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0980 - Die Rächerin

0980 - Die Rächerin

Titel: 0980 - Die Rächerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Waffe.
    Dann schoss ich noch einmal.
    Fünf Kugeln hatte ich verbraucht, und auch die fünfte musste getroffen haben. Zumindest hörte ich den Schrei der Person. Das Poltern erklang, weil sie zu hart aufgetreten war, dann wurde sie von der anderen Kraft gepackt und in den Hausflur gedrückt.
    Ich hetzte durch die Wohnung, erreichte die Tür und sah, was geschehen war.
    Die Frau lag auf dem Boden. Sie war wieder sichtbar geworden.
    Die letzte Kugel hatte sie von den Beinen gerissen. Durch den Aufprall war ihr die Krone der Ninja vom Kopf gefallen. Die lag jetzt neben dieser Person, die aus drei Wunden blutete und heftig mit den Beinen zuckte.
    Nebenan wurde die Tür aufgerissen. Suko stürmte nach draußen, hinter ihm sah ich Shao, und beide schauten mich an, wie ich mit gezogener Beretta vor der am Boden liegenden Frau stand, deren Gesicht so wachsbleich geworden war. Ihre Waffe hielt sie noch immer fest. Es war tatsächlich ein Schwert mit schmaler, dunkler und etwas gebogener Klinge, wie es auch Ninja benutzen.
    Bekleidet war die Frau mit einem dunklen Kampfanzug. Der Schnitt ihres Gesichts und die schräg stehenden Augen wiesen auf eine Asiatin hin. Aus dem rechten Mundwinkel sickerte Blut. Die linke Hand hatte sie auf ihre Brustwunde gelegt, als könnte sie so verhindern, dass das Leben aus ihrem Körper rann.
    Als ich neben ihr in die Knie ging, da war sie bereits tot. Sie hatte den Wind gesät und den Todessturm geerntet.
    Wieder einmal schloss ich einer Person die Augen. Für immer.
    Dass sich andere Wohnungstüren öffneten und Mieter herausliefen, um zu glotzen, interessierte mich jetzt nicht. Mir war plötzlich bewusst geworden, dass ich noch lebte und meine Henkerin tot war.
    Auch das war nicht leicht für mich zu verkraften. Die letzten Minuten – oder waren es nur Sekunden gewesen? – musste ich als die Hölle bezeichnen. Ich hatte sie durchschritten, und sie war verdammt lang gewesen, zu lang für mich. Aber es war vorbei, ich konnte mich bewegen, ich war bis auf die kleine Wunde an der Kehle unverletzt, doch das Begreifen machte mir zu schaffen.
    Ich schlich zurück in die Wohnung. Meine weichen Knie härteten sich dabei nicht. Ich brauchte einfach die Stütze und lehnte mich gegen die Flurwand.
    Was draußen gerufen oder gesprochen wurde, interessierte mich nicht. Ich blieb stehen und konzentrierte mich auf mich selbst, weil ich gegen den Schock ankämpfen musste. Eine Begleiterscheinung meiner Erleichterung. Im Nachhinein zitterten die Knie, auch die Arme und die Hände, und selbst mein Blickfeld schwankte, als stünde ich auf der Brücke eines durch hohe See schlingernden Schiffs.
    Erst als Suko die Wohnung betrat und neben mir stehen blieb, konnte ich wieder lächeln. »Ich weiß ja nicht, was da vorgefallen ist, John, aber ich darf dir gratulieren.« Er hielt die Krone der Ninja in der rechten Hand. »Es hat wohl etwas mit ihr zu tun gehabt, denke ich mir.«
    »Bestimmt.«
    »Die Frau war unsichtbar?«
    Ich nickte. »Sie kam, um mich hinzurichten. Dann wollte sie mich köpfen, aber nur, weil ich sie darum gebeten hatte und sie darauf eingegangen ist.«
    Suko machte ein essigsaures Gesicht. »Was sagst du da? Du hast sie gebeten, dich zu köpfen?«
    »Sie hat es ja nicht geschafft.«
    Suko grinste. Bevor er mich stehen ließ, sagte er: »Manchmal sind wir Männer eben doch besser.«
    »Stimmt, du Chauvi.«
    Ich wollte noch allein bleiben. Auf dem Boden sah ich die roten Flecken. Diese Frau musste einen irrsinnigen Lebenswillen gehabt haben, dass sie es überhaupt noch so weit geschafft hatte. Erst im Hausflur war sie zusammengebrochen.
    Bevor ich nach draußen ging, trank ich noch einen Schluck Wasser.
    Ich kam gerade zurecht, um zu sehen, wie Shao eine Decke über den starren Körper legte. Dabei wurde sie von einer Mitbewohnerin angefeindet. »In diesem Haus kann man ja seines Lebens nicht mehr sicher sein. Die dritte Leiche innerhalb weniger Stunden. Das ist ja der nackte Wahnsinn, verflucht noch mal!«
    »Ihnen ist doch nichts passiert.«
    Die Frau lachte kreischend. »Wie lange noch? Wie lange soll das noch gut gehen? Bis wir an der Reihe sind? Irgendwann legt man eine Bombe in dieses Haus, und wir werden unter den Trümmern begraben. Ich hasse diese Bude.«
    »Dann ziehen Sie doch aus«, sagte Shao.
    »Ich?« kreischte die Frau. Sie deutete abwechselnd auf Shao und mich. »Sie müssen ausziehen. Sie sind doch die Störenfriede. Und Ihr komischer Freund gehört auch dazu.« Noch einmal

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