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0980 - Der Fluch des dunklen Apfels

0980 - Der Fluch des dunklen Apfels

Titel: 0980 - Der Fluch des dunklen Apfels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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Prozessionsteilnehmer unsichtbar blieb. Von hier oben hatte er einen wunderbaren Blick über Avalon hinweg. Dabei bemerkte er, dass die Insel einen winterlichen Teil besaß. Er sah Schneehänge im Mondlicht schimmern und große Schatten, die sich darüber bewegten. Tatsächlich erinnerte er sich daran, dass bei einem seiner früheren Besuche vom »Winterteil« der Insel die Rede gewesen war. Möglicherweise war es die Region, in der Sara Moon und Eva, Merlins Töchter, lebten. Aber das interessierte ihn im Moment nicht.
    Als der Erzdämon den Bereich betrat, den die Faune als »Heiligen Hain« bezeichneten, spürte er einen kurzen magischen Schlag. Mehr passierte nicht. Er atmete auf und ging weiter. Er erklomm einen Baum und beobachtete die Zeremonie zunächst aus sicherer Entfernung. Sie war magisch, aber selbst für ihn völlig fremdartig. Es waren wohl die Kräfte des Mondes, die beschworen werden sollten, um Zamorra und Duval so zu präparieren, dass sie die Reise durch den Schlund überstehen würden.
    Um diesen seltsamen Faun werde ich mich mal bei Gelegenheit kümmern müssen. Nur er scheint die Kräfte des Mondes konzentriert auf die Insel zu bekommen. Der Kerl ist ein unglaublich starker Katalysator.
    Asmodis war sich sicher, die Reise ohne magische Aufladung überstehen zu können. So näherte er sich erst, als die Zeremonie ihrem Höhepunkt zustrebte. Der Erzdämon presste sich mit dem Rücken an einen der fünf Bäume, zwischen denen die Magieaufladung nun fast schon mit Händen zu greifen war, so dicht war sie. Er bemerkte gar nicht, dass sein kompletter Körper vor lauter Konzentration in Höllenrot leuchtete.
    Obwohl er wie ein Fanal wirkte, bemerkte ihn niemand. Als der Faun seine ausgestreckten Arme auf Zamorra und Nicole richtete, handelte Asmodis. Mit einem Zauberspruch komprimierte er seinen Körper in einen zweidimensionalen Schatten. Dann huschte er zum Zeremonienkreis, durchdrang die Kuppel mühelos und hängte sich an Zamorra an.
    Asmodis musste an sich halten, um nicht ebenfalls loszubrüllen. Die Kräfte, die hier wirkten, zerrissen ihn und bildeten ihn jedes Mal wieder neu. Tausend Milliarden Mal in einem winzigen Augenblick. Er aktivierte die Alte Kraft, um einigermaßen bei Verstand zu bleiben. Normalerweise tat er das ungern, denn sie war etwas ganz anderes als die einfache Weiße oder Schwarze Magie, mit denen er sich auskannte. Man konnte nicht wissen, was die Alte Kraft neben dem, was der Anwender beabsichtigte, noch bewirkte. Doch die Kräfte, die immer wieder an ihm zerrten, waren kaum auszuhalten. Die Alte Kraft anzuwenden schien im Moment das kleinere Übel zu sein.
    Als sie zu wirken begann, fühlte er sich sofort besser und klarer.
    Er sah die leuchtenden Nebel aus dem Boden steigen. Der Untergrund wurde innerhalb der Nebel plötzlich durchscheinend, wie gläsern. Eine Art Tunnel tat sich darunter auf. Er schien in die Unendlichkeit zu führen. Fasziniert starrte der Erzdämon hinein. Er sah auch hier grellweiß leuchtende Schlieren, die sich ineinander verdrehten, blitzschnell auseinander waberten und wieder neue Figuren bildeten. Es war ein ewiges Werden und Vergehen. Mitten in diesem Strahlen bemerkte er plötzlich die Silhouetten von allen möglichen Körpern, die zum Teil mit ausgebreiteten Armen und Beinen darin schwebten.
    Sieht aus wie Wasserleichen. Der Schlund ist geöffnet, zweifellos.
    Plötzlich fühlte sich Asmodis von einer ungeheuren Kraft ergriffen. Sie zog ihn durch den Boden in den Schlund hinein. Neben ihm flog ein kleiner Gegenstand mit. Er identifizierte ihn als - Merlins Stern ? Asmodis versuchte ihn zu greifen, wurde aber weggewirbelt. Es dauerte einen Moment, bis der Erzdämon begriff, dass er im Moment ja nur als Anhängsel Zamorras fungierte. Der wurde nun wie ein welkes Blatt im Sturm durch die brüllenden und tosenden Gewalten geschleudert, die hier herrschten. Selbst Asmodis kam sich im Moment winzigklein und nichtig vor. Vor ihnen wirbelte Duval mit weit aufgerissenem Mund. Auch Zamorra schien zu brüllen, aber in dem Chaos hörte Asmodis es nicht. Sie fielen an den treibenden Körpern vorbei, die sie aus toten, weit aufgerissenen Augen und grässlich verzerrten Gesichtern anglotzten. Manche rammten sie sogar und stießen sie seitlich weg. Asmodis wurde klar, dass es sich hier um Wesen handelte, die die Reise durch den Schlund nicht überstanden hatten und darin gestorben waren. Und wer tot war, den schien der Schlund nicht mehr auszuspeien,

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