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0980 - Die Rächerin

0980 - Die Rächerin

Titel: 0980 - Die Rächerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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herangetreten und fragte dann mit sanfter Stimme: »Meinst du denn, dass deine Frau dich aushält? Dass du ihr eine Pensionierung zumuten kannst? Es sei denn, du hast ein Hobby, das dich…«
    Er fuhr herum und röhrte dabei wie ein wildes Krokodil. »Ein Hobby! Klar habe ich ein Hobby. Ich fresse Geisterjäger, und die schon zum Frühstück.«
    »Bist du denn jetzt satt?«
    »Leider ja.«
    »Dann kannst du ja weitermachen.«
    Tanner wurde schlagartig ernst. »Suko hat mich schon eingeweiht. Stimmt alles, was er sagte?«
    »Ich weiß zwar nicht, was er dir gesagt hat, aber man wollte mich tatsächlich köpfen.«
    Selbst Chief Tanner bekam eine Gänsehaut und rieb über seinen Hals. »Das gönne ich selbst einem Geisterjäger nicht. Können wir denn davon ausgehen, dass diese Person auch die beiden anderen getötet hat?«
    Ich hob die Schultern. »Möglich ist alles, aber nichts muss sein. Ich hoffe nur, dass wir morgen um diese Zeit mehr wissen.«
    »Ja«, sagte Tanner und zerrte an seinem Filz, nahm ihn aber nicht vom Kopf. »Das hoffe ich auch…«
    ***
    Ohne zu übertreiben, kann behauptet werden, dass die Portobello Road weltbekannt ist. Jeder London-Tourist wird diese Gegend kennen. Sie ist ein MUSS für alle Besucher. Dieser immerwährende Markt, dieser ewige Trödel, die zahlreichen Geschäfte in der Nähe, all das glich einer großen Freilichtbühne, auf der das Großstadttheater mit wechselnden Akteuren ablief.
    Durch den Historischen Markt aber hatte diese Bühne noch einen besonderen Pfiff bekommen. Denn dieser Markt war in die Gegend hineingestellt worden. Man hatte ihn kurzerhand integriert, und so kam es zu den Strömungen, wo sich die Gegenwart und die Vergangenheit mischten und die moderne Elektronik, die ansonsten die Jahrmärkte beherrschte, zumindest nach außen hin nicht vorhanden war.
    Hier liefen die Karussells noch durch Muskelkraft oder durch alte Maschinen. Hier zählte der Mensch in seiner Vielfalt, und man hatte sich schon was einfallen lassen.
    Gaukler, Feuerschlucker, Fakire, Zwerge und Riesen. Menschen ohne Beine oder Arme, gezähmte Tiere, die für Zuschauer ihre Faxen machten, wobei nicht alles den modernen Regeln des Tierschutzes entsprach, aber auch Stände und Buden, an denen die Kunst des Handwerks demonstriert wurde oder man Eß- und Trinkbares kaufen konnte.
    Über dem Markt lag ein Duftgemenge der verschiedensten Gerüche. Vom Popcorn bis hin zum gebratenen Fisch mischte sich da alles durcheinander.
    Und der Markt war angenommen worden. Unzählige Besucher drängelten sich auf ihm, Kinder, Jugendliche, Erwachsene – sie alle hatten ihren Spaß. Es gab keinen Streit, keine Schlägereien, auch wenn die Gestalten noch so bunt aussahen und noch so lärmten.
    Die letzten Stunden hatten wir hinter uns gebracht, ohne ins Büro gefahren zu sein. Suko und ich hatten tatsächlich noch ruhen können, und so fühlten wir uns einigermaßen fit. Aber einen Hinweis auf Shimada oder seine Freunde hatten wir noch nicht entdeckt. Da brauchten wir schon eine genauere Durchsuchung.
    Die erschossene Frau war untersucht worden. Ihren Namen hatte man nicht feststellen können. Wahrscheinlich hatte sie sich illegal auf der Insel aufgehalten und war eingeschleust worden, um ihre tödliche Aufgabe zu erledigen.
    Wir aßen den Fisch, tranken Wasser und hörten den Klängen zu, die aus der historischen Schmiede unsere Ohren erreichten. Sie lag nur einige Schritte von uns entfernt. Ein Schmied und sein Gehilfe arbeiteten am offenen Feuer. Im Schweiße ihres Angesichts.
    Über allem stand der blaue Himmel. Eine herrliche Farbe, die mich an Italien denken ließ. Kaum von einer Wolke bedeckt, sehr weit und blau, spannte er sich über uns, als schien er bis in die Unendlichkeit zu reichen.
    Keiner von uns wusste, ob wir unter Kontrolle gehalten wurden.
    Heimlich beobachtet von einem der zahlreichen Besucher oder Aussteller. Wer mit wem unter einer Decke steckte, würden wir nie herausfinden. Es war auch nicht wichtig. Für uns zählte nur der Weg zum Ziel. Den aber mussten wir finden.
    Eva Karman hatte davon gesprochen. Keiner von uns glaubte, dass sie in den letzten Sekunden ihres Lebens gelogen hatte. Dieser Markt musste für sie und Yakup eine Rolle gespielt haben.
    Shao leckte ihre Finger ab und trocknete sie dann mit einer Serviette ab. Danach trank sie einen Schluck Wasser. Sie sah toll aus in ihrer schwarzen Hose und dem knallgelben Shirt. »Wo würdet ihr denn hingehen, wenn ihr Eva und Yakup wärt?«

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