0980 - Der Fluch des dunklen Apfels
wenn LUZIFER noch immer existiert…!
Asmodis spürte plötzlich starke Unruhe in sich. Er versuchte sich zu bezähmen, denn er wollte sich gegenüber Onda keine Blöße geben. Es gelang ihm nur äußerst mühsam.
Vielleicht liege ich ja komplett daneben, es ist immerhin nur eine willkürlich aus den Höllenflammen geholte Vermutung. Vielleicht aber auch nicht. Was aber hieße es, wenn die Herrin vom See tatsächlich die CHAVACH-Komponente in Duval erkennt?
»Du meinst also, dass ich über Zamorra und Duval durch den Schlund kommen und zur Herrin vom See Vordringen könnte?«
»Was du aus dieser Information machst, ist deine Sache, Asmodis. Ich kann dir nur noch sagen, dass die Bereitungszeremonie heute um die Zeit des grellsten Mondes stattfindet.«
Onda schluckte schwer, dann lächelte sie verloren und verschwand wieder durch die Tür.
Versteh ich jetzt nicht. Es sei denn, hm, ja, natürlich. Dadurch, dass sie in mich verliebt ist, wird ihr die Sinnlosigkeit ihres Daseins mal wieder so richtig klar. Denn ein Techtelmechtel mit mir ist ihr streng verboten. Und sterben will sie ja ohnehin, jetzt vielleicht sogar noch mehr. Glaubt sie etwa, dass die Herrin vom See sie mit dem Tod bestraft, wenn sie Verrat begeht?
Zumindest mal ein interessanter Gedankenansatz.
Asmodis war fest entschlossen, diese unverhoffte Chance zu nutzen. Was dabei aus Onda wurde, war ihm völlig egal.
***
Ein grünlicher Mond beleuchtete Avalon und warf geheimnisvolle Schatten auf das dunkle Land. Zamorra und Nicole waren gefesselt. Inmitten einer Meute von Faunen und Trollen wurden sie durch finstere Wälder getrieben. Da sich die Faune mit unsittlichen Berührungen zurückhielten, ging der Professor davon aus, dass sie dementsprechende Anweisungen erhalten hatten. Vier Zentauren trabten um die sich wild gebärdende Gruppe, hielten ihre Armbrüste und waren so gegen jeden überraschenden Fluchtversuch gewappnet.
Zamorra stolperte über einen Ast. Er konnte sich gerade noch fangen. »Himmel!«, fluchte er. »Was haben die bloß mit uns vor? Vielleicht sollte man den Herrschaften hier auch mal sagen, dass sie Amulettträger mit Würde und Respekt zu behandeln haben.«
»Wenn das Kritik an mir sein soll, weise ich sie mit aller Entschiedenheit zurück«, erwiderte Nicole laut. »Für Avalon habe ich diesbezüglich nur im Konjunktiv gesprochen. Schon klar, dass du das nicht mehr weißt. Du hörst mir ja nie zu. Du… Mann, du, pah.«
Nach gut einer Stunde Fußmarsch begann sich der Wald einen steilen Hang hochzuziehen. Die Bäume hier waren deutlich dicker, größer und damit älter als auf dem Rest der Insel. Und je höher sie auf dem mit Laub übersäten Boden nach oben stiegen, desto größer wurden die Bäume.
»Sie sind magisch«, flüsterte Nicole fast ergriffen. »Ich spüre es. Möglicherweise haben sie sogar so eine Art Bewusstsein. Es… kommt rüber, als ob sie uralt und weise wären.«
Schließlich erreichten sie den Bergrücken. Der Mond hing nun als riesige Scheibe direkt über ihnen, da sich das Geäst nicht mehr als Decke über ihnen schloss. Ein Stöhnen ging durch die Reihen der Trolle und Faune, viele reckten dem Mond die Arme entgegen. Als sie eine Lichtung erreichten, verharrten sie plötzlich wie vor einer unsichtbaren Mauer.
Über die Lichtung kamen fünf Priesterinnen geschritten. Onda führte sie an. Sie nahmen die Gefangenen in ihre Mitte, bauten eine magische Glocke über ihnen auf, sodass sie nicht fliehen konnten, und geleiteten sie zu der Baumgruppe inmitten der Lichtung.
Zamorra und Nicole wurden zwischen fünf uralten Bäumen, die die eng stehenden Eckpunkte eines Pentagramms zu bilden schienen, in einen magischen Kreis gestoßen. Im selben Moment, als sie ihn betraten, lösten sich ihre Fesseln. Die Dämonenjäger versuchten herauszuspringen, prallten aber wieder zurück. Eine unsichtbare Magieglocke hielt sie fest.
Die Priesterinnen von Avalon verschwanden hinter den Bäumen. Als sie zurückkamen, sog Zamorra unwillkürlich die Luft ein. Sie waren vollkommen nackt!
»Wenn das eine Peepshow werden soll, werden wir keinesfalls dafür zahlen«, zischte Nicole. »Und wir werden auch nicht hinschauen.«
Die nackten Frauen begannen sich in langsamen, rhythmischen Schritten um die Gefangenen herum zu bewegen. Dabei murmelten sie magische Formeln. Eine Art Faun gesellte sich zu ihnen. Er besaß den Körper eines muskulösen Menschenmannes, dessen Brust über und über mit magischen Zeichen versehen war.
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