0980 - Der Fluch des dunklen Apfels
Die relative natürlich nur.«
Irritiert vernahm er Ondas leises Kichern. »Hallo? Was ist so witzig daran? Hast du begriffen, was ich dir gerade angeboten habe?«
Onda lächelte nun milde. »Reg dich nicht auf, Asmodis. Ich wollte dich nicht beleidigen. Hast du eigentlich eine ungefähre Vorstellung davon, wie alt wir Priesterinnen sind?«
Der Erzdämon blähte seinen Nasenflügel auf. »Hm. Wenn du mich so fragst, werdet ihr wahrscheinlich nicht mehr ganz so jung sein, wie ihr ausseht.«
»Kann man so sagen, ja.« Sie zögerte einen Moment. »Ich verrate dir jetzt ein Geheimnis, Asmodis. Wir sind uralt, sehr viel älter sogar als du. Und absolut unsterblich. Das ist der Fluch Avalons, der Fluch des ewigen Lebens, denn wir alle würden gerne sterben. Seit Äonen verbringen wir unsere Zeit hier, es ist wenig los, immer das Gleiche, wir haben kaum Abwechslung und kommen fast um vor Langeweile. Aber eben nur fast. Denn wir sind die ewigen Dienerinnen der Herrin vom See. Und selbst wenn eine von uns mal stirbt, was durchaus Vorkommen kann, weilt sie schon bald wieder unter uns. Weil der Fluch Avalons uns zwingt, sie wiederzubeleben. Verstehst du jetzt, warum ich mich so über dein Angebot amüsiere?«
Asmodis schaute sie verwirrt an. Mit allem hatte er gerechnet, damit nicht. Und doch schien es logisch. Alle, die direkt mit Avalon zu tun hatten, besaßen eine Art ewiges Leben. Wieder stellte er sich die Frage, welche unglaublichen Kräfte hier wirkten.
»Zeig mir einen Weg, wie ich sterben kann, dann zeige ich dir den Weg zur Herrin.«
Asmodis überlegte einen Moment. »Du meinst es tatsächlich ernst, nicht wahr? Ich weiß nicht, ob ich einen Weg finde, dir zum Tod verhelfen zu können. Ich verspreche dir aber, dass ich mich bemühe, einen zu suchen.«
Onda lächelte. »Danke, das genügt mir. Ich kann dir den Weg ja auch nur zeigen. Öffnen kann ich ihn nicht, wie du weißt, wenn du mir vorhin zugehört hast. Hin und wieder kommt es tatsächlich vor, dass die Herrin den Schlund öffnet. Immer dann, wenn Wesen auf die Insel kommen, die sie interessieren. Dann möchte sie, dass wir diese Wesen zu ihr ins Herz schicken. Wir müssen sie dann in einer magischen Zeremonie vorbereiten, damit sie die Reise durch den Schlund überstehen können. Aber niemand weiß, wer und wann das ist. Das bestimmt die Herrin allein.«
»He, kannst du der Herrin nicht erzählen, dass ich ein extrem interessantes Wesen bin? Ich war LUZIFERs wenn auch wenig erfolgreicher Erneuerungshelfer, habe die höchsten Höhen erklommen und bin in die tiefsten Tiefen abgestürzt. The Rise and Fall of the Ex-Höllenfürst.«
Asmodis grinste breit. »Wenn das nicht interessant ist, weiß ich auch nicht.«
***
Brocéliande/Avalon
Für Zamorra und Nicole gab es nur einen Weg nach Avalon - den über Merlins Zauberwald Brocéliande. Der lag, geografisch gesehen, bei Paimpont in der Bretagne, war aber, wie Cearmardhin auch, für normale Menschen unsichtbar. Da Merlin Ambrosius auch vor seinem Zauberwald Regenbogenblumen gepflanzt hatte, war es für die beiden Dämonenjäger ein Leichtes, Brocéliande direkt von New York aus zu erreichen.
Auf einer Wiese traten sie aus der kleinen Blumenkolonie. Ein Stück vor ihnen erstreckte sich die lang gezogene Front eines mächtigen Waldes. Obwohl die Sonne schien, wirkte er prall vor Kraft, aber dunkel und bedrohlich. Letzteres lag womöglich daran, dass Asmodis den Wald nach dessen Zerstörung durch die Baba Yaga wieder hatte aufforsten müssen.
»So langsam lohnt sich eine Jahreskarte«, meine Nicole launig. Erst vor Kurzem war sie mit Monica Peters in Brocéliande gewesen. Gemeinsam hatten die beiden Frauen den Dämon Buraal zur Strecke gebracht, der via Zauberwald nach Avalon hatte fliehen wollen.
»Nicole zahlt heute nicht. Nicole hat eine Jahreskarte.« Zamorra grinste zurück.
»Ach was, vergiss das mit der Jahreskarte. Warum Geld ausgeben, wenn man eine Freikarte für zwei Personen hat?«
»Hä?«
»Merlins Stern, mein Lieber. Als Amulettträger schlüpfen sie dir hier im Zauberwald fast in den Hintern, glaub mir. Aber es wäre besser, wenn du es offen sichtbar trägst. Manche hier drehen dir erst die Gurgel um und fragen dann, wer du bist.«
»Was denn, so sind die hier veranlagt?«
»Ich sag’s dir. Vor allem diese Tonkan, diese Schwarzelfen, die den Transitbrunnen bewachen.«
Sie drangen in den Wald ein, in dem sprechende Früchte an den Bäumen hingen, Bäume auf ihren Wurzeln gingen und
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