098 - Die Geistergirls von W
Gelände. Rund
dreihundert Meter weiter stellte sie ihn in der Günnigfelder Straße ab. Dann kehrte sie zu Fuß den Weg zurück, den sie gekommen war. Sie
ging rund hundert Meter weiter bis zum Ende eines Platzes.
Dort stand ein uraltes, zerfallen wirkendes Haus. Die grünen,
verwitterten Fensterläden waren morsch und klapprig und hingen in rostigen
Scharnieren. Das Haus stand schon seit der Jahrhundertwende hier und hatte nach
dem Krieg eine Zeitlang als Notunterkunft gedient. Danach war es von
verschiedenen Leuten bewohnt worden. Schon seit Jahren nahm die Stadt sich vor,
das Gebäude abzureißen und das Gelände und den anschließenden Schrebergarten
einzuebnen. Aber bei diesem Vorhaben war es dann auch geblieben. Das Haus war
einstöckig, die Fenster waren klein.
Die Tür bestand aus verwittertem, ausgelaugtem Holz, das dringend
mal einen neuen Anstrich hätte vertragen können. Aber der derzeitige Bewohner
dieses Hauses, ein einsamer, alter Mann, schien an einer Renovierung kein
Interesse zu haben. Das ganze Anwesen, das von einem grobmaschigen Drahtzaun
umgeben war, machte einen verwahrlosten Eindruck. Allerlei Gerümpel lag herum.
Ein Berg von Schrott und Alteisen versperrte fast den Eingang. Die aufgebockte,
durchgerostete Karosserie eines Tiefladers diente Ungeziefer und Spinnen als
Behausung.
Britta Leisner passierte das offene Zauntor und näherte sich der ausgebleichten, von Sonne, Wind und
Wetter arg mitgenommen aussehenden Haustür. Die nächtliche Besucherin
legte die Hand auf die abgegriffene, ebenfalls rostige Klinke und öffnete die
unverschlossene Tür. Dann drückte sie die Tür wieder hinter sich ins Schloss und verschwand in der muffig riechenden Dunkelheit.
Nur eine Steinwurfweite von dem Drahtzaun und dem verwahrlosten
Platz entfernt, stand zur gleichen Zeit ein kleiner Junge in einem blau-weiß
gestreiften Pyjama und blickte hinüber zu dem stillen, einsamen Haus. Im
Gesicht Hans-Peter Röschs' regte sich kein Muskel. Der Junge blieb noch drei,
vier Minuten stehen, als lausche er in die Nacht. Dann machte er abrupt auf dem
Absatz kehrt, lief zu der Stelle zurück, an der er vorhin starr und wie
abwesend gesessen hatte, und nahm sein Rad wieder aus dem Baumschatten.
Hans-Peter Rösch verließ den verwilderten, einsamen Ort ...
●
Larry Brent alias X-RAY-3 saß in einem Toyota Geländewagen, der
von seinem Kollegen Luis Garcia de Valo gesteuert
wurde. Der Mexikaner gehörte der PSA erst seit einigen Monaten an und hatte die
Stelle des bei einem Einsatz ums Leben gekommenen Archie Svenson übernommen. Jetzt war de Valo X-RAY-14.
»Ob ich's allerdings lange sein werde, das steht in den Sternen«,
meinte der schwarzhaarige, smarte Mann. De Valo war
ein jugendlicher Typ, sportlich und intelligent. Er kam aus dem Polizeidienst
und war von einem Nachrichtenmann der PSA entdeckt worden. Larry lachte leise.
Er trug ein kurzärmeliges Hemd, beige Hosen und einen ebenfalls beigen Stetson,
um sich vor der prallen Sonne zu schützen. In Mexiko war es drei Uhr
nachmittags, und die Sonne brannte erbarmungslos vom Himmel.
»Deine Tests, Luis, hast du hervorragend hinter dich gebracht. Ich
kann mir nicht vorstellen, dass du nur kurzfristig
für die Organisation tätig sein wirst, sonst hättest du nicht erst angenommen .«
»Das ist schon richtig. Aber niemand weiß, wie's im Leben kommt.
Wenn ich die richtige Frau finde, quittier ich den Dienst wieder. Meiner
Angebeteten kann ich nicht zumuten, mit einem Mann verheiratet zu sein, der als
Globetrotter durch die Welt reist .«
»Auch für solche Fälle hat unser geheimnisvoller Chef einen Rat«,
grinste X-RAY-3 jungenhaft und lehnte sich zurück. »Vielleicht richtet er einen
Fall so ein, dass du mit einer unserer charmanten
Agentinnen ein gemeinsames Abenteuer erlebst .«
»Wenn er Morna Ulbrandson aussucht, kann sich da leicht was
anbahnen .«
Larrys blau-graue Augen verengten sich. »Und wie kommst du gerade
auf Morna ?«
»Ist das so schwer zu erraten, Larry? Sie ist die schönste und
attraktivste Frau, die ich bisher kennengelernt habe .«
» Mhm .«
»Ist was ?« Der smarte de Valo wandte den Kopf. »Nein, nein. Alles okay, Luis«,
beeilte Larry Brent sich zu sagen und kratzte sich im Nacken. »Da muss ich mir wohl was einfallen lassen«, murmelte er
halblaut in seinen Bart.
»Was hast du gesagt? Ich habe dich nicht genau verstanden .«
Auf der holprigen, unbefestigten Straße, die sie fuhren, machte
der Wagen wahre
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