggefahren.
    Nicht weit vom dortigen Friedhof entfernt führte eine schmale
Straße, die Kruppstraße, zum ehemaligen Werksgelände der großen Firma. Es war
der sogenannte Kruppwald . Die verwilderte Umgebung wirkte in der Nacht
noch trister, und die Einsamkeit war noch stärker zu spüren als am Tage. Im
Lauf der Jahre war hier ein kleiner Wald entstanden. Hauptsächlich wuchsen
Birken und dichtes Unterholz.
    Dazwischen gab es große, freie Flächen, die gern von jungen Leuten
aufgesucht wurden, die hier schwarz ihre ersten Fahrkünste
ausprobierten. Das Gelände war durchschnitten von einer Schiene, auf der früher
Waggons vom Werksgelände rollten. Viele Eltern hatten ihren Kindern verboten,
hierher zu gehen. Das Gelände wäre tückisch und gefährlich, sagten sie, nachdem
vor ein paar Jahren ein Kind beim Spielen umgekommen war. Es war in einen
Schacht der ehemaligen Zeche gefallen, die sich unter dem Gelände ausdehnte.
Die Erde unter dem Kruppwald war durchlöchert wie ein Schweizer Käse.
    Die Schächte waren mit schweren Platten geschlossen, um ein
ähnliches Vorkommnis zu verhindern. Hans-Peter Rösch fuhr über die mit Gras und
Unkraut überwachsenen Schienen. Die Flächen zwischen den Bäumen waren ebenfalls
manchmal mit Gras bewachsen, meistens aber zeigte sich nackte Erde.
    Der Boden war holprig und voller Schlaglöcher. Der Junge fuhr bis
an eine Baumreihe heran. Dort lag ein großer Stein. Hier saß Hans-Peter oft und
ließ sein ferngesteuertes Flugzeug auf dem Gelände fliegen. Da störte ihn
niemand, da gab's keine Überlandleitungen. Für Drachensteigen und Spiele aller
Art war und blieb dies der ideale Ort. Aber heute Nacht war der Junge nicht zum Spielen gekommen, sondern starrte in die Dunkelheit. Er
selbst war durch die überhängenden Zweige der großen Birke in der Dunkelheit
nicht wahrnehmbar.
    Auch sein Rad nicht. Es stand im Schatten des Baumes neben ihm.
Hans-Peter Rösch saß reglos und wie lauernd auf dem Stein, als schien er auf
etwas zu warten. Der Junge vermochte seine eigene Anwesenheit nicht zu
erkennen. Er verhielt sich wie ein Schlafwandler, der nichts von seinem Tun
mitbekam. Dann war in der Ferne Motorengeräusch zu vernehmen.
    Ein Wagen näherte sich. Ein dunkelroter Golf rollte langsam über
den holprigen Weg. Der Fahrer lenkte sein Auto so, dass die Scheinwerfer den Jungen im Pyjama auf dem Stein nicht mehr erfassten . In dem VW Golf mit Bochumer Kennzeichen saß ein
Pärchen. Der Fahrer lächelte seine hübsche Begleiterin an. Sie hieß Britta und
sah reizend aus.
    »War 'ne gute Idee von dir, hierher zu kommen«, sagte der junge
Mann. Er war zweiundzwanzig Jahre alt und hatte das Mädchen in einer Essener
Disko kennengelernt. Britta Leisner lebte in Wattenscheid, war Verkäuferin in
einem Kaufhaus, und ihr Hobby war Surfen und Tanzen. Die Neunzehnjährige hatte
langes, brünettes Haar, das weich auf die Schultern fiel und ihr ebenmäßiges,
zartes Gesicht rahmte. Britta trug eine leichte Sommerbluse und enganliegende,
weiße Leinenhosen.
    Der junge Mann verringerte die Geschwindigkeit weiter und rollte
gemächlich über den holprigen Boden. Dabei umfuhr er eine riesige Mulde, in der
noch eine große, schmutzige Lache vom letzten Regen stand. Abgerissene Zweige,
zwei leere Coladosen und durchweichte
Papiertaschentücher schwammen darin.
    »Du scheinst dich hier auszukennen«, fuhr der Fahrer fort. »Hier
ist man wirklich allein. Da beobachtet uns kein Mensch.
    Warst wohl schon öfter hier, was ?«
    »Vielleicht ... dreimal darfst du raten .«
    »So, wie du aussiehst, bin ich nicht der Erste, dem du den Kopf
verdrehst .«
    »Aber vielleicht - der Letzte , wer weiß ...«
    Der VW Golf rollte

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